Kürzungen im ÖPNV: Das Spar-Programm der MVG

Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen. Was steckt dahinter?
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Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen.
Reduzierte Takte bei U-Bahn, Tram und Bus schlägt das Rathaus vor, um fast 25 Millionen Euro einzusparen. © imago images/Michael Gstettenbauer

München - Eigentlich gibt es im grün-rot regierten Rathaus einen Traum: Möglichst viele sollen ihr Auto abschaffen und dort, wo früher einmal Parkplätze waren, sollen die Leute Kaffee trinken oder Bäume wachsen. Dieser Traum könnte platzen. Denn statt den ÖPNV auszubauen, streitet das Rathaus darum, wie viel beim ÖPNV gekürzt werden soll.

Stadt will bei ÖPNV 25 Millionen sparen

Mobilitäts- und Wirtschaftsreferat schlagen in einer gemeinsamen Beschlussvorlage Maßnahmen vor, bei Bus, Tram und U-Bahn 24,6 Millionen Euro einzusparen. Die Angebotsreduzierungen bedeuten, "merkliche Einschnitte im ÖPNV und für die Münchner Bevölkerung", so steht es in den Unterlagen.

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Tatsächlich geht es nicht mehr nur darum, ob einzelne Bushaltestellen am Stadtrand noch angefahren werden – sondern um die Frage, wie gut der Takt bei U- und Tram-Bahnen noch ist. Folgende Kürzungen stehen im Raum:

  • Auf der Linie U4 zwischen Theresienwiese und Arabellapark soll die U-Bahn bloß noch alle zehn Minuten fahren. Auch die Verstärker-U-Bahn, die auf der U6 im Abschnitt Münchner Freiheit und Harras einen 3 1/3 Takt ermöglichte, soll wieder abgeschafft werden. Die U7 soll in den Weihnachts- und Sommerferien ganz entfallen.
  • Bei der Tram soll es nach 20 Uhr keinen Zehn-Minuten-Takt mehr geben. Und an Wochenenden soll die Tram erst ab 11 Uhr im Zehn-Minuten-Takt fahren. Den gleichen Vorschlag gibt es für den Metrobus, also die Linien mit zweistelligen Nummern. Die Tram-Linie 28, die vom Scheidplatz zum Sendlinger-Tor verläuft, soll an Sonn- und Feiertagen ganz entfallen.
  • Auch nachts wieder nach Hause zu kommen, wird mühsamer: Die Nachttrams N19 und N27 sollen am Wochenende zwischen Pasing und der Innenstadt bzw. zwischen Petuelring und dem St.-Martins-Platz nicht mehr alle 15 Minuten kommen. Die Nachtbus-Linien N40, die vom Klinikum Großhadern über die Stadtmitte in den Norden zum Kieferngarten fährt, soll ebenso wie die N41 (Fürstenried - Feldmoching) nicht mehr alle 15 Minuten fahren. Die Expressbus-Linien X30 (Harras - Arabellapark) und X35 (Moosach Bahnhof - Alte Heide) sollen komplett gestrichen werden. Bei weiteren Buslinien entfällt der Zehn-Minuten-Takt.

SPD-Verkehrsexperte kritisiert CSU-Wirtschaftsreferenten

Der Verkehrsexperte der SPD Nikolaus Gradl betont, dass seine Partei das ÖPNV-Angebot im nächsten Jahr erhalten will. "Der Wirtschaftsreferent schlägt dem Stadtrat weiter eine Kürzung des Nahverkehrs vor, während wir diesen ausbauen wollen", meint er.

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Wirtschaftsreferent Clemens Baumgärtner wehrt sich gegen diese Schuldzuweisung. Auch er sei ganz klar gegen eine Kürzung des ÖPNV. Nur herrsche noch immer Unklarheit darüber, woher das Geld für den Öffentlichen Nahverkehr kommen soll. Darüber streitet das Rathaus nun seit Monaten.

Eigentlich verpflichtete sich die Stadt einst, einen Deckel von 100 Millionen Euro bei den Zuschüssen für das Leistungsprogramm der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) nicht zu reißen. Nun meldete die MVG allerdings weitaus mehr Geld an. Baumgärtner plädiert dafür, dass die Mittel dafür dem Haushalt der Stadt entnommen werden sollen. Die Kürzungen im Leistungsprogramm seien von seiner Seite her nur ein Vorschlag, falls der Stadtrat sich dagegen entscheidet, mehr als 100 Millionen Euro zu investieren, so erklärt es Baumgärtner.

Der Verkehrsexperte der Grünen, Paul Bickelbacher ist zuversichtlich, dass bald eine Lösung gefunden wird – ohne das Programm so drastisch zu kürzen. Allerdings wirkt der Streit festgefahren. Der Stadtrat hätte das Leistungsprogramm eigentlich schon im Sommer verabschieden sollen. Warum gibt es immer noch keine Einigung? Ein Grund sei, dass München, um die Klimakrise zu bewältigen, auf mehr Geld aus Berlin hoffte, meint Bickelbacher.

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20 Kommentare
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  • gubr am 23.11.2022 08:46 Uhr / Bewertung:

    Das kommt davon wenn man gewissen radikalen Gruppen nachgibt, die einen superbilligen ÖPNV fordern. Das Geld für den Betrieb muss ja von irgendwo herkommen. Subventionen der Tickets, nur für die, die es wirklich nötig haben wäre viel sinnvoller.

  • OutOfCoffee am 22.11.2022 21:39 Uhr / Bewertung:

    Einfach mal die Kirche in Deutschland abschaffen und die Kirchensteuer und die Kirche ganz regulär Steuern zahlen lassen und auch den Religionsunterricht in den Schulen abschaffen und schon werden mehrere Milliarden an Geldern frei. Allein für den Religionsunterricht an Schulen werden vom Staat mehr als 4Mrd. Euro pro Jahr raus geblasen.

  • Wickie712 am 22.11.2022 17:44 Uhr / Bewertung:

    Wenn man jetzt in diesem Internet mal goggelt nach Gehalt vom U Bahnfahrer, Brutto 2320 Euro. Leider ist dieses Gehalt kein Anreiz diesen Job auszuüben. Auch wenn jeder einezelne Wertvoll für die Infrastruktur ist.
    Strecken einstreichen, dabei wirds nicht bleiben. Mit dem 49 Euro Ticket werden die Kommunen oder Verkehrsgesellschaften erstmal ein Minus einfahren, auch wenn der Bund wieder für den Differenzbetrag vielleicht aufkommen will.
    Es war absehbar, dass aufgrund von Personalnot weniger zur Verfügung stehen wird. Es wird auch nicht besser.

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