Kroatien: Münchner Erzieher begrapscht 14-Jährigen
KRK/MÜNCHEN - Im Sommerferien-Camp auf der kroatischen Insel Krk belästigt der 57-Jährige einen Jugendlichen sexuell. Die Polizei greift ein und weist den Mann aus – doch jetzt ist er auf freiem Fuß
Der Campingplatz Ježevac auf der kroatischen Insel Krk ist ein Paradies für Kinder. Der Strand liegt gleich nebenan, die azurblaue Adria lädt zum Baden ein. Der große Spielplatz und die freundlichen Animateure lassen auch im Drei-Sterne-Camp keine Langeweile aufkommen. Seit fünf Jahren verbringen die Kinder eines Münchner Jugendheims für Schwererziehbare hier ihre Sommerferien. Nicht nur sie Freude sich auf ausgelassene Tage am Meer. Auch der 57-Jährige pädophile Erzieher Klaus-Jürgen H.
Die Polizei von Krk kontrolliert regelmäßig das 11 Hektar große Areal, auf dem mehr als 2000 Camper unterkommen. Auch in der Nacht von Freitag auf Samstag sind Beamte hier unterwegs – und werden Zeugen eines brutalen Überfalls. Mehrere Jugendliche im Alter von 12 bis 16 Jahre prügeln auf einen älteren Mann ein. Es ist Klaus-Jürgen H. Die Polizisten greifen ein, die Jugendlichen lassen von ihrem Opfer ab. Doch eines erscheint merkwürdig: Die Jugendlichen haben keine Angst vor den Beamten. Im Gegenteil.
Ein 14-Jähriger erzählt ihnen Schockierendes: Klaus-Jürgen H. habe ihn an einen abgelegenen Platz gelockt und angefasst. Danach sei der Bub weggerannt und habe seine Freunde verständigt. Die wollten sofort Rache nehmen. Schnell wird den Beamten klar: Hier geht es um sexuellen Missbrauch. Und: Das Opfer ist in Wahrheit der Täter.
Es ist nicht das erste Mal, dass Klaus-Jürgen H. auffällig ist – auch wenn kein ähnlicher Vorfall bekannt ist. Der verheiratete Mann arbeitete vor zwei Jahren in Ranis (Thüringen) als Leiter für Kinder- und Jugendreisen. „Er nannte sich Erzieher“, sagt seine Ex-Chefin der AZ, doch sie glaubte ihm nicht. Bei Klaus-Jürgen H. hatte sie „ein schlechtes Gefühl“, was sein Verhältnis zu Kindern angeht. Er kündigte und zog weg.
Nach dem Vorfall ist die Empörung auf der Ferieninsel Krk groß. „Wir sind alle geschockt, so etwas ist noch nie bei uns passiert“, berichtete eine Anwohnerin der AZ. Am Sonntag stellten die kroatischen Behörden Strafanzeige gegen den mutmaßlichen Kinderschänder. Am Montag verwiesen sie Klaus-Jürgen H. des Landes. Offenbar befindet sich der mutmaßliche Pädophile auf freiem Fuß.
Wo er sich aufhält, ist derzeit unklar. Eines scheint jedoch sicher: Auf den Campingplatz in Krk wird er nicht zurückkehren. Am Freitag fliegen die 16 Jugendlichen mit ihren sechs übrigen Erziehern nach München zurück. An diese Ferien werden sie sich nicht erinnern wollen.
T. Gautier, R. Keck
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