Krebs-Tod: Warum musste Roshi (21) sterben?

Roshi (21) hatte eine seltene Krebsart, die erst spät erkannt wurde. Jetzt hat ihre Mutter die Münchner Ärzte verklagt - und wurde abgewiesen.
München - Elahe R. (60) will einfach nur wissen: „Warum musste meine einzige Tochter sterben?” Mit starken Bauchschmerzen war die 20-jährige Roshi im Februar 2004 zu ihrem Münchner Gynäkologen in die Sprechstunde gekommen. Doch der habe das Mädchen nur unzureichend untersucht und einen Tumor übersehen, sagt ihre Mutter. Die Schmerzen blieben. Die lebensfrohe Tänzerin der Narrhalla-Prinzengarde kam in ein Münchner Krankenhaus. Doch auch hier habe es 48 Stunden gedauert, bevor die junge Frau operiert wurde. Der tödliche Verlauf der Krankheit war da wohl nicht mehr aufzuhalten.
Das Mädchen starb am 4. Januar 2005. Drei Tage nach ihrem 21. Geburtstag. Die Mutter macht Kunstfehler des Gynäkologen und der Ärzte im Krankenhaus für den Tod Roshis verantwortlich und klagt vor dem Landgericht auf Schmerzensgeld in Höhe von 150000 Euro. Elahe R.: „Mir geht es nicht ums Geld, sondern um Gerechtigkeit und dass so etwas nicht mehr passiert. Roshis Leben kann man nicht mit Geld bezahlen.”
Gestern wurde ein Gynäkologe aus Heidelberg als Gutachter gehört, ob in Roshis Fall Kunstfehler gemacht wurden. Davon ist Elahe R. überzeugt: „Die haben einen riesigen Tumor in nur anderthalb Stunden rausoperiert.” Eine viel zu kurze Zeit, glaubt sie.
Die Ärzte hätten auch danach, so die Mutter, die gefährliche Krankheit unterschätzt oder heruntergespielt. Roshi wurde nach zwei Wochen entlassen. Die Mutter: „Wenn uns direkt nach der OP am 11. Februar die Wahrheit gesagt worden wäre, wären wir sofort zur OP und Chemo in die USA geflogen, wo erfahrene Onko-Gynäkologen sicherlich das Leben meiner Tochter hätten retten können.” In den USA gebe es auch Beispiele für Heilungen bei dieser Krebsart.
Der Experte ist anderer Meinung. Der Tumor sei extrem schnell gewachsen, der Krebs wäre auch bei früherer Erkennung durch den Frauenarzt oder in der Klinik nicht zu stoppen gewesen. So blieb der Familie nur, ihre letzten Monate zu begleiten: „Roshi kämpfte vorbildlich gegen diese lebensbedrohliche Erkrankung.” Elahe R., selber Krankenschwester, rief danach eine Website (roshi-foundation.info) ins Leben. „Im Sterbebett hat sie mir zwei Vermächtnisse hinterlassen: Eine Stiftung gründen für junge Mädchen, die gefährdet sind, an Eierstock-Krebs zu erkranken, oder erkrankt sind. Und zweitens ein Buch über Ihr Leben schreiben zu lassen”, schreibt Roshis Mutter dort. „Meine Roshi starb tapfer und gefasst, obwohl sie weiterleben wollte und sehr viel für ihre Zukunft geplant hatte.”
Das Landgericht wies auf Grund des Gutachtens die Klage ab. Ein Kunstfehler ist den Ärzten nicht nachzuweisen. Ihre drängenden Fragen über die Versäumnisse der Ärzte wurde Elahe R. nicht mehr los. Doch sie will weiterkämpfen.
Update: Dieser Artikel wurde von der Redaktion nachträglich am 28.07.2011 gegen 17.20 aktualisiert. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens war noch keine gerichtliche Entscheidung vorgelegen.