Krypto-Deal: Münchner verliert 1,4 Millionen Euro

München - Im Internet wimmelt es von Erfolgsgeschichten, in denen Menschen mit wenig Kapital und noch weniger eigener Arbeit quasi über Nacht steinreich wurden. Allerdings kann man auch ganz schnell ein Vermögen verlieren, wie jetzt ein 59 Jahre alter Münchner erfahren musste.
Beim Krafttraining tauschen die beiden Männer Finanztipps aus
In einem Fitnessstudio lernte der Münchner einen Mann kennen, der sich Mike nannte und behauptete, dass er ein Händchen für Geschäfte im Internet habe. Mike schwärmte von Investitionen in sogenannte NFTs (non fungible tokens), einem Kryptowert, der im Gegensatz zu Kryptowährungen aber einmalig und nicht teilbar ist. Das angebliche Finanz-Genie prahlte, welch sagenhaften Reichtum er damit in kürzester Zeit angehäuft habe.
Zum Beweis lieferte Mike gleich ein paar Tipps für den Münchner. Der erzählte zwischen Hantelbank und Laufband, dass auch er durchaus kryptoaffin sei und entsprechende Erfahrung habe. Der 59-Jährige bekam von seinem neuen Trainingspartner "mehrere NFTs zum An- und Verkauf", berichtet Kriminalkommissar Christoph Meier vom Kommissariat K 72.
Anfangs scheint das Geschäft satte Gewinne abzuwerfen
Der Münchner lud sich einige Apps herunter und investierte zunächst nur wenige Hundert Euro. Die brachten, wie von Mike versprochen, scheinbar auch satte Gewinne. Im Verlauf mehrerer Wochen hatte sich auf dem Account augenscheinlich ein Vermögen in Millionenhöhe angesammelt, sagt Fahnder Christoph Meier. Laut Computer summierte sich das Krypto-Vermögen auf elf Millionen Euro. So dachte jedenfalls der 59-Jährige.
Extrem hohe Gebühren und Sicherheitsleistungen
Für Käufe und Verkäufe waren immer wieder satte Gebühren zwischen zehn und 20 Prozent der gehandelten Summen fällig. Zudem sollte er aus eigenem Vermögen hohe Summen als Pfand hinterlegen. "Eine eher ungewöhnliche Praxis bei seriösen Finanzgeschäften", sagt Christoph Meier.
Rund 1,4 Millionen Euro bezahlte der Münchner zwischen September und Dezember 2023 in Form der Kryptowährung USDT, wie die Polizei am Montag mitteilte. Oft sind es anfangs nur geringe Beträge, sagt Ermittler Meier, doch das kann sich sehr schnell steigern. Am Ende beherrscht oft nackte Angst die Geschädigten, aus Sorge, Geld zu verlieren, überweisen sie immer weiter hohe Beträge. Manche nehmen dabei sogar Schulden auf, so der Experte von K72.
Der Traum platzt, als der Münchner etwas von den elf Millionen abheben will
Als der 59-Jährige sich schließlich einen Teil seiner angeblichen so fett sprudelnden Gewinne auszahlen wollte, gab es plötzlich die ersten Probleme. Mike erschien nicht zu vereinbarten Treffen, er ließ Videokonferenzen platzen und war schlagartig auch nicht mehr über WhatsApp zu erreichen.
Der dubiose Finanzberater entpuppt sich als Phantom
Der 59-Jährige ahnte, dass er mit den Finanztricks aufs Kreuz gelegt worden war und erstattete Anzeige. Seitdem ermittelt das Kommissariat K72. Mike behauptete, er sei in Taiwan geboren. Zumindest ist ein Teil des Geldes Richtung Asien verschwunden, fanden die Ermittler heraus. Eine Handynummer führte nach Belgien, doch auch diese Spur verlief im Sande.
Ungewöhnlich an diesem Fall ist, so betont Christoph Meier, dass das Opfer in der realen Welt geködert wurde und nicht via Internet oder Callcenter-Agenten. Mike sprach sein Opfer in einem Fitnessstudio in Laim an. Selbst richtiges Mitglied war er dort aber nie.
Bilder und Informationen zum Gesuchten finden Sie hier.
Darauf sollten Sie unbedingt bei Finanzgeschäften achten
Die Polizei warnt vor der Betrugsmasche mit Kryptowährungen und ähnlichen Finanzprodukten: "Werden Sie grundsätzlich misstrauisch, wenn Ihnen schnelle Renditen versprochen werden, die höher als die derzeitigen Zinsen sind, die herkömmliche Banken auf Festgeldkonten anbieten." Skepsis ist auch angebracht, wenn Geld ins Ausland überwiesen werden soll oder verlangt wird, Geld zuerst in Kryptowährungen zu tauschen.