Krauss-Maffei-Teststrecke: Grün-Rot streitet über Panzer

Soll Krauss-Maffei für seine Teststrecke in Allach viel strengere Auflagen bekommen - oder gefährdet man so Industriearbeitsplätze in der Stadt? Da ist sich die Koalition uneins.
von  Felix Müller
Ein Leopoard-2-Panzer, wie sie in Allach gebaut und getestet werden.
Ein Leopoard-2-Panzer, wie sie in Allach gebaut und getestet werden. © Peter Steffen/dpa

München - Es ist ein Stück Münchner Tradition - wenn auch eines, das vielen Menschen missfällt. Die Panzerteststrecke von Krauss-Maffei-Wegmann in Allach existiert schon seit 1964.

Friedensaktivisten haben immer wieder darauf hingewiesen, dass in München Kriegsmaterial gebaut und getestet wird. Jetzt gibt es eine ungewöhnliche Gefechtslage - die Koalition im Rathaus streitet über Panzer!

Panzerteststrecke: Grüne und Rote widersprechen sich 

Am Freitag reichten die Grünen einen Antrag ein, dass die Panzerteststrecke nur noch unter strengen Auflagen genehmigt werden soll. Die SPD reagierte umgehend per Pressemitteilung, erklärte demonstrativ, man dürfe die Strecke nicht in Frage stellen, müsse Industriearbeitsplätze in München erhalten.

Wumms! - dass man sich so offensiv öffentlich widerspricht, ist bei Grünen und Roten in der neuen Koalition noch nicht vorgekommen.

Panzerteststrecke: Kommt ein neues Lärmgutachten?

Das fordern die Grünen konkret: In angrenzenden Wohngebieten sollen Tests durchgeführt werden, wie laut es dort durch die Teststrecke wird. Außerdem sollen Anwohner befragt werden, die Betriebszeiten auf Montag bis Freitag 9 Uhr bis 17 Uhr begrenzt werden. Krauss-Maffei hatte eine Verlängerung bis 20 Uhr beantragt.

Die Grünen fordern, dass die Stadt ein Lärmgutachten bei einem Institut in Auftrag gibt. "Notwendig ist ein neutrales, unabhängiges Gutachten, das nicht von der Rüstungsindustrie in Auftrag gegeben und bezahlt wurde", heißt es in dem Antrag. 600 Einwendungen habe es von Bürgern gegeben.

Burger: "Der SPD geht es um Arbeitsplätze für alle"

Die SPD ist entsetzt. Es dürften jetzt keine "Regelungen getroffen werden, die mehr als 1.600 Arbeitsplätze gefährden", hieß es am Freitag. Anwohner müssten zwar vor übermäßigem Lärm geschützt werden, es gehe jetzt aber um einen "fairen Kompromiss". Stadträtin (und Gewerkschaftschefin) Simone Burger sagte, der SPD gehe es um "Arbeitsplätze für alle".

Simone Burger (SPD).
Simone Burger (SPD). © SPD

"Es ist uns wichtig, dass es in München nicht nur Arbeitsplätze für Unternehmensberater gibt, sondern auch für Arbeiter in der Industrie", sagte Burger.

Baumgärtner versteht Grünen-Antrag "überhaupt nicht"

Anders als die Grünen - will die SPD damit wohl sagen. Ähnlich argumentiert übrigens auch der Wirtschaftsreferent. Clemens Baumgärtner (CSU) sagte der AZ, Krauss-Maffei-Wegmann liege ihm "sehr am Herzen".

Die Gefahr, dass die Produktion nach Frankreich verlagert werde, wenn der Eindruck entstehe, man sei in München nicht willkommen, sei real. Dann gingen Arbeitsplätze gerade auch für Geringqualifizierte verloren. "Ich verstehe den Antrag der Grünen überhaupt nicht", sagte Baumgärtner. Die Panzerbauer seien auch sehr ernsthaft und vorbildlich mit der Nachbarschaft im Dialog.

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