Landgericht München: 81-Jähriger soll kleine Mädchen missbraucht haben – er schweigt

München - Kinder, die von ihren Müttern einem pädophilen Mann zugeführt wurden, der sich dann an den zum Teil erst fünfjährigen Mädchen verging. Dieses gruselige Szenario schildert die Anklage im Verfahren gegen einen 81-jährigen Rentner. Es war für die Prozessbeobachter zum Auftakt der Verhandlung mitunter kaum erträglich, welche Missbrauchdetails die beiden Staatsanwältinnen da über mehr als eine Stunde vortrugen.
Dem 81-Jährigen, der im Rollstuhl in den Gerichtssaal geschoben wurde, wird aber nicht nur sexueller Missbrauch von Kindern vorgeworfen, sondern auch der Versuch der Anstiftung zur Zwangsprostitution, außerdem soll er sich kinderpornografische Inhalte beschafft haben.
Prozess in München: Mann zahlte mehrere Tausend Euro für Missbrauch
Der Mann habe zwischen 2005 und 2017 im Internet nach Frauen gesucht, die zulassen, dass er sich an ihren Kindern vergeht, so die Anklage. In mindestens zwei Fällen soll die Mutter der Kinder diese selbst zu ihm gebracht haben. Mehrere Tausend Euro soll er für den Missbrauch gezahlt haben.
Vor der Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Matthias Braumandl muss sich auch eine 31-jährige Transfrau verantworten. Sie soll dem 81-Jährigen geholfen haben, ihn aber auch erpresst haben. Die beiden Angeklagten äußerten sich am Dienstag nicht zu den Vorwürfen.
Die 31-Jährige, die als Beruf Visagistin angibt, macht aber Angaben zu ihrem Lebenslauf und erklärt, dass sie zwar offiziell als Mann geführt wird, und jetzt auch im Männergefängnis untergebracht wurde, sie sich aber schon lange als Transfrau fühle.
Auf die Frage des Vorsitzenden Richters, wie er sie denn anreden soll, erklärt sie, dass sie gerne als Frau angesprochen werden möchte. Was das Gericht dann auch tut. Laut Anklage soll sie zwischenzeitlich versucht haben, den 81-Jährigen zu erpressen. Sie drohte, Videos des Missbrauchs öffentlich zu machen. Der Mann zahlte.
Verteidigung stellt Befangenheitsantrag
Noch bevor es zur Sache ging, stellt die Verteidigung des 81-Jährigen einen Befangenheitsantrag gegen das Gericht. Einer der Gründe: Mehrere Prozessbeteiligte hätten jüngst an einem Buch über Sexualstrafrecht zusammengearbeitet und dadurch fehle die für einen fairen Prozess notwendige Distanz zwischen ihnen.
Zudem zweifeln die Verteidiger an der Glaubwürdigkeit einer Zeugin. Jetzt muss eine andere Kammer des Landgerichts über den Befangenheitsantrag entscheiden. Vorsorglich wurde der nächste Verhandlungstermin gestrichen. Am kommenden Dienstag soll es aber weiter gehen. Es wird in jedem Fall wohl ein sehr langer Prozess werden. Das Gericht hat mehr als 30 Verhandlungstage angesetzt. Bis weit ins neue Jahr.