Lärm, Alkohol, Schlägerei: Feiermeile vor Gericht

Eine Maklerin glaubt, dass ihre Wohnung in der Ottostraße wegen des Lärms rund um die Sonnenstraße nicht mehr bewohnbar ist - und schaltet die Justiz ein.
von  dpa

Eine Maklerin glaubt, dass ihre Wohnung in der Ottostraße wegen des Lärms rund um die Sonnenstraße nicht mehr bewohnbar ist - und schaltet die Justiz ein.

München - Ortstermin in der Ottostraße: Die 8. Kammer des Bayerischen Verwaltungsgerichts wird heute in der Maxvorstadt eine Wohnung besichtigen. Der Grund: Die renommierte Maklerin und Eigentümerin der Räume, Hanna Harthof (Name geändert) glaubt, dass ihre Wohnung im 4. Stock nicht mehr zu vermieten ist. Schuld sei das Münchner Partyvolk.

Wohnen zwischen Maximiliansplatz und Sendlinger Tor, wo sich die Bars und Clubs drängeln? Unzumutbar, findet sie. Hanna Harthof hat deswegen geklagt, um ein so genanntes „Negativattest“ zur Zweckentfremdung bei der Stadt durchzusetzen. „Sie begründet dies mit den Gesamtumständen in der Umgebung der so genannten „Feierbanane“, erklärt das Verwaltungsgericht. Die Wohnung soll als unbewohnbar eingestuft und dann in Gewerberaum umfunktioniert werden.

Eine solche Klage hat es bislang noch nie gegeben. Damit wird der Konflikt zwischen Clubs und Anwohnern auf eine ganz neue (juristische) Ebene gehoben. Dass sich Anwohner über Lärm, Schmutz und Gewalt beklagen und dann klagen, ist nicht neu. Dass Eigentümer aus demselben Grund ihre Wohnungen in Büros oder Praxisräume umfunktionieren wollen schon.

15.000 Menschen sind jedes Wochenende an der „Feierbanane“, die sich vom Sendlinger Tor bis zum Maximiliansplatz zieht, unterwegs. Die Zahl der Straftaten sei deutlich gestiegen, die Zahl der Polizisten wurde aufgestockt. Polizei, Kreisverwaltungsreferat und Club-Betreiber haben Ende 2012 die Initiative „Cool bleiben, sicher feiern“ gestartet, die auch mit Hausverboten und Platzverweisen mehr Ruhe in die Szene bringen soll.

Doch die Anwohner der Ottostraße, die anonym bleiben wollen, erklären, dass sie noch keine Verbesserung spüren: „Besonders schlimm ist es mit dem Verkehr. Dann sind auch viele der Clubbesucher betrunken, krakeelen laut in der Gegend herum.“

Die Probleme mit den Clubbesuchern nerven nicht nur die Anwohner rund um den Maximiliansplatz. Beschwerden häufen sich auch im Glockenbachviertel rund um den Gärtnerplatz und im weiteren Verlauf der Partymeile in der Schwanthalerstraße. Überall dort, wo sich Bars und Clubs häufen und das Partyvolk rastlos um die Häuser zieht und dabei allzu oft Urin, Erbrochenes, zerdepperte Flaschen und um ihren Schlaf gebrachte Anwohner zurücklässt.

Jeden Abend Party bis in die frühen Morgenstunden, das nervt auch die Anwohner in der Schwanthalerstraße. Das größte Problem seien die Schnapsleichen. „Ich muss oft zur Frühschicht raus. Aber es lungern oder schlafen ständig Besoffene im Hauseingang herum“, berichtete eine junge Frau der AZ. „Ich fühle mich bedroht.“

In der Ottostraße kommt ein spezielles Problem hinzu: Der starke Durchgangs- und Parkplatzsuchverkehr. Am Kreuzungsbereich Ottostraße/Max-Joseph-Straße stritten sich öfter Taxler, wer die Clubs zuerst ansteuern dürfe. Es kam zu wahren Hupkonzerten im Minutentakt.

Neu sind die Probleme nicht. Bereits im Juli 2007 machte der CSU-Stadtrat Richard Quaas die Zustände zwischen Ottostraße und Maximiliansplatz zum Gegenstand einer Anfrage: „Laute Musik, durchdringende Bässe, undiszipliniertes Geschrei, lärmende An- und Abfahrten, brummende Motorengeräusche von in langen Schlangen wartenden Taxis, surrende Lüftergeräusche von Kühlcontainern“ würden die Anwohner nerven.

Ist das Wohnen in der Umgebung der „Feierbanane“ also tatsächlich niemandem mehr zumutbar, wie die Wohnungseigentümerin glaubt? Die Verwaltungsrichter haben heute das letzte Wort.

Alles zu Münchens Partymeile lesen Sie im Themenspezial der Abendzeitung

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