Kriminalität in München: Alle Zahlen und Fakten - Sicherheitsreport 2016

Egal ob es die Kommentarspalte hier auf az-muenchen.de ist, Facebook oder die Kneipe um die Ecke: überall heißt es unisono, München werde immer unsicherer. Jetzt können dem Gefühl Zahlen gegenüber gestellt werden.
München – Die Münchner Polizei hat ihre Statistik für das Vorjahr, den Sicherheitsbericht 2016, veröffentlicht. Der zeigt recht deutlich, dass gefühlte und tatsächliche Sicherheit oft weit auseinanderliegen. Oder anders ausgedrückt: München ist sicherer, als man denkt – zumindest in vielerlei Hinsicht.
Nach Bereinigung um die Verstöße gegen das Aufenthaltsgesetz ergibt sich im Vergleich zum historischen Tiefstand der Gesamtstraftaten des Jahres 2015 ein Zuwachs von 6 Prozent auf insgesamt 110.399 Straftaten. Trotz dieses Anstiegs sind im Vergleichszeitraum der letzten zehn Jahre die registrierten Fälle um 8,8 Prozent zurückgegangen, so dass sich das Kriminalitätsaufkommen in etwa auf dem Niveau des Jahres 2010 bewegt.
Was bei diesen Zahlen zu bedenken ist: München ist in den letzten Jahren kontinuierlich gewachsen, allein seit 2010 um mehr als 140.000 Einwohner. Einen entsprechenden prozentualen Anstieg der Straftaten kann die Polizei aber nicht verzeichnen, tatsächlich ist sogar das Gegenteil der Fall. Die sogenannte Häufigkeitszahl, die Zahl der Straftaten pro 100.000 Einwohner ist um mehr als acht Prozent von 6.675 im Jahr 2010 auf 6.128 im Jahr 2016 gesunken. Zugleich konnte die Aufklärungsquote des Polizeipräsidiums München auf 61,6 Prozent verbessert werden.
Verstärkte Kontrollen zeigen Wirkung
Dennoch bleibt unterm Strich der zuvor genannte Anstieg um 6.265 Straftaten von 2015 auf 2016. Ein genauerer Blick auf die Vergehen offenbart, dass es sich dabei aber nicht um Taten von Schwerverbrechern handelt. Ein Großteil dieser zusätzlichen Delikte fallen in den Bereich der sogenannten "Kontrolldelikte". Nahezu ein Drittel der zusätzlichen Straftaten gehen beispielsweise auf Leistungserschleichungen, also auf "Schwarzfahrer", zurück.
Auch im Bereich der Rauschgiftdelikte verzeichnet die Polizei eine signifikante Zunahme um rund 600 Verstöße. Diese gehen aber zu beinahe 100 Prozent auf intensivierte Kontrollmaßnahmen zurück. Die Polizei München führte also 2016 verstärkt Drogenkontrollen durch und wurde somit auf Verstöße aufmerksam, die in den Jahren zuvor wohl unentdeckt blieben.
Nicht ganz so gut sieht es beim "Dauerbrenner" Wohnungseinbruchdiebstahl aus. Hier steigen die Fallzahlen im vergangenen Jahr um 9 % auf insgesamt 1.540 Einbrüche. Lichtblick dabei: Einbruchsprävention hilft weiterhin enorm. Beinahe jeder zweite Wohnungseinbruch im Jahr 2016 blieb im Versuchsstadium stecken, weil die Einbrecher an den Sicherungsmaßnahmen scheiterten.
Also alles gut? Leider nicht ganz...
All diese Zahlen reihen sich sehr gut in die ursprüngliche Einschätzung der Polizei ein, dass München nicht nur genauso sicher wie 2010 sei, sondern auch weiterhin die sicherste Großstadt (und Metropolregion) Deutschlands. Doch ein genauerer Blick auf die Arten der Delikte offenbart, dass es ausgerechnet in den gravierendsten Bereichen teils signifikante Anstiege gab.
So stieg beispielsweise die Zahl der Tötungsdelikte (versuchte und erfolgreiche) um deutliche 52,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt kamen 2016 in München 58 Menschen gewaltsam zu Tode oder wurden mit der Absicht, sie zu töten angegriffen, 2015 waren es "nur" 38. Allerdings ist diese Zahl auch von einem Sonderfaktor beeinflusst, nämlich dem Amoklauf am OEZ. Bei dem Anstieg um 20 vollendete und versuchte Tötungsdelikte entfallen allein 17 auf diese eine Wahnsinnstat.
Weitaus weniger drastisch, aber ebenfalls signifikant ist die Zunahme bei Sexualdelikten (7,7 Prozent) und Rohheitsdelikten (4,7 Prozent). Insbesondere Sexualdelikte haben sich erschreckend entwickelt: Sie stiegen deutlich um 63 Fälle, was hauptsächlich in einer Zunahme der Vergewaltigungen (+13,3 Prozent oder +22 Fälle) und sexuellen Nötigungen (+32,4 Prozent oder +24 Fälle) begründet ist. Das Plus bei den Rohheitsdelikten (u.a. Raub, Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung) von 749 Fällen wird überwiegend durch eine steigende Anzahl der Körperverletzungen (+780 Fälle oder +6,3 Prozent auf 13.138 Delikte) verursacht.
Ausländerkriminalität - das sind die Zahlen
2016 konnte die Münchner Polizei 68.015 Straftaten aufklären, 2015 waren es 62.690. Zugeordnet wurden diese Straftaten 50.073 verschiedenen Tatverdächtigen, die überwiegende Zahl der Verdächtigen wurde also 2016 nur einmal mutmaßlich straffällig.
Die Anzahl der deutschen Tatverdächtigen stieg dabei von 25.665 im Vorjahr um 2,1 Prozent oder 545 Personen auf 26.210 Tatverdächtige im Jahr 2016 . Das entspricht einem Anteil von 52,3 Prozent. Bleiben die Verstöße nach dem Aufenthaltsgesetz unberücksichtigt, stieg die Anzahl der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 8,8 Prozent auf 23.863 (21.925). Damit liegt ihr Anteil im Jahr 2016 bei insgesamt 47,7 Prozent (46,1 Prozent ). Der Anteil Nichtdeutscher an der Gesamteinwohnerzahl im Bereich des Polizeipräsidiums München liegt bei 23,4 Prozent (22,1 Prozent).
Auch unter den Zuwanderern (Asylbewerber, Geduldete usw.) gab es einen Anstieg der Straftaten zu verzeichnen. Zum Stichtag 31.12.2016 waren 33.656 Zuwanderer im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums München dauerhaft untergebracht, das sind 23,2 Prozent mehr als im Vorjahr. Davon sind 28.925 im Stadtgebiet und 4.731 im Landkreis wohnhaft.
Die Anzahl tatverdächtiger Zuwanderer stieg um +8,4 Prozent auf 4.434 Personen. Das ist ein Anteil von 8,9 Prozent aller Tatverdächtigen. Tatverdächtige Zuwanderer sind für 5.898 Straftaten verantwortlich, was einen Anstieg um +53,0 Prozent ausmacht. Der Anteil der tatverdächtigen Zuwanderer an der Gesamtzahl aller nichtdeutschen Tatverdächtigen beträgt 18,6 Prozent.
Fazit: Gute Entwicklung, aber es gibt noch viel zu tun
Betrachtet man all diese Zahlen und Entwicklungen, so lässt sich zusammenfassen, dass München zwar weiterhin seinem Ruf als sicherste Großstadt gerecht wird, aber insbesondere bei den schweren Delikten wie Gewalt- und Sexualverbrechen eine beunruhigende Entwicklung zu verzeichnen ist.
Dieser Verrohung gilt es gesellschaftlich und juristisch zu begegnen. Eine Aufgabe für die sich die Münchner Polizei laut Präsident Hubertus Andrä gut gerüstet sieht.