Krankenhaus weist Frau mit starken Schmerzen ab

MÜNCHEN - Margaret Gerling hat einen Bandscheibenvorfall. Doch als die Ärzte einer Münchner Klinik von ihrer US-Staatbürgerschaft erfahren, schicken sie die Frau weg.
Margaret Gerling stammt aus South Carolina und lebt seit 33 Jahren in Deutschland. Ihre amerikanische Staatsbürgerschaft hat die 59-Jährige behalten. Nie gab es deswegen Probleme. Bis zum 24. Januar 2010. Da sind ihre Rückenschmerzen so unerträglich, dass sie mit ihrem Mann Michael in die Orthopädische Klinik München-Harlaching fährt. Als die Ärzte erfahren, dass Gerling amerikanische Staatsbürgerin ist, muss sie umgehend die Klinik verlassen. „Das ist diskriminierend“, sagt Michael Gerling.
Man kennt die Meldungen über absurde Schadenersatzforderungen von Amerikanern. Ein Richter namens Pearson zum Beispiel verklagte einen Änderungsschneider auf 67 Millionen Dollar – nur weil der seiner Meinung nach eine andere Hose zurückgab. Nicht auszudenken, wie viel bei einer schiefgelaufenen Operation fällig werden könnte. Gegen so etwas will sich die Münchner Klinik wohl absichern. Gerling jedenfalls kam gar nicht erst unters Messer.
"Wir behandeln keine US-Bürger"
Zwar ordnet der Stationsarzt zunächst eine Aufnahme der Patientin an. Bis die Staatsbürgerschaft zur Sprache kommt. „Meine Frau wurde an die Klinik nach Bogenhausen überwiesen.“ Mit auf den Weg gibt es eine Mitteilung. Darin heißt es: „Leider können wir derzeit aus versicherungstechnischen Gründen keine US-Bürger behandeln.“ Gerling bietet an, ein Revers zu unterzeichnen, später keine juristischen Schritte zu unternehmen. Die knappe Antwort: „Sie können unterschreiben, was Sie wollen. Wir behandeln keine US–Bürger.“
Auf AZ-Nachfrage ist die Klinik um Schadensbegrenzung bemüht. „Die Patientin wurde von unserem diensthabenden Assistenzarzt leider nicht ausreichend informiert. Die Orthopädische Klinik München-Harlaching behandelt Menschen aller Nationalitäten“, sagt Klinikleiter Marcus Kerwin. „Voraussetzung für die Behandlung von US-Bürgern ist, dass diese – bei möglichen Forderungen gegen unsere Klinik – Deutschland als Gerichtsstand akzeptieren.“
Der akute Bandscheibenvorfall musste operiert werden
Übrigens: Im Klinikum Bogenhausen war kein Bett frei. Erst vier Tage später wurde die Hausfrau in einer Privatklinik operiert. Diagnose: akuter Bandscheibenvorfall. Jetzt geht es der 59-Jährigen wieder besser. Klinikleiter Kerwin hat sich bei dem Ehepaar entschuldigt. Doch Michael Gerling bleibt hart: „Wir wollen mit dem Institut nichts mehr zu tun haben.“
V. Duregger