Krise bringt der Sparkasse neue Kunden

Die Kunden haben Angst, ihre ganzen Ersparnisse zu verlieren - und wechseln so schnell wie möglich zur Münchner Stadtsparkasse. Dort sieht man die Krise gelassen.
von  Abendzeitung
Banker in der Krise: Die Kunden fliehen zur Stadtsparkasse.
Banker in der Krise: Die Kunden fliehen zur Stadtsparkasse. © dpa

MÜNCHEN - Die Kunden haben Angst, ihre ganzen Ersparnisse zu verlieren - und wechseln so schnell wie möglich zur Münchner Stadtsparkasse. Dort sieht man die Krise gelassen.

Mit stoischer Ruhe las Sparkassenchef Harald Strötgen am Mittwoch im Stadtrat immer neue Horror-Nachrichten von der weltweiten Finanzkrise vor. Dann bilanzierte er für sein Geldinstitut: Die verängstigten Kunden anderer Banken rennen seinen Filialen die Türen ein. Es kommen große Kunden, die früher mit der Stadtsparkasse nichts zu tun haben wollten. Auch Steuer- und Finanzberater schicken immer mehr geldige Klienten zur Stadtsparkasse. Selbst andere Banken wollten dort Geld anlegen – oder pumpen.

„Unsere neuen und alten Kunden suchen sichere Anlagen wie Festgelder“, so Strötgen zur AZ: Allein in den vergangenen vier Arbeitstagen trugen die Kunden 125 Millionen Euro solcher Termingelder zur Stadtsparkasse.

Die einen stehen Schlange beim Gold, die anderen zahlen Kredite in bar ab

„Die Kunden sind zunehmend verunsichert“, berichtet Strötgen: Die einen stehen Schlange an den Goldverkaufsschaltern. andere zahlen vorzeitig mit ihrer Barschaft Kredite ab, und viele fliehen eben zur Stadtsparkasse.

Aber es wird nicht jeder genommen: „Wir schauen uns ganz genau jene Interessenten an, die wir früher umworben haben und die nicht zu uns kamen. Und jene, die bei anderen abgewiesen wurden.“

Warum sollte die Stadtsparkasse sicherer sein? „Wir haben nicht in diese riskanten Vermögenswerte investiert“, sagt Strötgen, „früher wurden wir dafür belächelt.“ Aber der Vorstand habe gemeint: „Hohe Rendite bedeutet auch hohes Risiko.“ Und das seien sie nicht eingegangen. Außerdem hätten sie dafür so viele Spezialisten gebraucht, dass der Gewinn zu klein geworden wäre.

Die Überschüsse werden nur in sichere Staatsanleihen investiert

Durch die vielen neuen Kunden verzeichne die Stadtsparkasse jetzt Einlageüberschüsse. Die würden in Staatsanleihen angelegt. Strötgen: „In keinem Fall bei einer Bank, die wir nicht einschätzen können.“ Deren Zahl werde immer größer.

Strötgen strahlt Zufriedenheit aus: „Der Stadtsparkasse München kann nichts passieren, sie ist gesund.“ Seine Haus habe „hohe stille Reserven“. Und außerdem: Bei einer Pleite haftet die Stadt München.

Doch ganz ungeschoren kommt die Stadtsparkasse nicht davon – wenn auch unverschuldet, und das ärgert die Banker und deren Aufsichtsrat maßlos: Sie müssen über den Sparkassenverbund das sechs Milliarden-Defizit der Landesbank mittragen. „Im schlechtesten Fall sind das für uns 108 Millionen Euro“, so Strötgen.

Willi Bock

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