Lächeln für die Zyklopenaugen

Ihnen entgeht nichts, sie sind stets auf Sendung und haben alles im Visier. Polizei, Bahn und Stadt alleine haben über 1000 Kameras im Einsatz – seit Dienstag auch in der S-Bahn. An welchen Orten in München Big Brother lauert.
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Jetzt auch in den S-Bahnen: Die Überwachung ist beinahe allumfassend.
dpa Jetzt auch in den S-Bahnen: Die Überwachung ist beinahe allumfassend.

Ihnen entgeht nichts, sie sind stets auf Sendung und haben alles im Visier. Polizei, Bahn und Stadt alleine haben über 1000 Kameras im Einsatz – seit Dienstag auch in der S-Bahn. An welchen Orten in München Big Brother lauert.

Vom Hofjuwelier Carl Thomas aus hat die Überwachungskamera den gesamten Marienplatz im Visier. Gegenüber im Eingangsbereich der Deutschen Bank glotzt das nächste Zyklopenauge von der Decke. Im Bahnhof Marienplatz sind alle paar Meter Überwachungskameras installiert. Im gesamten Stadtgebiet werden wir von den elektronischen Spionen auf Schritt und Tritt überwacht.

Seit Montag sind es nun noch ein paar Spione mehr. Im Laufe des Jahres werden 105 Münchner S-Bahnen mit jeweils 16 Videokameras ausgerüstet - um permanent das Geschehen in den Waggons aufzeichnen zu können.

Die kleinen Spione sehen aus wie kugelförmige schwarze Augen, sind an der Decke montiert und sollen alles im Blick behalten. Das Argument: Mehr Sicherheit in den Münchner S-Bahn-Zügen. Denn bei Bedarf können die Videobänder entnommen und gesichtet werden, um Straftaten schneller aufklären zu können.

„Vor allem aber sollen potenzielle Gewalttäter präventiv abgeschreckt werden“, sagte Bayerns Wirtschaftsstaatssekretär Markus Sackmann. Im vergangenen Jahr habe es elf Raubdelikte und 293 Körperverletzungen im gesamten S-Bahnbereich gegeben. Die Ausrüstung der Züge wird nach Angaben des Staatssekretärs mit rund zwei Millionen Euro vom Freistaat gefördert.

Überwachung bei der MVG

Dabei verfügt die Münchner Verkehrsgesellschaft schon jetzt über die mit Abstand größten Kapazitäten bei der Überwachung. In 96 Bahnhöfen der MVG sind rund 800 Kameras installiert. „Auf 670 hat die Betriebszentrale direkt Zugriff", betont MVG-Sprecher Michael Solic. Auch die verbleibenden 130 Kameras sollen schrittweise in das System integriert werden. Big Brother hat seine Augen inzwischen fast überall. Kaum ein Ort in München ist so flächendeckend im Visier der Wächter wie der Hauptbahnhof. Die Bahn hat alleine dort knapp 60 Kameras postiert. Die Polizei kann im Bedarfsfall auf das elektronisch gespeicherte Bildmaterial zurückgreifen. Das tat sie auch beim brutalen Überfall der U-Bahnschläger auf den pensionierten Schuldirektors Bruno N. im U-Bahnhof Arabellapark.

Nicht nur kann die Polizei auf fremdes Bildmaterial zurückgreifen – zumeist nutzen die Gesetzeshüter ihr eigenes Kontrollsystem. „Es umfasst rund 180 Kameras", sagt Polizeisprecher Gotfried Schlicht, „die meisten dienen allerdings dabei der Verkehrsüberwachung." Die Kameras sind entlang des Mittleren Rings am Altstadtring oder anderen neuralgischen Punkten der Stadt postiert. Zur Identifizierung von Personen seien die Anlagen „eher ungeeignet“, heißt es.

High-Tech-Spione am Orleansplatz

Ganz anders die Polizeikameras, die am Orleansplatz, am Hauptbahnhof und am Stachus montiert sind. Ihre Technik ist so präzise, dass die Beamten in der Einsatzzentrale in der Ettstraße jedes Detail erkennen können. Zu diesen insgesamt sieben High-Tech-Kameras kommen zwölf weitere, die die Polizei saisonal einsetzt. Während des Oktoberfests sind alle zwölf auf der Theresienwiese im Einsatz, in der Adventszeit sind neun am Marienplatz „auf Sendung".

Aber auch Konzerne wie BMW und Siemens lassen ihr Gebäude elektronisch überwachen. Dazu kommen die Landesbank, die Zentralbank, den Privatbanken, Sparkassen, Kameras an Geldautomaten, in Kaufhäusern, an Tankstellen, in Schulen, Krankenhäusern, Museen, Videotheken und beim Bäcker klebt inzwischen eine Minikamera unauffällig in einer Ecke. Sogar beim Brotkaufen schaut Big Brother zu.

Ralph Hub

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