Krailling: Kein Verdacht gegen Ehefrau
Die Ermittler im Kraillinger Kindermord gehen fest davon aus, dass sie eine „tatrelevante“, also eine frische Blutspur von Thomas S. gefunden haben. Dessen Ehefrau gilt inzwischen als entlastet
München - Mag sein, dass Thomas S. (51) tatsächlich zwei Wochen, bevor Chiara (†8) und Sharon (†11) in Krailling grausam ermordet wurden, bei ihnen in der Wohnung zu Besuch war. Seinem Anwalt hat er erzählt, er habe bei dieser Gelegenheit Nasenbluten bekommen; daher stamme seine DNA-Spur in der Wohnung (AZ berichtete).
Entlasten dürfte ihn das kaum. Für die Staatsanwaltschaft und die Mordkommission spielt das angebliche Nasenbluten keine Rolle.
Die Ermittler gehen davon aus, dass sie am Tatort frische Blutspuren gefunden haben - Blutspuren, die in direktem Zusammenhang mit dem grausamen Mord an den beiden Kindern stehen. Und diese Spuren stammen laut Rechtsmedizin eindeutig von Thomas S.
Diese „tatrelevanten“ – Spuren sind es auch, die dazu führten, dass am Samstag vergangener Woche Haftbefehl gegen Thomas S. erging. Staatsanwalt Ken Heidenreich gestern zur AZ: „Die Einlassung mit dem Nasenbluten war bereits dem Ermittlungsrichter bekannt, der den Haftbefehl erließ.“ Von einer Entlastung für Thomas S. kann derzeit aus Ermittlersicht also keine Rede sein.
Im Gegenteil: „Die bisherigen Ermittlungen untermauerten aus Sicht der Soko Margarete den bisherigen Tatverdacht“, sagt Polizeisprecher Wolfgang Wenger.
Dagegen hat Ursula S., die Ehefrau des Verdächtigen, mit dem Mord an ihren beiden kleinen Nichten offenbar nichts zu tun. „Sie wurde bereits mehrfach vernommen. Gegen sie besteht kein Tatverdacht“, sagte ein Polizeisprecher gestern. Die 41-Jährige., die mit Thomas S. vier Kinder im Alter von 5 bis 13 Jahren hat, gab ihrem Mann aber offensichtlich ein Alibi. Demnach soll er die ganze Nacht zu Hause in Peißenberg neben ihr im Bett gelegen haben.
Die Experten der Spurensicherung sind mit ihren Untersuchungen am Tatort in der Margaretenstraße in Krailling sowie dem Haus von Thomas S. in Peißenberg und seinem Auto inzwischen so gut wie fertig. „Das Abarbeiten der Spuren wird aber anschließend noch einige Zeit in Anspruch nehmen“, sagte Staatsanwalt Ken Heidenreich.
Keine dritte Tatwaffe
Die acht- und elfjährigen Schwestern Chiara und Sharon waren vor zwei Wochen in der Wohnung ihrer Mutter in Krailling brutal getötet worden. Laut Obduktion wurden sie erschlagen und erstochen. Als sicher gilt inzwischen, dass die Tatwaffe, ein Küchenmesser, aus dem Haushalt der Familie in Krailling stammte. Der Täter hatte es also nicht mitgebracht. Hätte er es mitgebracht, wäre das wohl als Indiz gewertet worden, dass er bereits den Vorsatz hatte, zu töten.
Woher die zweite Tatwaffe, eine Hantelstange, stammt, ist noch nicht ganz geklärt. Aber auch sie stammt möglicherweise aus der Wohnung.
Eine dritte Tatwaffe, über die in Krailling spekuliert worden war, gibt es laut Polizei nicht. Auch für einen Mittäter hat die Mordkommission „keinen konkreten Anhaltspunkt“.
Die Soko arbeite rund um die Uhr, sagte der Polizeisprecher. Bislang wurden 130 Menschen vernommen, 167 Hinweisen aus der Bevölkerung nachgegangen und 94 Speichelproben genommen.
Der Schwager der Mutter der ermordeten Mädchen war vergangenen Freitag im oberbayerischen Peißenberg festgenommen worden. In zwei Vernehmungen hatte der Mann kein Geständnis abgelegt, sich aber in Widersprüche verstrickt. Seither äußert sich der Verdächtige, der in Untersuchungshaft sitzt, nicht mehr vor den Ermittlern. Ein mögliches Motiv sind Erbstreitigkeiten.
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