KVR: Jetzt gibt es ein eigenes Filmbüro

München ist als Kulisse so beliebt wie nie zuvor. Das KVR ist mit dem Ansturm allerdings hoffnungslos überfordert. Ein neues Filmbüro hilft jetzt, die Drehs schneller genehmigen zu können.
Florian Zick |
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ARD-Film „Freundinnen“: Senta Berger (links) und Cornelia Froboess an der Isar.
dpa 3 ARD-Film „Freundinnen“: Senta Berger (links) und Cornelia Froboess an der Isar.
„München 7“: Monika Gruber (links) und Christine Neubauer auf dem Viktualienmarkt.
dpa 3 „München 7“: Monika Gruber (links) und Christine Neubauer auf dem Viktualienmarkt.
„Tatort“: Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec mit Ferdinand Hofer (Mitte).
dpa 3 „Tatort“: Udo Wachtveitl (links) und Miroslav Nemec mit Ferdinand Hofer (Mitte).

München - Sie erinnert sich noch ziemlich genau an den 30. August vergangenen Jahres, es war ein Freitag: Da ist Jutta Schornstein um 12 Uhr zum KVR gefahren. „Mit heißen Reifen“, wie sie sagt, denn bekanntlich machen Behörden an Freitagen gerne mal auch schon am Mittag zu – und es war einigermaßen dringend.

Schornstein brauchte noch eine Drehgenehmigung für die Woche darauf. In Haidhausen sollten für den Kinderfilm „Hilfe, ich hab’ meine Lehrerin geschrumpft“ einige Bilder gedreht werden. Am Bordeauxplatz, in der Wörthstraße und am Pariser Platz: Ein paar Straßenszenen, eine kleine Verfolgungsfahrt im Auto – und das eben schon ein paar Tage später. In der Regel hat man in München da überhaupt keine Chance.

Dem bayerischen Film-Fernseh-Fonds (FFF) zufolge gab es vergangenes Jahr in München 3000 Drehtage – was bedeutet, dass eigentlich ständig irgendwo gedreht wird. „Die Stadt ist als Kulisse so beliebt wie nie zuvor“, sagt Anja Metzger, die Chefin der Film-Commission beim FFF. Im November zum Beispiel wurde hier „Bamberski – der Fall Kalinka“ mit Sebastian Koch abgedreht. Star-Regisseur Oliver Stone dreht in München gerade seinen neuen Film über den amerikanischen Whistleblower Edward Snowden – und demnächst sollen hier auch die Dreharbeiten für „Fack ju Göthe 2“ beginnen.

Seit 2008 hat sich die Zahl der Drehgenehmigungen nahezu verdoppelt. Das ist gut für die Außenwirkung der Stadt – überfordert die Behörden allerdings maßlos. Mindestens vier Wochen brauchte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) zuletzt, um eine Drehgenehmigung zu erteilen – oft sogar deutlich länger. Viele Regisseure können und wollen so lange aber nicht warten. Schon ein einfaches Fernsehspiel benötige vier Wochen Vorlauf, erklärt Jutta Schornstein, die freiberuflich als Aufnahmeleiterin arbeitet. Die Auswahl der Motive ist da noch gar nicht eingerechnet. Dann noch mal mehrere Wochen Däumchen drehen, das ginge nicht. Das Drehen in München sei in den vergangenen Jahren jedenfalls richtig schwierig geworden, sagt Schornstein.

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„Da freut man sich über einen Job in der Provinz.“ Viele Produktionsfirmen gehen mittlerweile tatsächlich oft raus aufs Land. Die Filmteams sind heute mit deutlich mehr Technik als früher unterwegs: Vier statt zwei Trucks, 300 statt 150 Meter Stellfläche. So viel Platz ist auf einem Acker eben deutlich leichter zu bekommen als in der Stadt. Mehr als hundert Meter am Straßenrand werden in München ohnehin nicht genehmigt, schon gar nicht im engen Glockenbachviertel oder in Schwabing rund um den Elisabethmarkt. „Dabei wären das natürlich die Orte, die besonders schön sind“, sagt Schornstein.

Die Stadt hat auf die Klagen aus der Filmwirtschaft nun reagiert. Anfang Januar gab es ein Krisengespräch im Rathaus. Dort wurden Maßnahmen in die Wege geleitet, die Münchens Ruf als Filmstadt retten sollen. Seit ein paar Wochen gibt es im KVR nun ein „Servicebüro für verkehrliche Erlaubnisse“. Und: Gestern hat der Kreisverwaltungsausschuss beschlossen, dass München ein „Servicebüro Film“ erhält. Drei Mitarbeiter werden dort künftig ausschließlich Anfragen aus der Medienbranche bearbeiten. Noch heuer soll das Angebot, das die Stadt sich rund 261 000 Euro pro Jahr kosten lässt, starten. Klaus Peter Rupp, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion, ist erleichtert: „Beim Film muss es oft schnell gehen. Durch das neue Servicebüro wird sich die Reaktionszeit der Verwaltung deutlich verkürzen.“

Anja Metzger vom bayerischen Filmförderfonds feiert dieses Filmbüro bereits als „großen Standortvorteil“. Denn eine eigene Behörde für Drehgenehmigungen, die gibt es bislang in den allerwenigsten Städten.

An der Enge der Stadt wird freilich auch das Filmbüro nichts ändern, mehr Parkraum wird dadurch nicht frei. Aber die Drehgenehmigung können bald wohl schneller erteilt werden. Wenn der Stadtrat zustimmt, sollen sich im KVR dann drei neue Leute ausschließlich um die Belange der Filmbranche kümmern.

Hätte es das Filmbüro schon im August gegeben, hätte ihr das die Arbeit erheblich erleichtert, glaubt auch Aufnahmeleiterin Jutta Schornstein. Im Fall von „Hilfe, ich hab’ meine Lehrerin geschrumpft“ hat sie den Dreh aber auch so organisieren können. Sie fand in Wirtschaftsreferent Josef Schmid (CSU) einen Fürsprecher. Der ist Cineast und ein ausgesprochener Förderer der bayerischen Filmwirtschaft. Drei Tage nach ihrem Antrag war die Drehgenehmigung da.

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