Kulturstrand-Ärger an der Corneliusbrücke: "Ein Saustall"

Deutsche-Eiche-Wirt Dietmar Holzapfel plant an der Corneliusbrücke ein Ludwig-II.-Denkmal. Dass die Urbanauten den Ort als Lagerplatz verwenden, findet er unerträglich.
von  Hüseyin Ince
Bretterverschlag, Paletten, Müllsäcke: Von Kultur ist derzeit wenig zu spüren. Nur ein paar Feiernde verirren sich zum Feierabendgetränk oder auf ein Bier in der Sonne zum Vorsprung der Corneliusbrücke . . .
Bretterverschlag, Paletten, Müllsäcke: Von Kultur ist derzeit wenig zu spüren. Nur ein paar Feiernde verirren sich zum Feierabendgetränk oder auf ein Bier in der Sonne zum Vorsprung der Corneliusbrücke . . . © Hüseyin Ince

München - Sommer, Kultur, Musik, kalte Getränke. So lautet grob gesagt das Konzept des Kulturstrands, den die Urbanauten in der warmen Jahreszeit aufbauen. Für drei Jahre, zwischen 2020 und 2022, haben die Veranstalter den Zuschlag von der Stadt bekommen, hier am Vorsprung der Corneliusbrücke Getränke auszuschenken, Sand aufzuschütten sowie Programme für Groß und Klein zu arrangieren.

2G und Sperrstunde verhindern Kulturstrand im Winter

Weil im Winter die meisten Bars und Kneipen pandemiebedingt erst gar nicht aufsperrten, hatten der Urbanauten-Chef Benjamin David und seine Mitstreiter eine Idee: Warum nicht auch im Winter den Kulturstrand abhalten? Gesagt, beantragt, bewilligt. Doch da gab es einige Haken: "2G in Kombination mit der Sperrstunde ab 22 Uhr - das hätte kaum funktioniert oder sich gelohnt", sagt Urbanautin Ulrike Bührlen.

Daher blieb das Freiluft-Mobiliar der Urbanauten seither auf dem Sand stehen. Müll kam hinzu. "So ein Saustall", sagt Deutsche-Eiche-Chef Dietmar Holzapfel. "Wenn Wirte in der Stadt Freischankflächen einrichten, wird genau draufgeschaut, ob alles ordentlich ist. Aber die Urbanauten dürfen diesen Ort einfach verkommen lassen."

Für Holzapfel ist der Isarbalkon der Corneliusbrücke auch deshalb ein besonderer Ort, weil er hier bald mit seinem Verein "König Ludwig Denkmal" eine einst abgebaute Büste des Märchenkönigs errichten lassen will. Seit Jahren kämpft er dafür. Das frühere Denkmal steht in Teilen im Steinlager der Stadt. Dort werden bereits erste Versuche unternommen, es möglichst originalgetreu wiederherzustellen. "Aber nicht in Originalgröße, sondern in reduzierter Form. Eine romantisierende Ruine", nennt es Holzapfel.

Denkmalschutz statt Freiluftfeier

Spätestens 2023 soll es so weit sein, vielleicht schon Ende 2022. "Aber das hängt davon ab, wann die Restauration der Ludwigsbrücke abgeschlossen ist", sagt Holzapfel. Grund sei, dass derzeit viele Autofahrer über die Corneliusbrücke ausweichen. Und für ihn ist klar: "Sobald das neue Ludwig-II.-Denkmal steht, sollte hier keine Party mehr stattfinden." Als Grund nennt er, welches Schicksal das dortige Ludwig-II.-Konterfei auf einer Säule ertragen musste: "Jemand hat den Kopf Ludwigs in die Isar geschmissen. Er musste rausgefischt werden", ärgert sich Holzapfel.

Kulturstrand-Möbel zurück ins Lager

Bührlen beschwichtigt. "Ich verstehe die Aufregung nicht", sagt sie. Es sei gar nicht beschlossen, dass die Urbanauten hier versuchen, den Kulturstrand zu veranstalten, nachdem das neue Denkmal steht. "Und es ist auch klar, dass während des Aufbaus hier kein Kulturstrand sein kann", sagt sie. Man sei ohnehin gerade dabei, bis zum Sommer das Freiluft-Mobiliar wieder in einem Lager unterzustellen.

"Das hat sich alles pandemiebedingt verzögert. Und auch deshalb, weil wir ja erst Ende des Jahres unsere Idee mit dem Winterkulturstrand verworfen hatten", sagt Bührlen. In einigen Wochen werde der Isarbalkon an der Corneliusbrücke wieder frei sein. "Auch heute wird ein kleines Team weiter aufräumen", sagte sie am Dienstag. Sie finde es außerdem schade, dass Holzapfel sich nicht direkt an sie gewandt habe. "Wir waren regelmäßig in Kontakt. Es gab Gedankenspiele, eine Ludwig-II.-Feier zu veranstalten", sagt sie.

Vorwurf: Zu hohe Bierpreise?

"Herr David wirbt für seine Projekte immer mit den Namen von Leuten, die davon gar nichts wissen", kontert Holzapfel. Rein kommerzielle Interessen wirft er den Urbanauten vor. Der Bierpreis am Kulturstrand sei ähnlich hoch wie in seinem Lokal, "aber ohne Platzmiete und große Nebenkosten", betont er. "Der Kommerzvorwurf ist doch schon uralt. Wir haben ein vielfältiges Kulturprogramm für Jung bis Alt", kontert Bührlen.

Das Kreisverwaltungsreferat (KVR) bestätigt, dass die Urbanauten keine Platzmiete zahlen müssen. Sie seien aufgefordert worden, nach einer Fristverlängerung über Neujahr den Isarbalkon freizuräumen.

Die Urbanauten hatten den Antrag gestellt, bis zum Sommer das Inventar stehenlassen zu dürfen, was die Stadt aber am 17. Januar abgelehnt habe. Die Aufbauten müssen zügig entfernt werden, sagt das KVR.

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