Kürzungen im ÖPNV: Das Spar-Programm der MVG

Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen. Was steckt dahinter?
von  Christina Hertel
Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen.
Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen. © imago images/Michael Gstettenbauer

München - Eigentlich gibt es im grün-rot regierten Rathaus einen Traum: Möglichst viele sollen ihr Auto abschaffen und dort, wo früher einmal Parkplätze waren, sollen die Leute Kaffee trinken oder Bäume wachsen. Dieser Traum könnte platzen. Denn statt den ÖPNV auszubauen, streitet das Rathaus darum, wie viel beim ÖPNV gekürzt werden soll.

Stadt will bei ÖPNV 25 Millionen sparen

Mobilitäts- und Wirtschaftsreferat schlagen in einer gemeinsamen Beschlussvorlage Maßnahmen vor, bei Bus, Tram und U-Bahn 24,6 Millionen Euro einzusparen. Die Angebotsreduzierungen bedeuten, "merkliche Einschnitte im ÖPNV und für die Münchner Bevölkerung", so steht es in den Unterlagen.

Tatsächlich geht es nicht mehr nur darum, ob einzelne Bushaltestellen am Stadtrand noch angefahren werden – sondern um die Frage, wie gut der Takt bei U- und Tram-Bahnen noch ist. Folgende Kürzungen stehen im Raum:

  • Auf der Linie U4 zwischen Theresienwiese und Arabellapark soll die U-Bahn bloß noch alle zehn Minuten fahren. Auch die Verstärker-U-Bahn, die auf der U6 im Abschnitt Münchner Freiheit und Harras einen 3 1/3 Takt ermöglichte, soll wieder abgeschafft werden. Die U7 soll in den Weihnachts- und Sommerferien ganz entfallen.
  • Bei der Tram soll es nach 20 Uhr keinen Zehn-Minuten-Takt mehr geben. Und an Wochenenden soll die Tram erst ab 11 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fahren. Den gleichen Vorschlag gibt es für den Metrobus, also die Linien mit zweistelligen Nummern. Die Tram-Linie 28, die vom Scheidplatz zum Sendlinger-Tor verläuft, soll an Sonn- und Feiertagen ganz entfallen.
  • Auch nachts wieder nach Hause zu kommen, wird mühsamer: Die Nachttrams N19 und N27 sollen am Wochenende zwischen Pasing und der Innenstadt bzw. zwischen Petuelring und dem St.-Martins-Platz nicht mehr alle 15 Minuten kommen. Die Nachtbus-Linien N40, die vom Klinikum Großhadern über die Stadtmitte in den Norden zum Kieferngarten fährt, soll ebenso wie die N41 (Fürstenried - Feldmoching) nicht mehr alle 15 Minuten fahren. Die Expressbus-Linien X30 (Harras - Arabellapark) und X35 (Moosach Bahnhof - Alte Heide) sollen komplett gestrichen werden. Bei weiteren Buslinien entfällt der Zehn-Minuten-Takt.

SPD-Verkehrsexperte kritisiert CSU-Wirtschaftsreferenten

Der Verkehrsexperte der SPD Nikolaus Gradl betont, dass seine Partei das ÖPNV-Angebot im nächsten Jahr erhalten will. "Der Wirtschaftsreferent schlägt dem Stadtrat weiter eine Kürzung des Nahverkehrs vor, während wir diesen ausbauen wollen", meint er.

Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner wehrt sich gegen diese Schuldzuweisung. Auch er sei ganz klar gegen eine Kürzung des ÖPNV. Nur herrsche noch immer Unklarheit darüber, woher das Geld für den Öffentlichen Nahverkehr kommen soll. Darüber streitet das Rathaus nun seit Monaten.

Eigentlich verpflichtete sich die Stadt einst, einen Deckel von 100 Millionen Euro bei den Zuschüssen für das Leistungsprogramm der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht zu reißen. Nun meldete die MVG allerdings weitaus mehr Geld an. Baumgärtner plädiert dafür, dass die Mittel dafür dem Haushalt der Stadt entnommen werden sollen. Die Kürzungen im Leistungsprogramm seien von seiner Seite her nur ein Vorschlag, falls der Stadtrat sich dagegen entscheidet, mehr als 100 Millionen Euro zu investieren, so erklärt es Baumgärtner.

Der Verkehrsexperte der Grünen, Paul Bickelbacher ist zuversichtlich, dass bald eine Lösung gefunden wird – ohne das Programm so drastisch zu kürzen. Allerdings wirkt der Streit festgefahren. Der Stadtrat hätte das Leistungsprogramm eigentlich schon im Sommer verabschieden sollen. Warum gibt es immer noch keine Einigung? Ein Grund sei, dass München, um die Klimakrise zu bewältigen, auf mehr Geld aus Berlin hoffte, meint Bickelbacher.

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