Kunsthalle München: CSD-Aktion bei der Viktor&Rolf-Ausstellung

Die Viktor & Rolf-Ausstellung in der Kunsthalle kann man auch durch die queere Brille betrachten. Mit ihren Kollektionen setzen die Designer ein Zeichen für Diversität.
von  Ruth Frömmer
Ein klares Nein zu den Konventionen. Mit ihren Kleidern beziehen Viktor & Rolf immer Stellung. Ob kulturelle, soziale oder geschlechtsspezifische Klischees: Die beiden Designer gehen immer in den Widerstand.
Ein klares Nein zu den Konventionen. Mit ihren Kleidern beziehen Viktor & Rolf immer Stellung. Ob kulturelle, soziale oder geschlechtsspezifische Klischees: Die beiden Designer gehen immer in den Widerstand. © Hannes Magerstädt

München - Es hat lange gedauert, bis Viktor & Rolf Bekanntheit erlangten. Die beiden Niederländer, die sich selbst als Fashion Artists bezeichnen, stellen die Haute Couture auf den Kopf. Klassische Rollenbilder wie die sexy Lady oder die Powerfrau interessieren sie nicht. Ihre Kleider sind Kunstwerke, die ganz zufällig auf einen Körper treffen. Für die klassische Selbstinszenierung als Frau eignen sie sich nicht.

Die zwei Designer kennen sich von ihrer Ausbildung an der ArtEZ University of Arts und wissen, wie man das perfekte Ballkleid schneidert. Aber sie stellen es auf den Kopf. Oder versehen eine romantische Tüllrobe mit Aufnähern, auf denen "Go Fuck Yourself" steht.

Topmodels interessieren Viktor & Rolf nicht

Ob plakativ oder subtil: alle Ausstellungsstücke der aktuellen Schau "Fashion Statements" setzen auf Widerstand gegen das Bewährte. Ein klares "No" ziert viele Kleider und Mäntel. Aber auch leise hörbare Kritik wie eine Schulklasse, die man im Hintergrund vernimmt: Sie zählt monoton, wie auswendig gelernt, weibliche Vornamen auf: Claudia, Linda, Cindy, Naomi und viele weitere Vornamen berühmter Topmodels. Auch diese interessieren Viktor & Rolf nicht.

So stellt sich das Designer-Duo die Outfits der neuen Royal-Generation vor.
So stellt sich das Designer-Duo die Outfits der neuen Royal-Generation vor. © Hannes Magerstädt

Mit dem Thema Geschlechtsidentität spielen die beiden wie mit einer russischen Puppe. Zu Beginn ihrer Karriere konnte sich das Duo keine Topmodels leisten. Und so heuerte es lediglich Maggie Rizer an und stellte sie nur mit einem Kartoffelsack bekleidet auf eine Drehscheibe. Wie einer russischen Matroschka zogen Viktor & Rolf ihr Schicht für Schicht ein Kleid über das andere an. Am Ende hatte das Model rund 70 Kilogramm Stoff am Körper. Die Modelmaße von Maggie Rizer? Irrelevant.

Eine Kollektion trägt den Namen "Wearable Art", tragbare Kunst. Ein paar der extravaganten Kleider, die an Bilderrahmen erinnern, sind ausgestellt. Daneben ist in einem Video zu sehen, wie Viktor & Rolf ihre Models auf dem Laufsteg ausziehen. Die Kleider hängen sie anschließend wie Gemälde an einer Wand auf. Auch hier spielen die einzelnen Models eine untergeordnete Rolle, sie werden bewusst entindividualisiert.

Die Kollektion "Wearable Art" wird dem Model ausgezogen und an die Wand gehängt.
Die Kollektion "Wearable Art" wird dem Model ausgezogen und an die Wand gehängt. © Hannes Magerstädt

Extra für die CSD-Wochen: Diversity-Themenführungen durch die Ausstellung

Körper-Dekoration sind die Kollektionen von Viktor & Rolf nie. Und genau das macht die Ausstellung aus der queeren Perspektive so interessant. Der Begriff Diversität steht für kulturelle Vielfalt, soziale Herkunft, aber auch Geschlechtsidentität. Es gibt kein Thema, das die beiden nicht hinterfragen. So zeigen Viktor & Rolf zum Beispiel auch, wie sie die neue Generation der Royals einkleiden würden. Klassisch Barock mit Pelz und Pomp. Aber auf der Schärpe ist dann zu lesen "Princess? No bitch. Queen!" (Prinzessin? Nein, Schlampe. Königin!, d. Red.).

Im Rahmen der aktuellen CSD-Wochen bietet die Kunsthalle drei Diversity-Themenführungen durch die Ausstellung an. Noch gibt es für alle Termine Karten.

Diversity-Themenführungen:
Mi, 12. Juni, 17.15 Uhr
Do, 13. Juni, 17.15 Uhr
Mi, 19. Juni, 17.15 Uhr
Die Führung dauert jeweils 60 Minuten und ist kostenlos, zuzüglich Eintrittsgeld.


Infos unter www.kunsthalle-muc.de

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