Kufflers: Eine Familie zum Feiern
Auf dem Wagen fährt Stephan Kuffler nicht mit. „Das hatten wir ein, zwei Mal gemacht – aber er hängt da die ganze Zeit am Telefon, das macht mich irre“, sagt Doris Kuffler. Also begrüßt ihr Sohn die Gäste beim Weißwurstfrühstück im Spatenhaus und fährt dann allein rüber zur Wiesn. Wartet mit Bruder Sebastian im prachtvoll geschmückten Weinzelt.
„Das Schlimme ist ja, dass es eigentlich wirklich nichts mehr zu tun gibt“, sagt der Junior-Wiesnwirt. „Da hat man viel zu viel Zeit, sich Gedanken zu machen, was alles schieflaufen könnte. Wenn ich noch einen kleinen Fehler finde, bin ich richtig erleichtert.“ Doris und Roland Kuffler steigen derweil mit ihren Gästen auf den Wagen. Den befreundeten OB nehmen sie nach dem Weißwurstfrühstück mit bis zum Sammelpunkt, wo er umsteigt zu Schottenhamels.
Neben dem Wagen laufen die Winzer der Gemeinde Sommerach – „die, die früher von ihren Eltern im Kinderwagen mitgeschoben wurden, laufen heut’ selbst mit ihren Kindern mit“, sagt Doris Kuffler. Gerade ist sie besonders stolz auf „ihre Winzer“, denn der Weinort ist als eins der schönsten Dörfer im Freistaat ausgezeichnet worden.
Dann der Stopp, vorm Zelt. Die Mitarbeiter, die Spalier stehen, begrüßt sie mit Handschlag.
Und wenn die Winzer der Dame des Hauses – im Wechsel Doris Kuffler und die Frau ihres Sohnes, Stephanie – das riesige Glas voll Veltliner überreichen, dann geht die Wiesn richtig los, im Weinzelt. Dieses Jahr spielen die Sumpfkröten im zehnten Jahr hier: Als Roland Kuffler die gefleckten Kuh-Lederhosen der sechs Österreicher zum ersten Mal sah, waren sie ihm peinlich. „Ich dachte, ich seh’ nicht recht!“, heute sind sie Kult.
Abends spielt die Högl Fun Band, da klirren die Wein- und Weißbiergläser. Promis gehen hier ein und aus, und wenn die anderen Zelte schließen, will die halbe Wiesn noch für ein Stünderl rein.
Roland Kuffler ist nach wie vor da, jeden Tag, betreut die Hausboxe. Doris Kuffler hat das Ruder aus der Hand gegeben. Mittags schaut sie öfter vorbei, „aber wir müssen ja nicht immer zu Viert da umhertun, für die Jungs reicht’s, dass sie den Vater auf dem Kopf haben.“
Sohn Stephan ist seit 2000 offiziell Wiesnwirt, genauso tatkräftig packt Sohn Sebastian an. Meist kommt er später und bleibt bis zum Schluss. „Aber der Basti steht nicht so gern in der Öffentlichkeit“, sagt Doris Kuffler.
Roland Kuffler, der war früher auch so. „Fernsehinterviews, Presse, das habe ich übernommen“, sagt seine Frau. Die beiden sitzen im Spatenhaus, sie trinkt einen Cappuccino, und Roland Kuffler, der möchte jetzt den Ochsenmaulsalat testen, den es dieses Jahr neu auf der umfangreichen Wiesnkarte gibt. In der Küche wird à la Minute gearbeitet, und neben Gutbürgerlichem gibt’s für die Gäste auch Austern, gegrillte Jakobsmuscheln oder Spareribs mit Thai-Barbeque-Sauce.
Zu viele Zwiebeln“, lautet das Chef-Urteil, „das gehört so“, sagt Stephan Kuffler, der gerade dazugestoßen ist. In der Hand zwei Versionen der Klammern, die die Bedienungen tragen werden. Wenn sich alle drei jetzt sehen, dann geht es nur noch um eins.
Einen Monat ist es noch hin. Das Zelt, Nymphenburg Sekt, dass Kufflers ’99 gekauft und damit nicht nur Pächter, sondern Eigentümer sind, steht. „Die Wiesn ist immer aufregend, egal wie viele Jahre man das macht“, sagt Doris Kuffler. „Wenn ich am ersten Samstag in die Stadt reinfahre und lauter Leute in Dirndl und Lederhosn sehe – das ist ein einmaliges Gefühl.“
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