Kurse im Kindergarten: Bairisch für Zwergerl

Am Dienstag ist Tag der Muttersprache. Die ehemalige Kinderpädagogin Erika Marschall gibt Dialekt-Kurse für die ganz kleinen Münchner.
von  Martina Scheffler, Lisa Marie Albrecht
"Was is’n des?" Mit dem Kasermandel bringt Kinder-Pädagogin Erika Marschall den Kleinen aus dem Kindergarten St. Franz Xaver in Trudering Münchner Bairisch bei – noch sind die Blicke eher skeptisch.
"Was is’n des?" Mit dem Kasermandel bringt Kinder-Pädagogin Erika Marschall den Kleinen aus dem Kindergarten St. Franz Xaver in Trudering Münchner Bairisch bei – noch sind die Blicke eher skeptisch. © dpa

München - "Guad Moang!", begrüßt die Mittsechzigerin Erika Marschall die 14 noch etwas müden Kindergartenkinder. An diesem Tag lernen sie anhand der Bilderbuchgeschichte vom bairischen Kasermandl, dem Senner, was Rahm ist – Sahne natürlich. "A Weda kimmt", liest Marschall vor. "Was is’n des?" "Ein Sturm!", lautet die Antwort. "Ein Gewitter", verbessert Marschall. Zum Schluss tanzen Buam und Madln gemeinsam: "Aber griaß di, aber griaß di, i hob di so gern, mogst du mi, mog i di, tanz ma mitanander, du und i."

Seit Oktober 2016 hört man diese Klänge jeden Donnerstag im Kindergarten St. Franz Xaver in Trudering. Denn dort ist die Kinderpädagogin Erika Marschall im September in Ruhestand gegangen – um einen Monat später als Bairisch-Lehrerin für die vier- bis sechsjährigen Kindergartenkinder zurückzukehren.

"Wir haben immer ein bisschen was mit Bairisch gemacht", erzählt sie der AZ. "Zum Beispiel verschiedene Lieder gesungen. Dann hatten wir auch mal eine Kindergarten-Oma, die Mundart-Dichterin war. Sie kam aber nur einmal im Jahr. Ich wollte einen richtigen Kurs haben, doch solange ich gearbeitet habe, ging das nicht."

Jetzt gibt Marschall, die eigentlich aus dem Bayerischen Wald kommt, aber schon seit 1973 in München lebt, immer eine halbe Stunde Unterricht im "Münchner Bairisch". Dass man in dieser Zeit den Kindern wirklich Bairisch beibringen kann, dürfe man nicht erwarten, sagt sie – aber man kann eine Grundlage schaffen. Die Kinderpädagogin muss bei Null anfangen, schon seit Jahren ist kein einziges Kind mehr in den Kindergarten gekommen, das Dialekt spricht. Auf Marschalls fröhliches "pfiat di" antworten die Kinder immer noch mit "tschüß".

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Dabei ergäben sich für Kinder, die neben der Hochsprache noch einen Dialekt sprechen, viele Vorteile: Sie hätten Studien zufolge einen größeren Wortschatz, ein besseres Erinnerungsvermögen und seien konzentrierter, führt Horst Münzinger an. Er ist Vorsitzender des Fördervereins Bairische Sprache und Dialekte – und ebenfalls ein "Kindergarten-Opa" im Franz Xaver, wie Marschall die Großeltern der Knirpse nennt. "Man kann damit nie früh genug anfangen", sagt er.

Marschall möchte Bairisch auch an der Grundschule

Bei den Omas und Opas sieht Marschall das größte Potenzial, damit sich ihr Unterricht nach dem Kindergarten nicht verliert: "Es gibt noch relativ viele Großeltern, die Bairisch sprechen und das auch mit ihren Enkeln tun sollten." Aber sie möchte auch erreichen, dass das Projekt an der Grundschule Markgrafenstraße, die zu St. Franz Xaver gehört, weitergeführt wird – bis jetzt ist die Resonanz sehr positiv. Vielleicht gelingt es ja so, die Zwergerl dauerhaft fürs Bairische zu begeistern.

Bis dahin bringt Marschall den Kindern den Dialekt spielerisch näher – mit dem Kasermandl, aber auch mit anderen Büchern wie "Märchen auf Boarisch" oder "Kleeernstl und Kleeronika". Musik und Tanz ist auch immer mit dabei, das lieben die Kinder besonders. Manchmal benennt sie auch einfach Stofftiere auf Bairisch.

15 Lerneinheiten hat sie bis jetzt schon gegeben, ihr nächstes Projekt: Bairisch-CDs mit nach Hause geben, damit sie sich an den Dialekt gewöhnen. Und: Ein großes Fest im Mai, bei dem sie die bairisch- und nichtbairischsprechenden Generationen zusammenführen möchte. Sauba!

Wie gut ist ihr Bairisch? – Testen Sie ihr Wissen im AZ-Quiz!

 
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