Kult-Wirt verabschiedet sich: Über das Leben des Putzi Holenia

Mit dem Ende vom Wirtshaus Paulaner im Tal verabschiedet sich nun ein ganz außergewöhnlicher Münchner Wirt: über das Leben des Putzi Holenia.
von  Annette Baronikians, AZ/bar
Der Paulaner im Tal bleibt zu.
Der Paulaner im Tal bleibt zu. © Sigi Müller

München - Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe: Insolvenz beim beliebten Wirtshaus Paulaner im Tal von Putzi Holenia. Die Zeit der Zwangsschließung durch die Corona-Krise machte das Aus unabwendbar, die finanziellen Reserven reichten nicht aus.

Putzi Holenia: Sturer Wirt mit "goldenem Herz"

Damit verliert München nicht nur ein traditionsreiches Wirtshaus, sondern auch einen ganz besonderen Wirt. Einen, den man mit Fug und Recht als Wirte-Original bezeichnen kann. Das fängt schon beim Namen an: Das gastronomische Schwergewicht kam dereinst als Christoph Holenia zur Welt. Doch kaum jemand kennt seinen eigentlichen Vornamen – und es sei dahingestellt, ob Holenia selbst überhaupt auf "Christoph" reagieren würde.

Der Paulaner im Tal bleibt zu.
Der Paulaner im Tal bleibt zu. © Sigi Müller

Fest steht: Putzi nannte den späteren Paradewirt als putziges Butzerl seine Mutter. Das blieb und wurde fast zu einer Art Markenname. Dessen Träger hatte schon immer seinen ganz eigenen Kopf, manche sagen: einen Dickkopf. Putzi, die bayerische Urgewalt, meinte mal selbst: "I bin stur. Des war i immer." Mitunter mag das stimmen, doch wie so oft huschte auch bei diesem gebrummelten Satz ein leichtes Schmunzeln über Holenias Gesicht.

In besseren Zeiten: Putzi Holenia mit der Sau vor dem Paulaner.
In besseren Zeiten: Putzi Holenia mit der Sau vor dem Paulaner. © AZ-Archiv

Wer den Putzi nicht kennt, könnte schon auf den Gedanken kommen, dass dieser mitunter recht grantig ist, zumindest so dreinschaut. Dass sich dahinter aber ein "goldenes Herz" verbirgt, hat man schon mehrfach vernommen – von Menschen, denen Holenia ohne große Worte und Öffentlichkeit aus der Patsche geholfen hat.

"Viele Wirte nehmen sich viel zu wichtig. Wir sind keine Stars."

So richtig bekannt wurde der spätere "Haferlgucker" von TV München mit der St. Emmeramsmühle, deren Wirt er fast 20 Jahre lang war: in den Hoch-Zeiten der Münchner Schickeria. Promis gingen bei ihm ein und aus. Holenia, gern eher wortkarg, damals mittendrin. In eine Schublade ließ er sich eben noch nie zwängen. So sagt er auch: "Viele Wirte nehmen sich viel zu wichtig." Sie seien keine Stars, sondern eben Wirte: Gastgeber. Es geht die Legende um, dass er es deshalb auch abgelehnt hat, Wiesn-Wirt zu werden. "Interessiert mi ned", soll er gesagt haben. Dass diese drei Worte öfter bei ihm fallen, stimmt ohne Frage.

Keine Legende ist auch, dass der Putzi die Wiesn liebt. Dort hat er seine spätere Frau Ingrid, geboren in der Steiermark, kennengelernt und auch mit Frankreichs Kochlegende Paul Bocuse gefeiert. Fotos belegen, dass damals feuchtfröhlich mit Bocuse und dessen Kochbrigade in der Ochsenbraterei gefeiert wurde. Der Starkoch war von Putzi, der fließend Französisch (und Englisch) spricht, so angetan, dass er ihm am Ende seines München-Besuchs eine Ehrenmedaille verlieh. Etwas, das sonst nur verdiente Mitarbeiter des "Kochgotts" erhalten haben.

Wie geht es weiter? "Es kommt einfach, wie’s kommt."

Seinen Fremdsprachenkenntnissen verdankt Holenia so einiges: Frisch nach seiner Lehre zum Brauer zog es ihn damals hinaus in die Welt – und zum Film. Er lernte Schauspielgrößen wie James Coburn oder Charles Bronson kennen. Eines seiner "tollsten Erlebnisse" war, wie er sagt, als er Statist im Film "Gesprengte Ketten" mit Steve McQueen sein durfte. Dem Star sollte Putzi eines Tages dessen Privatwagen holen, doch er hatte keinen Führerschein. Das Ende der Geschichte: "Steve McQueen lernte mir das Autofahren. Wir kurvten mehrfach auf dem Bavaria-Gelände herum."

Putzi Holenia (l.) mit Stuntman Chuck Hayward dereinst als Statist im legendären Kriegsdrama "Gesprengte Ketten".
Putzi Holenia (l.) mit Stuntman Chuck Hayward dereinst als Statist im legendären Kriegsdrama "Gesprengte Ketten". © bar-privat

Film bedeutete für ihn "a Riesen-Gaudi". Er hat "alles gemacht: Ton, Licht, Produktion, auch Stunts und a bisserl geschauspielert". Warum war dann irgendwann Schluss? Prompte Antwort: "Weil ich nimmer g’wollt hab." Er überlegte sich, dass er als gelernter Brauer vielleicht auch ein guter Wirt sein könnte. Gesagt, getan. Der Rest ist Geschichte, erfolgreiche Gastronomie-Geschichte.

Sein beliebtes Wirtshaus Paulaner im Tal hat Putzi Holenia jetzt für immer zugesperrt. Seine "Haferlgucker"-Videos will er weiter drehen und auch sonst wird man hoffentlich noch einiges von ihm zu hören und zu sehen bekommen. Wie lautet doch sein Credo? "Es kommt einfach, wie’s kommt." Fehlen wird dieses charmante (Wirte-)Original aber allemal.

Lesen Sie hier: Aus fürs Paulaner im Tal - was kommt danach rein?

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