Landgericht München: Anschlagsdrohungen, Bombenpläne: "Ich hab auf dicke Hose gemacht"

Ein 32-Jähriger verschickt gefährliche Pläne zum Bombenbau und erzählt der Polizei etwas von Terroranschlägen. Der Mann wird verurteilt.
von  John Schneider
Zum Prozessbeginn noch in Handschellen: Jan H. (32)
Zum Prozessbeginn noch in Handschellen: Jan H. (32) © jot

Ein 32-Jähriger verschickt gefährliche Pläne zum Bombenbau und erzählt der Polizei etwas von Terroranschlägen. Der Mann wird verurteilt.

Wie gedankenlos kann man sein? Eine Woche nach dem Amoklauf am OEZ ruft der IT-Systemelektroniker Jan H. (32) bei der Polizei an und faselt etwas von einem bevorstehenden Terroranschlag in Berlin. Als ihn am Freitag der Richter fragt, was ihn dazu getrieben hat, erklärt der 32-Jährige: "Ich hab’ auf dicke Hose machen wollen." Und der Zeitpunkt kurz nach dem Amoklauf? "Zufall."

Die Polizei musste der Sache trotzdem nachgehen. Zwei Stunden nach dem Anruf stehen zwei uniformierte Streifenbeamte vor der Tür des Obergiesingers. Er spielt ihnen Audiodateien vor, die den Verdacht auf Anschläge aber nicht erhärten. Stattdessen setzt der Mann noch einen drauf. Er erzählt den Beamten, dass am nächsten Tag ein terroristischer Anschlag auf den Münchner Hauptbahnhof bevorstehe.

Am nächsten Morgen wird Jan H. auf die Polizeiwache bestellt. Er erscheint mit 1,8 Promille im Blut. Doch nun erzählt er, dass er in der Nacht mit dem Tod bedroht wurde, wenn er über die geplanten Anschläge mehr erzähle. In Wirklichkeit wusste er nichts von irgendwelchen Anschlägen. Das räumt Jan H. über seinen Anwalt Gerhard Bink ein.

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Terrorgeschichten, Bombenpläne, IS-Zeichen: Der Angeklagte wollte sich wichtig machen

Genauso wie den Vorwurf, dass er gefährliche Bombenbaupläne im Netz verschickt hat. Ein LKA-Gutachten kommt zu dem Schluss, dass sich diese Pläne durchaus zumindest teilweise zum Bau echter Bomben eigneten.

Auch den dritten Vorwurf der Anklage streitet der wegen Computerbetrugs vorbestrafte Mann nicht ab. Am 20. September 2015 hatte Jan H. auf seinem Twitter-Kanal unter Pseudonym ein Kennzeichen des verboteten Islamischen Staates (IS) veröffentlicht.

Auf Nachfrage erklärt der 32-Jährige, dass er mit dem IS eigentlich "nichts am Hut" habe. Auch die Ermittler konnten keine extremistischen Neigungen des Angeklagten feststellen. Jan H. wollte sich wichtig machen. Und nutzte dafür die Angst seiner Mitmenschen vor dem islamistischen Terror. "Es tut mir leid", sagt Jan H. in seinem letzen Wort.

Am Ende hält Amtsrichter Sebastian Schmitt ein Jahr Haft für die angemessene Strafe. Im Gegensatz zur Staatsanwaltschaft findet der Richter, dass in diesem Fall die Strafe noch einmal zur Bewährung ausgesetzt werden kann. Was den äußerst nervös wirkenden Mann auf der Anklagebank sichtlich freut. Jan H. verlässt den Saal ohne Handschellen.

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