Kräuterdroge als Badesalz verkauft

Ein 36-jähriger Kaufmann aus Grünwald steht wegen Schmuggels und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz vor dem Münchner Landgericht – und gesteht  
von  Torsten Huber
Der Angeklagte Abdullah S. mit seinen Strafverteidiger Peter Pospisil im Münchner Landgericht.
Der Angeklagte Abdullah S. mit seinen Strafverteidiger Peter Pospisil im Münchner Landgericht. © Torsten Huber

Ein 36-jähriger Kaufmann aus Grünwald steht wegen Schmuggels und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz vor dem Münchner Landgericht – und gesteht

München - Offiziell produziert seine Firma „Digitale Welten“ in Grünwald Computerspiele im Internet. Doch in Wirklichkeit vertreibt Abdullah S. (36) die Kräuterdroge „Legal Highs“ nach England und Italien – bis zu seiner Festnahme Ende 2011.

Nach sechs Monaten kann ihn sein Strafverteidiger Peter Pospisil aus der U-Haft holen. Die Rechtslage ist noch nicht eindeutig geklärt, ob „Legal Highs“ überhaupt als illegale Droge eingestuft werden kann. Denn das Mittel wird auch zur Herstellung von Medikamenten verwendet. In Brüssel diskutiert derzeit die EU über geeignete Maßnahmen, um die Verbreitung von Designer-Drogen aus Asien gesetzlich zu verbieten.

„Ich habe ,Legal Highs’ auch probiert. Man bleibt lange wach und ist sexuell stimuliert. Ich wusste nicht, dass es eine Droge ist“, sagt Abdullah S. gestern vor dem Münchner Landgericht. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm gewerbemäßiges Schmuggeln in 67 Fällen und die unerlaubte Einfuhr von Arzneimitteln vor.

Der Vorsitzende Richter Thomas Denz versucht, dem Angeklagten eine Goldene Brücke zu bauen. Ein Geständnis und eine Einigung mit Zoll sowie Fiskus zum behördlichen Schuldenabbau in Höhe von 300000 Euro würde sich positiv auf das Urteil auswirken. Sollte er mauern, müsse er mit einer hohen Haftstrafe rechnen.

Denz: „Es liegt an Ihnen, wie Sie den Prozess gestalten.“ Abdullah S. gibt zu, dass er bereits 2009 die Droge „Spice“ über Shanghai nach München mit der Spedition „FedEx“ geschmuggelt hat. „Ich habe die Finger davon gelassen, als ich wusste, was Spice ist“, sagt Abdullah S. Bei hohen Dosen kommt es zur psychischer Unruhe bis hin zur Paranoia.

Während einer Reise nach China lernt er 2011 einen gewissen Chang kennen. Der vertreibt angeblich Badesalz unter dem Namen „Legal Highs“. Er suchte einen Mann in Europa, der beim Vertrieb hilft. In Kilopackungen kommt das Mittel nach Grünwald. Dort packen der Angeklagte und seine Crew das Mittel in Grammtüten ab. Für bis zu 20 Euro geht es an die Konsumenten.

3000 Euro Honorar bekommt Abdullah S. Die Geschäfte laufen gut. Chang bietet dem Angeklagten 20000 Euro im Monat an. „Dazu kam es aber nicht, weil ich festgenommen worden bin“, so S. Am 24. September soll das Urteil fallen.

 

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