„Kulisse“ mit zweiter Bühne

Das Münchner Theater-Restaurant neben den Kammerspielen expandiert. Junior-Chef Sachsenhauser wird „Förster“ im Ausflugslokal Forsthaus Wörnbrunn. Graeter weiß mehr  
von  Michael Graeter
Wachablösung: Senior Hans Sachsenhauser übergab die Theater-Oase seinem Sohn Johannes.
Wachablösung: Senior Hans Sachsenhauser übergab die Theater-Oase seinem Sohn Johannes. © Daniel von Loeper

Das Münchner Theater-Restaurant neben den Kammerspielen expandiert. Junior-Chef Sachsenhauser wird „Förster“ im Ausflugslokal Forsthaus Wörnbrunn. Graeter weiß mehr

Die „Kulisse“ ist eigentlich eine Hauptbühne, der zeitlose Lichtblick der inzwischen zur gastronomischen Diaspora verkommenen Maximilianstraße. Dort sitzen seit über 50 Jahren nicht nur die Stars der Münchner Kammerspiele, sondern auch Jetsetter aus aller Welt.

Früher waren es Meister-Regisseur Fritz Kortner oder Mario Adorf, heute trinken dort gern Bayern-Helden wie Bastian Schweinsteiger und Oliver Kahn oder Großaktionär Mick Flick, Senta Berger oder Helmut Dietl ihren Cappuccino. Nachdem es kein Opern-Espresso (Brischitt lebt jetzt in Wien und ist glücklich verheiratet) und kein Roma (Standort von Gucci) mehr gibt, ist die Kulisse mit ihrer Flanier-Terrasse neben der Bar München und dem Groß-Restaurant Brenner (weiter vorn) der einzige Marktplatz für gehobenen Plausch auf der goldenen Einkaufs-Straße „Maxistreet“.

Der Dauerbrenner unter Münchens Lokalen floriert als Theater-Restaurant seit drei Generationen in der Hand der Muster-Gastro-Familie Sachsenhauser. Junior Johannes hat den akkuraten Kojak-Papa Hans abgelöst und steuert die Kulisse mit Partner Harald Steiner. Ab Ende des Jahres nimmt das Duo auch noch das Forsthaus Wörnbrunn in Angriff, wo letztes Jahr der Rekordmeister FC Bayern seine Weihnachtsfeier abhielt. „Es hat sich bei unseren Gästen schon etwas herumgesprochen und wir haben gesehen, das es gut passt. Die Verlängerung der Grünwalder Straße ist jetzt die Maximilianstraße“ für uns“, sagte Johannes Sachsenhauser.

Das gemütliche Bauernhof-Restaurant am Stadtrand von München, in der Nähe von Grünwald, hat schon einige Wirte gesehen. Ich kenne das Lokal noch aus der Zeit, als es Sepp Adam gehörte. Am Stammtisch saßen dort immer Sporthaus-Chef Klaus Scheck, Boettner-Bonaparte Roland Hartung, Franz Beckenbauers Anwalt Beppo Heindl (verlor nie einen Scheidungsprozess und war gefürchtet) sowie Schorsch Distler und sein Vater, Großmetzger Georg Distler, der die haltbare Weißwurst in der Dose für den weltweiten Versand erfand, und mir als jungem Spund den Ratschlag gab: „Für die Existenz brauchst die drei G’s: Geld, Grund, Gold.“

Wegen ständiger Sorge bezüglich eines guten Kochs verkaufte Sepp schließlich das Kleinod am Waldesrand. Der heutige Nockherberg-Großgastronom und Wiesnwirt Peter Pongratz machte durch unermüdlichen Einsatz das „Forsthaus Wörnbrunn“ zum Renner. Legendär war auch das längere Gastspiels des Münchner Wirte-Napoleons Richard Süßmeier, nicht nur wegen der besonders urigen Faschingsfeste. Der Mietvertrag des aktuellen Wirts, Franz Schmid, läuft Ende des Jahres aus. Die Seele des Hauses, Edith Pongratz, soll dem Wörnbrunn unter den neuen „Förstern“ erhalten bleiben. „Sie ist der Liebling der Gäste“, sagte Johannes.

 

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