Laborketten kaufen Münchner Praxen auf: Hausärzte warnen vor Investoren

Der Bayerische Hausärzteverband warnt: Immer mehr Investoren würden Praxen übernehmen. Das sei gefährlich für die Patienten – zum Beispiel wegen unnötiger Operationen.
AZ/dpa |
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Der Bayerische Hausärzteverband sieht durch Investoren in Arztpraxen eine Gefahr für die Gesundheitsversorgung. (Symbolbild)
Der Bayerische Hausärzteverband sieht durch Investoren in Arztpraxen eine Gefahr für die Gesundheitsversorgung. (Symbolbild) © Daniel Karmann/dpa

München - Der Bayerische Hausärzteverband sieht durch Investoren in Arztpraxen eine Gefahr für die Gesundheitsversorgung. "In unserem Gesundheitssystem haben sich leider längst Investoren-gesteuerte Arztpraxen etabliert, die rein gewinn-orientiert Operationen vornehmen, die völlig unnötig wären", sagte Verbandschef Wolfgang Ritter der "Augsburger Allgemeinen".

Verbandschef Ritter: "Hier droht unser aller Tod"

In München würden große Laborketten bereits Hausarztsitze aufkaufen und Pharmaunternehmen onkologische Praxissitze übernehmen. "Hier droht unser aller Tod: Denn es breitet sich eine medizinische Versorgung aus, die nicht mehr den chronisch kranken Menschen begleiten und unterstützen will, sondern ausschließlich gewinn-maximiert behandelt", warnte Ritter.

"Nur bei 20 Prozent der Fälle ein Spezialist nötig"

Der Verband begrüßt das von der künftigen Bundesregierung geplante "Primärarztmodell", bei dem der Hausarzt die erste Anlaufstation vor dem Facharzttermin sein soll. Allerdings sehe er Erklärungsbedarf: Vorsorgetermine seien von dem Modell ausgenommen, man könne weiterhin ohne Überweisung zum Zahn- oder Augenarzt. Auch Frauen könnten ohne weiteres zum Gynäkologen gehen.

Allgemeinmediziner könnten etwa 80 Prozent der Fälle lösen, "nur bei etwa 20 Prozent der Patientinnen und Patienten, die zu uns kommen, ist ein Spezialist beziehungsweise eine Spezialistin überhaupt nötig".

Um mehr angehende Medizinerinnen und Mediziner für die Allgemeinmedizin zu begeistern, forderte Ritter eine bessere Bezahlung. Es sei "ein Unding, dass beispielsweise Radiologen aufgrund ihrer gerätebasierten Untersuchungen zu den bestbezahlten Ärzten gehören", während Ärztinnen und Ärzte für Allgemeinmedizin, die sich ganzheitlich um Patienten kümmern, "die beispielsweise das soziale Umfeld mit berücksichtigen und jemanden über Jahre begleiten", bei der Vergütung im unteren Drittel lägen.

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4 Kommentare
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  • marshal am 16.04.2025 14:34 Uhr / Bewertung:

    Dem Problem kann man begegnen, indem Arztsitze nur an natürliche Personen verkauft werden dürfen und durch diese betrieben werden müssen. Dann sind die Konzerne außen vor.

  • Boandl_kramer am 16.04.2025 18:47 Uhr / Bewertung:
    Antwort auf Kommentar von marshal

    Man sollte besser davon absehen die Zahl niedergelassener Ärzte durch "Lizenzen" o.ä. steuern zu wollen. Dabei entstehen immer Fehlallokationen. Das ist auch in München ein Problem. Jeder approbierte Mediziner sollte eine Arztpraxis gründen können dürfen. Ohne dass Dritte da mit reinquatschen.

  • Boandl_kramer am 16.04.2025 12:49 Uhr / Bewertung:

    Der Mann hat recht. Allerdings fehlt da ein wichtiger Punkt. Auch eine Arztpraxis wird i.d.R. als Unternehmen geführt, dass Gewinne erwirtschaften muss. Hausärzte sind weder Angestellte der Krankenkassen noch der Kommunen sondern selbständige Unternehmer.

    Was die Frage aufwirft, ob es überhaupt sinnvoll ist, jede Arztpraxis als Kleinstunternehmen wie eine Würstelbude zu betreiben? Oder ob es nicht besser wäre Praxen zu kommunalen medizinischen Versorgungszentren zusammenzulegen, Ärzte einzustellen und von nichtärztlichen Aufgaben freizuhalten.

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