KVR will Hund wegnehmen: Keine Gnade für Momo?
Kampfhund-Nachfahrin oder brave, betagte Hündin? KVR will Tier seinem Halter wegnehmen – dem Vierbeiner droht das Heim oder der Tod
MÜNCHEN Als Max Seidl seine Mischlingshündin Momo vor elf Jahren geschenkt bekam, hatte der Welpe noch nicht einmal die Augen geöffnet. „Sie war ein ganz kleiner Zwerg, den wir mit der Flasche aufgezogen haben“, erzählt der 52-jährige Münchner. Seitdem hat sich Momo nichts zu schulden kommen lassen – bis auf ein harmloses Gerangel. Doch ausgerechnet dieser eine Zwischenfall hat nun katastrophale Folgen für Hund und Halter: Weil ein Sachverständiger „mit hoher Wahrscheinlichkeit“ davon ausgeht, dass unter Momos Vorfahren ein Kampfhund ist, hat das Kreisverwaltungsreferat (KVR) Seidl die Haltergenehmigung entzogen. Ende dieser Woche muss seine Momo ins Tierheim. „Sie war noch nie eingesperrt – das wäre ihr Tod“, sagt Max Seidl. Doch es gibt nur eine schreckliche Alternative: den treuen Hund einschläfern zu lassen.
Begonnen hatte das Drama an einem Tag im Februar. Max Seidl lud vor dem Haus seiner Lebensgefährtin in der Fasanerie Holz ab. Er hatte vergessen, das Tor zu schließen. Aber das merkte er erst, als draußen Spaziergänger mit einem Hund vorbei liefen. Da war Momo allerdings schon ausgebüxt und mit dem fremden Vierbeiner aneinander geraten. „Dem ist nicht viel passiert – er hatte ein paar blaue Flecken und einen Kratzer“, sagt Seidl, der ein Motorrad-Ersatzteillager betreibt. Er übernahm die Tierarztkosten.
Trotzdem meldeten die Besitzer des verletzten Hundes den Vorfall beim KVR und die Behörde verlangte ein Rassegutachten von Max Seidl. „Ich dachte immer, Momo sei ein Jagdhund-Boxer-Mischling. Leider haben wir zu den Besitzern ihrer Mutter keinen Kontakt mehr und können nichts Genaueres herausfinden“, sagt er.
Der Hunde-Spezialist kam in seiner Beurteilung zu folgendem Ergebnis: „Die Hündin Momo entspricht vom Aussehen überwiegend sowohl in Größe, Gewicht und Farbe einem Hund der Rasse ,American Pit Bull Terrier’“. Diese Tiere gelten in Bayern als Kampfhunde der Kategorie1 und dürfen nicht gehalten werden. Allerdings schrieb der Sachverständige auch: „Aufgrund des hohen Alters und der von der Hündin ausgehenden geringen Gefahr, sowie der Tatsache, dass sie seit dem Welpenalter ohne bekannt gewordenen Vorfall bei Herrn Seidl lebt, empfiehlt der Unterzeichner für die Hündin eine Haltungsmöglichkeit zu schaffen.“
Doch der Sachbearbeiter beim KVR blieb hart. „Kampfhunde sind in Bayern nicht zulässig“, erklärt Sprecherin Daniela Schlegel. Deshalb wurde Max Seidl Mitte November mitgeteilt, dass er Momo nicht behalten darf. „Wir sind völlig verzweifelt“, sagt er. „Meine 84-jährige Mutter ist ganz durcheinander, meine Freundin weint nur noch und ich kann mir ein Leben ohne Momo gar nicht vorstellen.“
Noch gibt es Hoffnung: Max Seidl hat seinen Hund ein zweites Mal begutachten lassen. Diesmal kommt die Expertin zu dem Ergebnis, dass in Momos Adern wohl kein Kampfhund-Blut fließt. KVR-Sprecherin Schlegel: „Wenn er uns dieses Gutachten schnell vorlegt, werden wir es berücksichtigen.“ N. Kettinger