Krätz-Comeback zur Wiesn: Das Hippodrom ist zurück

Die Familie Krätz nimmt das Wiesn-Aus nicht hin und mischt wieder mit: Das Hippodrom zieht als Party in den Postpalast. Das sind die Krätz-Pläne
München - Das Hippodrom kehrt zurück – wenn auch nicht als Zelt, sondern in einem ansehnlichen Zweckbau aus den Zwanziger Jahren: Weil Promi-Wirt Sepp Krätz nach seiner Verurteilung wegen Steuerhinterziehung mit seinem Kult-Zelt von der Wiesn geflogen ist, richtet die Familie Krätz heuer eben eine Dauerparty im Postpalast aus. Das Hippodrom am Marsfeld!
Schon seit einiger Zeit haben Gerüchte die Runde gemacht: Das Hippodrom komme zurück, Sepp Krätz packe es wieder an. Es hieß, er dränge auf die Oide Wiesn, versuche, über die städtische Schausteller-Stiftung einen Platz zu bekommen. Ein weiterer Plan, der ihm unterstellt wurde: Er wolle ein Hippodrom-Zelt in der Umgebung der Wiesn aufschlagen, sei es irgendwo zwischen Bavariapark und Kongresshalle oder eher in Richtung Schlachthof.
Jetzt hat die AZ erfahren: Die Krätz-Wiesn steigt im Postpalast. Das ehemalige Paketzustellamt in der Wredestraße zwischen Hackerbrücke und Circus Krone ist für die gesamte Oktoberfest-Zeit für eine „Wiesn-Party“ gebucht. Vom 19. September bis zum 4. Oktober ist der Postpalast auf den Namen des gut vernetzten Münchner Event-Experten Michael Gumpp reserviert. Die Vermieterin der Halle ist die Freimann Event GbR des Münchner Gastro-Unternehmers Wolfgang Nöth.
Wirt der Sause wird offiziell nicht Sepp Krätz selbst sein: Wie beim kleinen Hippodrom auf dem Frühlingsfest übernehmen das seine Frau Tina Krätz sowie seine Schwester Johanna Barsy. Die haben im Juni im Kreisverwaltungsreferat (KVR) eine Ausschankgenehmigung für den Postpalast beantragt. KVR-Sprecherin Daniela Schlegel bestätigt auf AZ-Anfrage: „Der Antrag liegt uns vor. Jetzt werden wir ihn erst mal prüfen.“ Die Aussichten dürften aber gut stehen.
Rund 2000 Leute passen in den Postpalast, wenn alle an Biertischen sitzen wohl zwischen 1000 und 1500. Die Partys sollen jeden Tag ab dem frühen Abend steigen. Der Vertrag für die Nutzung des Postpalasts ist AZ-Informationen zufolge unterschrieben und fix, die Miete liegt bei 7900 Euro pro Tag plus jeweils um die 3000 bis 4000 Euro Nebenkosten. Raus kommen also maximal etwa 11 900 Euro pro Abend, macht auf 16 Wiesntage rund 190 000 Euro. Zusätzlich wird die Familie Krätz wohl dem Feinkostunternehmer und Wiesn-Schänke-Chef Michael Käfer eine Ablöse zahlen müssen. Der hat nämlich das Exklusivrecht aufs Catering im Postpalast. Falls die Familie Krätz ihre Hendl lieber selber braten will, wird eine Ablöse fällig.
Klingt alles recht kostspielig, doch das Hippodrom auf der Wiesn, dessen Unterhalt sicher teurer war, hat schließlich auch was abgeworfen. In Sepp Krätz’ Steuerprozess wurden erstmals Zahlen genannt. Rund 3,1 Millionen Euro soll er mit dem Hippodrom 2013 verdient haben. Netto wären ihm demnach 1,5 Millionen Euro geblieben. Auch die Wiesn-Außenstelle dürfte also lukrativ sein.
Und was sagen die Wiesnwirte zum Comeback des Ex-Kollegen? Wirtesprecher Toni Roiderer erfährt durch die AZ von Krätz’ Vorhaben. Und sagt: „Da sieht man mal, wie clever der ist. Der weiß halt, wie es geht – des lauft garantiert.“ Sepp Krätz habe genug gebüßt für seine Fehler. Neiden täten ihm die Wiesn-Wirte nichts: „Wir werden doch nicht so dumm sein und eifern.“