Lärmkarten: So laut ist München wirklich
Während der eine problemlos mit offenem Fenster an einer dreispurigen Hauptverkehrsader schlafen kann, fühlt sich der andere gestresst, wenn das Nachbarskind über den Flur trampelt. Lärm ist subjektiv. Aber er ist auch messbar – und macht viele Menschen krank.
Jetzt zeigen die Lärmkarten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt, welche Münchner besonders betroffen sind.
Wer macht Lärm in München?
Natürlich sind es vor allem die über 700000 zugelassenen Autos, die ordentlich Krach machen. Aber auch Baustellen, quietschende Trambahnen und laute Nachbarn sorgen dafür, dass der Lärmpegel mancherorts weit oben ist.
Wie laut ist Lärm wirklich?
Wann Lärm stört, ist ein subjektives Empfinden – als Brennpunkte gelten Gegenden, in denen mehr als 50 Bewohner im Jahresdurchschnitt von mehr als 67 Dezibel betroffen sind und speziell in der Nacht (22 bis 6 Uhr) von mehr als 57 Dezibel. Zum Vergleich: Ein leiser PC-Lüfter erzeugt 20 Dezibel, ein Auto 70 Dezibel. Ein Flugzeugstart bringt’s auf 130 Dezibel. Viele muten ihren Ohren freiwillig um die 100 Dezibel zu – aus dem Kopfhörer ihres MP3-Players (95) oder beim Tanzen im Club (110). Schon ab 55 bis 60 Dezibel gilt Lärm als belastend.
Wie viele Münchner leiden unter Lärm?
Rund 70 Prozent der Bevölkerung fühlen sich durch häufigen oder andauernden Lärm persönlich gestört. In München sind tagsüber 85100 Menschen an Hauptverkehrsstraßen durch Lärm von 55 bis 60 Dezibel betroffen. Nachts sind es 57800 Münchner. Insgesamt leiden in der Stadt 180000 Menschen. 3000 Münchner müssen gar Lärm in Höhe von 75 Dezibel aushalten. Das ist lauter als ein Staubsauger.
Was bedeutet das für die Lärmbelasteten?
Ein hoher Lärmpegel von 60 Dezibel nervt nicht nur, er kann auf Dauer auch zu gesundheitlichen Schäden führen: Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Gehörschäden, Unlustgefühlen, Aggressionen sowie einer Minderung der Leistungsfähigkeit bis hin zu Bluthochdruck, der das Herzinfarktrisiko erhöht.
Wo ist es in München laut?
Erwartungsgemäß sind besonders die Gebiete, die am Mittleren Ring liegen, von Lärm betroffen. Laut ist’s aber auch am Frankfurter Ring, in der Müllerstraße, Lindwurmstraße, am Candidplatz, der Paul-Heyse-Unterführung und in der Rosenheimer Straße.
Welche Maßnahmen gegen Lärm schlägt die Stadt vor?
Ein flüssiger Verkehr bedeutet weniger Lärm. Deshalb gehören zu den Lärm-Maßnahmen mehr grüne Wellen und die Umleitung des LKW-Verkehrs. Außerdem ein besseres Parkraummanagement, die Förderung des öffentlichen Nahverkehrs, mehr Platz für Radler, lärmarme Fahrbahnbeläge und Geschwindigkeitsreduzierungen. Wenn Autos statt 50 nur 30 km/h fahren, vermindert das die Lärmbelastung um drei Dezibel.
Was tut die Bahn, um Anwohner ihrer Strecken zu schützen?
Das Unternehmen baut heuer 13 Kilometer Schallschutzwände in Untergiesing, Haar, Berg am Laim, Gröbenzell, Trudering, Gronsdorf und Zorneding.
Welchen Lärm der Nachbarn muss ich hinnehmen?
In der Nacht von 22 Uhr bis 6 Uhr sollten Mieter laut Gesetz ruhig sein. Sind die Nachbarn dann laut, kann die Miete unter Umständen gemindert werden. Den Störenden droht eine Abmahnung. Nächtliches Baby- und Kleinkindergeschrei muss hingenommen werden. Wenn aber ältere Kinder am späten Abend zu viel trampeln, springen und schreien, ist das verboten. Im Mehrfamilienhaus muss man einen Streit in gemäßigter Form ertragen. Eine halbe Stunde Ehekrach ist bereits ordnungswidrig. Auch wer ein Tier hat, muss für Ruhe sorgen: Bei lautem Bellen in der Nacht kann es sogar ein Bußgeld geben. Duschen und Baden sind auch nachts erlaubt. 30 Minuten haben Mieter dafür Zeit. Dann muss aber auch alles erledigt sein – inklusive dem Ablassen des Wassers.
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