Kulturkampf mit Berlin

 Für Künstler war München bislang ein kaum bezahlbarer Standort, viele hat es fortgezogen. Nun will die Stadt die Abwanderung der Kreativwirtschaft stoppen.
von  Florian Zick
Vorbild "Mixed Munich Arts": Kunstprojekt wie jenes in einem alten Heizkraftwerk in der Katharina-von-Bora-Straße könnte es bald mehrere geben.
Vorbild "Mixed Munich Arts": Kunstprojekt wie jenes in einem alten Heizkraftwerk in der Katharina-von-Bora-Straße könnte es bald mehrere geben. © Petra Schramek

Für Künstler war München bislang ein kaum bezahlbarer Standort, viele hat es fortgezogen. Nun will die Stadt die Abwanderung der Kreativwirtschaft stoppen.

Was einem Künstler stets als Erstes einfällt, wenn er in München einen Raum anmieten möchte: Das kann ich mir nicht leisten! Die horrenden Kosten haben in den vergangenen Jahren zu einem wahren Exodus von Malern, Musikern und Designern geführt. Die Stadt hat die Kulturschaffenden mit ihrem Preisniveau regelrecht vergraut. Viele suchten ihr Glück deshalb anderswo, in Berlin zum Beispiel, einer Stadt, die als viel cooler als München gilt – und die vor allem viel günstiger ist.
 
Doch nun will die Stadt die Abwanderungswelle beenden. Ein siebenköpfiges Kompetenzteam soll Künstler künftig beraten – bei der Existenzgründung, bei der Selbstvermarkung. Aber vor allem: Dieses Kompetenzteam soll auch nach bezahlbaren Räumen für die Kreativwirtschaft Ausschau halten.
„Wir wollen mit Berlin in den Wettbewerb um kreative Köpfe treten“, sagt Josef Schmid, dessen Wirtschaftsreferat die Kursänderung steuern soll. Um da konkurrenzfähig zu sein, fordert Schmid, müsse die Stadt liberaler werden, wenn es um die Erlaubnis der Zwischennutzung leerstehender Gebäude geht.
 
Als Vorbild könnte etwa das Kunstprojekt „Mixed Munich Arts“ dienen. In einem ehemaligen Stadtwerke-Heizkraftwerk in der Katharina-von-Bora-Straße haben dabei Künstler mit ihren Ateliers Platz gefunden – so lange, bis das alte Heizkraftwerk in ein bis zwei Jahren abgerissen wird.
 
Ein vergleichbares Gelände ist zwar momentan nicht in Sicht, aber mit dessen Aufspüren wird schließlich auch das Kompetenzteam beauftragt, das gerade erst zusammengestellt wird. Gut 3,3 Millionen Euro lässt sich die Stadt die Künstlerhilfe in den kommenden fünf Jahren kosten. „Kreative Gründer brauchen die Unterstützung der Stadt“, so Schmid. 
 
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