Kritik vom Bund Naturschutz: Paketposthalle "nicht grün genug"

Die Stadt argumentiert, man könne fehlende Erholungsflächen auch ausgleichen, indem andere Parks aufgewertet werden. Stimmt nicht, sagen Naturschützer.
von  Felix Müller
Der Winthirplatz bietet laut Bund Naturschutz kaum Potenzial für sinnvolle Aufwertung.
Der Winthirplatz bietet laut Bund Naturschutz kaum Potenzial für sinnvolle Aufwertung. © Daniel von Loeper

München - Es ist nicht so, dass Investor Ralf Büschl sich nicht bemühen würde, dem Projekt Paketposthalle einen ökologischen Anstrich zu geben. Inzwischen sind neben den umstrittenen neuen Türmen mehr Grünflächen vorgesehen und ein Quartierpark direkt vor der denkmalgeschützten Paketposthalle. Zudem sei nun ein weiteres Gebäude mit rund 70 Meter Höhe in Holzhybridbauweise geplant, hieß es vor Wochen.

"Fehlendes Grün ist nicht kompensierbar"

Stadtbaurätin Elisabeth Merk (parteilos) unterstützt die Türme - und hat als Ausgleich für die letztlich dann doch gar nicht so großen Grünflächen außenrum ins Spiel gebracht, dass man doch im Umkreis von eineinhalb Kilometern Plätze "qualitativ aufwerten" könnte. Diese Idee hat sich nun der Bund Naturschutz näher angesehen - und meldete am Dienstag ein eher ernüchterndes Ergebnis seiner Untersuchungen.

"Fehlendes Grün ist nicht kompensierbar", stellen die Öko-Lobbyisten fest. Neben kleineren Grünflächen befinden sich demnach in den eineinhalb Kilometern Umkreis etwa der Winthirplatz, der Gollierplatz oder auch der Hirschgarten.

Unter "qualitativen Maßnahmen", von denen die Stadtbaurätin gesprochen hatte, verstünden Planer doch etwa das Anlegen zusätzlicher Spielplätze oder das Pflanzen von Bäumen, so der Bund Naturschutz. "Signifikante Verbesserungen für die Bevölkerung" ließen sich in den näher untersuchten Parks und auf den Plätzen jedenfalls nicht erreichen, so das Fazit.

Für den Hirschgarten etwa stellt Martin Hänsel, der Münchner Vize-Chef des Bund Naturschutz, fest, dass das Potenzial "gegen Null" gehe.

Aufgrund der starken Nutzung dort gebe es kein Potenzial für Baumpflanzungen, weitere Spielplätze, die noch mehr Menschen in den Park locken könnten, seien ebenfalls nicht zielführend. Mehr Pflanzungen seien auch deshalb nicht anzustreben, weil dann die von den Menschen zu nutzenden Flächen im ohnehin schon vollen Park dann kleiner würden.

"Praktisch kaum Luft für sinnvolle Aufwertung"

Der benachbarte Steubenplatz biete ebenfalls wenig Potenzial. "Jegliche Aufwertung an dieser Stelle würde die Bevölkerung nicht erreichen, der Platz bleibt wegen des hohen Verkehrsaufkommens unattraktiv", bilanzieren die Ökos. Die Plätze in der Umgebung wie Winthirplatz oder Grünwaldpark böten "außer einem marginalen Restpotenzial praktisch kaum Luft für sinnvolle Aufwertung".

Hänsels Fazit: "Ein Zuwenig an Grünflächen lässt sich nicht mit irgendwelchen sogenannten Aufwertungen ausgleichen." Wie es scheint, bekommt die Stadt es nicht nur mit den Verfechtern der historischen Stadtsilhouette zu tun, wenn es wirklich zu einem Bürgerentscheid kommen sollte - sondern auch mit der Öko-Szene der Stadt.

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