Interview

Kultursprecherin Julia Schönfeld-Knor: "Noch ein langer Weg" zum neuen Gasteig

Die Kultursprecherin der SPD-Volt-Fraktion im Stadtrat erläutert den neuen Beschluss zur Sanierung des Gasteig.
Robert Braunmüller
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Die gebürtige Münchnerin Julia Schönfeld-Knor ist Geschäftsführerin des Moosacher Pelkovenschlössls. Sie wurde 2014 in den Stadtrat gewählt, wo sie sich für Kultur- und Bildungsfragen engagiert
Die gebürtige Münchnerin Julia Schönfeld-Knor ist Geschäftsführerin des Moosacher Pelkovenschlössls. Sie wurde 2014 in den Stadtrat gewählt, wo sie sich für Kultur- und Bildungsfragen engagiert © Archiv

München - Am Mittwoch hat der Stadtrat beschlossen, die Kosten bei der Gasteig-Sanierung auf 450 Millionen zu deckeln und ein Investorenmodell unter Federführung des Baureferats anzustreben. Den Änderungsantrag stellte die grünrote Rathauskoalition, auch die CSU stimmte dafür. Die SPD-Kultursprecherin erklärt den Beschluss.

AZ: Frau Schönfeld-Knor, Sie sprachen im Stadtrat davon, der Mittwoch sei ein guter Tag für die Kultur in München gewesen. Warum ist das so?
JULIA SCHÖNFELD-KNOR: Die Entscheidung ist einerseits ein klares Bekenntnis zum Gasteig, zum Sendlinger Interim und zu den in diesem Kulturzentrum beheimateten Institutionen und andererseits zur Sanierung des Gasteig. Wir geben ein Signal für die Weiterentwicklung der Kultur in dieser Stadt. Das ist im Moment angesichts sinkender Einnahmen keine Selbstverständlichkeit.

Kostendeckel von 450 Millionen Euro

Was wurde denn genau beschlossen? Es gab nach der öffentlichen Sitzung auch einen nicht öffentlichen Teil.
Da ging es nur um Vertragsdetails und Vergaben im Interim. Der Änderungsantrag der grünroten Rathauskoalition beinhaltet einen Kostendeckel von 450 Millionen Euro. Da ist auch die Erstausstattung mit Mobiliar enthalten. Außerdem soll für die Finanzierung der Sanierung ein Investorenmodell geprüft werden.

Es wird ein Investor für den Gasteig gesucht

Was heißt das genau?
Es soll - wie beim Bau des Gasteig in den 1980-er Jahren - ein Investor gefunden werden, der eine Gesellschaft gründet und die Finanzierung übernimmt. Die Stadt zahlt dann Leasingraten ab, wie bisher noch bis 2029 für den ursprünglichen Bau. Das scheint uns bei einem Projekt dieser Größenordnung ein sinnvoller Weg zu sein.

Wer könnte der Investor sein?
Jemand, der langfristig investieren will, Pensionskassen zum Beispiel.

Ich fürchte, dass der Sparwille alles noch teurer macht.
Sicher wird der Investor auch etwas verdienen wollen. Aber im Moment ist angesichts der Haushaltslage die Finanzierung der Sanierung durch die Stadt nicht darstellbar.

Der neue Gasteig mit der verlängerten Glashalle, die nach der Sanierung alle Bereiche des Gebäudes verbinden soll, in einer Darstellung des Architekturbüros Henn.
Der neue Gasteig mit der verlängerten Glashalle, die nach der Sanierung alle Bereiche des Gebäudes verbinden soll, in einer Darstellung des Architekturbüros Henn. © Foto: HENN/Gasteig

Das Projekt soll nicht weiter stocken

Der Stadtrat hätte im Herbst ohnehin noch einmal über die Sanierung entschieden.
Wir wollten uns noch einmal die "Steckbriefe" für die einzelnen Teile der Sanierung zeigen lassen, um gegebenenfalls über Sparmaßnahmen nachzudenken. Der Stadtrat sollte noch einmal eine Eingriffsmöglichkeit haben.

Warum wurde jetzt anders verfahren?
Zuletzt wurden uns vom Gasteig als Einsparungsmöglichkeit nur noch die Sanierung der Philharmonie und die gläserne Kulturbühne angeboten, die alle Bereiche des Kulturzentrums verbinden soll. Das wäre an die Substanz der Planung gegangen. Wir wollen nicht, dass das Projekt weiter stockt. Das Baureferat soll nun das Investorenmodell vorbereiten. Wenn wir jetzt über die Leistungsphase drei und vier abgestimmt hätte, wären zu viele Details festgeschrieben worden. Ein möglicher Investor hätte dann gar keine Möglichkeit mehr, Details zu ändern.

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Ein Generalunternehmer als mögliche Lösung

Wie kann ein Investor noch sparen, ohne dass aus der Generalsanierung eine Grundsanierung wird?
Etwa durch einen Generalunternehmer wie beim Neubau des Volkstheaters. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.

Besteht nicht immer die Gefahr, dass der Sparwille alles noch teurer macht?
Nein. Weil wir Verzögerungen vermeiden wollen. Auch in besseren Zeiten hätte es wahrscheinlich an diesem Punkt der Planung Abstriche gegeben.

Ein Kompromiss für den Gasteig

Hat sich die Rathauskoalition aufeinander zubewegt? Die SPD wollte zuletzt nur eine Grundsanierung, die Grünen eine Generalsanierung mit konzeptioneller Neuausrichtung.
Das stimmt so nicht. Wir waren nie nur für eine Grundsanierung, als die Kosten auszuufern begannen, sondern immer auch für eine akustische Optimierung der Philharmonie und Veränderungen in der Bibliothek. Manchmal muss man einen Schritt zurücktreten, um zwei nach vorne tun zu können.

Zu viele tote Ecken

Wäre die vom Gasteig-Geschäftsführer Max Wagner angestrebte Vernetzung der im Kulturzentrum beheimateten Institutionen nicht auch mit weniger Bauarbeiten möglich?
An dem Punkt sind wir jetzt. Die Sanierung ist eine Riesenchance, denn selbstverständlich brauchen wir Veränderungen an der Philharmonie, eine zukunftsfähige Stadtbibliothek und Verbesserungen für die Volkshochschule. Das Gebäude hat jetzt zu viele tote Ecken und ungenutzte Winkel. Aber nun können ein Investor und das Baureferat noch einmal draufschauen, ob noch mehr Synergien möglich sind. Dass der Stadtrat bereit ist, 450 Millionen in die Hand zu nehmen, zeigt doch, dass es uns wichtig ist, Europas größtes Kulturzentrum weiterzuentwickeln und zukunftsfähig zu machen.

Ich glaube das erst, wenn ich das Ergebnis sehe.
Auch in der leicht gestutzten Form wird die Idee der Neukonzeption sichtbar bleiben. Es ist noch ein langer Weg. Aber wir hätten am Mittwoch auch sagen können: Der Gasteig steht gut da, repariert das Nötigste und dann hält er wieder 20 Jahre.

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