Kult-Club in München schließt: Das X-Cess macht dicht!

Einst betrieb Isi Yilmaz den verrücktesten Absturzladen der Stadt. Jetzt macht er Schluss.
Felix Müller |
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Ein letztes Prosit: Isi Yilmaz.
ho Ein letztes Prosit: Isi Yilmaz.

München - Vielleicht haben es die Gäste kommen sehen – 2010, als monatelang Grablichter vor dem verrammelten X-Cess an der Jahnstraße standen. Kommen sehen, dass es nie wieder so werden würde, wie es war. Wirt Isi Yilmaz fand viele Monate später zwar neue Räume an der Sonnenstraße. Doch die alten Stammgäste zogen nicht mit, das Konzept funktionierte am neuen Ort nie so richtig. Jetzt macht Isi Schluss. Am Freitagabend war Abschiedsparty.

"X-CESS GEHT IN RENTE", so nüchtern steht es auf der Facebook-Seite. Für die alten und ehemaligen Stammgäste ein Anlass, nochmal zurückzublicken auf einen Laden, der das Glockenbachviertel in den Nullerjahren prägte, als es dort noch (ein bisserl) wilder zuging als heute. Im X-Cess durfte jeder auflegen – und so wusste man eigentlich nie so richtig, wie der Abend auf den paar Quadrtatmetern zwischen der Tapete voller Frauen-Brüste und dem zugezogenen Samtvorhang laufen würde. Vor allem aber lag das auch an einem dermaßen exzessiven und bunt gemischten Publikum aus Studenten, Isi-Freunden, Linken, Trinkern, Nachbarn, Schwulen, wie man es in München fast nie findet.

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Geknutscht wurde viel, leise war es nie

Der Begriff Wohnzimmer-Bar ist überstrapaziert, aber was soll das X-Cess damals sonst gewesen sein, wenn nicht ein Wohnzimmer, sieben Nächte die Woche für einen da. Isi mit seiner Offiziersmütze verteilte an der Tür Lollis an seine "Sussis und Bubis", feierte selbst viel mit, tanzte vor der Bar, musste als einer der ersten in München Ruhestifter vor die Tür stellen – was die Nachbarschaft auch nicht so recht beruhigte. Über der Tür hing ein Schild "Bitte leise knutschen". Geknutscht wurde tatsächlich viel, leise war es natürlich alles überhaupt nie. Verrückt stattdessen immer.

X-Cess: Münchens neue Feier-Hölle!

Im Rückblick auch verrückt: die Idee, das X-Cess, diese durch und durch besondere Bar, an die Sonnenstraße verpflanzen zu wollen, weg aus einer Nachbarschaft, von der sie trotz allem geprägt war. Hin zu den Touristen, dem Umland-Party-Volk, der Wochenend-Aufregung. Isi nahm jetzt Eintritt, veränderte die Einrichtung, machte nicht mehr an allen Tagen auf. Offenbar hat es nichts genützt. Isi mag nicht mehr.

Das Café King, die Fraunhofer Schoppenstube, der K&K-Club sind längst dicht, der Trachtenvogel schließt um 22 (!) Uhr. Jetzt stirbt mit dem X-Cess der nächste große Name der Nullerjahre im Glockenbachviertel. Neu eröffnen Tagescafés, Biomärkte, Luxuswohnungen. Vielleicht stellt an der Sonnenstraße ja zumindest nochmal jemand ein Grablicht auf.

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