Krailling: Jetzt spricht der verdächtige Onkel
Die DNA-Spur am Tatort stammt vom Nasenbluten - der Erklungsversuche des Mordverdächtigen von Krailling.
München - Seit knapp einer Woche sitzt Thomas S. in der JVA Stadelheim in U-Haft. Jetzt hat der 50-Jährige, der seine Nichten Sharon (†11) und Chiara (†8) brutal ermordet haben soll, sein Schweigen gebrochen – im Gespräch mit seinem Anwalt Karl Peter Lachniet. Dem habe er, so Lachniet, gesagt: „Ich war es nicht.“
Seine Frau Ursula und seine vier Kinder haben den mutmaßlichen Mörder in der JVA Stadelheim noch nicht besucht. Dafür war sein Anwalt gestern wieder bei ihm. Thomas S. habe sich dabei zuversichtlich gezeigt, erzählt Lachniet: „Die Sache bringen wir schon vom Eis“, habe S. dem Verteidiger gesagt.
Das bleibt abzuwarten. Überhaupt hat der Anwalt von seinen Treffen mit dem Verhafteten Bemerkenswertes zu erzählen. Einige Auszüge.
Die Indizien
All das, was die Fahnder der Soko „Margarete“ inzwischen zusammengetragen haben, scheint den mutmaßlichen Täter nicht zu beeindrucken. So hat die Mordkommission DNA von S. am Tatort gefunden – es soll sich um eine blutige Wischspur an einem Lichtschalter in der Wohnung in Krailling handeln. Seinem Anwalt will der Verdächtige erklärt haben, bei einem Besuch bei der Schwägerin vor zwei Wochen sei ein kleines Malheur passiert. Der Anwalt gibt das so weiter: „Die DNA-Spur stammt vom Nasenbluten.“
Ob die Ermittler ihm das abnehmen? Auch für die Verletzungen an seiner linken Hand will der 50-Jährige Erklärungen geliefert haben. Das seien Kratzer, harmlose Hautabschürfungen, „Verletzungen, die sich mein Mandant auch bei anderer Gelegenheit zugezogen haben kann“, sagt Karl Peter Lachniet ein. Sein Mandant habe bisher alles, was die Ermittler ihm vorgeworfen hätten, „vernünftig erklären“ können.
Das Alibi
Etwa 45 Autominuten nimmt die Strecke zwischen Peißenberg, wo Thomas S. zuletzt gewohnt hat, und dem Tatort in Krailling in Anspruch. Die Polizei sucht Zeugen, die ihn unterwegs gesehen haben. Sein Anwalt sagt zur AZ: „Er hat mit seiner Frau in der Tatnacht zu Hause in Peißenberg im Bett gelegen.“
Die Strategie
Sein Mandant sei von „unglaublicher Kontrolle“, wirke sehr gefasst und mache einen „positiven Eindruck“, erzählt Karl Peter Lachniet. In seiner Kanzlei sind inzwischen die Ermittlungsunterlagen eingetroffen: 1000 Seiten. „Was bisher vorliegt, sind Indizien, aber noch keine schlagenden Beweise“, findet der Verteidiger. Für eine Verurteilung, so Lachniet, reiche das noch nicht. Der Anwalt will abwarten, bis die wissenschaftlichen Gutachten zu den gesicherten Spuren vorliegen. Thomas S. soll außerdem von einem Psychiater untersucht werden.
Die Haft
Die Zeit in der U-Haft mache Thomas S. zu schaffen, berichtet sein Anwalt. „Das Essen in Stadelheim schmeckt ihm nicht, die JVA ist überbelegt.“ Am liebsten würde sein Mandant sich nach Neuburg an der Donau verlegen lassen. Momentan befindet sich Thomas S. auf der Krankenstation. Aber nicht wegen möglicher Suizidgefahr, sagt der Anwalt: „Er hat Kreislaufprobleme.“ Und: „Er sorgt sich sehr um seine Ehefrau und die Kinder, die unter dem Rummel leiden.
Der Verteidiger
Karl Peter Lachniet (64) ist seit 34 Jahren Anwalt. „Jeder Verdächtige hat ein Anrecht auf bestmögliche Verteidigung“, sagt der gebürtige Tölzer, Vater eines erwachsenen Sohnes: „Selbst wenn es der Teufel wäre.“
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