Kot, Spritzen, Abfall: Das alles landet in der Post

Im Briefzentrum findet sich, was Münchner in die Briefkästen stecken: Geldbeutel, Handys, Essensabfälle, Schlüssel, sogar blutige Spritzen.
Rudolf Huber |
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Im Briefzentrum findet sich, was Münchner in die Briefkästen stecken: Geldbeutel, Handys, Essensabfälle, Schlüssel, sogar blutige Spritzen.
Petra Schramek 18 Im Briefzentrum findet sich, was Münchner in die Briefkästen stecken: Geldbeutel, Handys, Essensabfälle, Schlüssel, sogar blutige Spritzen.
Auch die Reste von der Brotzeit landen in Briefkästen - und bei Marianne Planitzer.
Petra Schramek 18 Auch die Reste von der Brotzeit landen in Briefkästen - und bei Marianne Planitzer.
Handy in der Post: „Kürzlich hatten wir eines, das hat geklingelt.
Petra Schramek 18 Handy in der Post: „Kürzlich hatten wir eines, das hat geklingelt.
Wieder jemand, der etwas vermissen wird, wenn er nach Hause kommt.
Petra Schramek 18 Wieder jemand, der etwas vermissen wird, wenn er nach Hause kommt.
Immerhin, ein Personalausweis ist ziemlich leicht zuzuordnen.
Petra Schramek 18 Immerhin, ein Personalausweis ist ziemlich leicht zuzuordnen.
Lassen sich Fundstücke eindeutig zuordnen, werden sie dem Besitzer zugeschickt.
Petra Schramek 18 Lassen sich Fundstücke eindeutig zuordnen, werden sie dem Besitzer zugeschickt.
Fährt hier jemand BMW? Schlüssel gehören zu den häufigeren Fundstücken im Briefzentrum.
Petra Schramek 18 Fährt hier jemand BMW? Schlüssel gehören zu den häufigeren Fundstücken im Briefzentrum.
Wieder taucht ein Geldbeutel auf: „Da haben wir jeden Tag bis zu zehn Stück.“
Petra Schramek 18 Wieder taucht ein Geldbeutel auf: „Da haben wir jeden Tag bis zu zehn Stück.“
Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.
Petra Schramek 18 Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.
Für diese Aufgabe ist ein gutes Auge gefragt...
Petra Schramek 18 Für diese Aufgabe ist ein gutes Auge gefragt...
...sowie Schnelligkeit gefragt.
Petra Schramek 18 ...sowie Schnelligkeit gefragt.
Besitzer von Geldbeuteln...
Petra Schramek 18 Besitzer von Geldbeuteln...
...und Schlüsseln werden Marianne Planitzer dankbar sein...
Petra Schramek 18 ...und Schlüsseln werden Marianne Planitzer dankbar sein...
...sofern die Fundstücke eindeutig zugeordnet werden können.
Petra Schramek 18 ...sofern die Fundstücke eindeutig zugeordnet werden können.
Ob das noch jemand vermisst.
Petra Schramek 18 Ob das noch jemand vermisst.
Ausnahmsweise mal nichts auffälliges dabei.
Petra Schramek 18 Ausnahmsweise mal nichts auffälliges dabei.
Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.
Petra Schramek 18 Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.
Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.
Petra Schramek 18 Briefzentrum Arnulfstraße: An dieser Maschine werden von Marianne Planitzer Sachen, die nicht in den Briefkasten gehören, heraussortiert.

MÜNCHEN Wenn die sorgfältig gefaltete Zeitung auf dem Förderband anrollte, wusste Marianne Planitzer schon Bescheid: Wieder eine Ladung Gemüse- und Obstabfälle! Ein halbes Jahr lang bedachte ein Unbekannter die Mitarbeiter des Briefzentrums in der Arnulfstraße mit seinem Bio-Müll. Dann hörte er plötzlich auf mit dem Unsinn.
Eine echte Erleichterung für Marianne Planitzer und ihre Kollegen – allerdings nicht das Ende ungewöhnlicher Funde aus den 850 Münchner Briefkästen. Was da Tag für Tag auftaucht, ist wirklich erstaunlich.

Marianne Planitzer ist Gruppenführerin in der Briefordnerei. Rund 4,5 Millionen Sendungen pro Tag werden dort in Spitzenzeiten bearbeitet – und unzählige Fundstücke ohne Briefmarke. „Geldbörsen samt Ausweisen zum Beispiel. Da haben wir jeden Tag bis zu zehn Stück”, berichtet die Münchnerin. Die meisten wurden ihren Besitzern gestohlen, die Diebe haben das Bargeld rausgenommen und den Rest in den Briefkasten gesteckt – immerhin. „So kriegen es die Bestohlenen wenigsten wieder zurück”, sagt die Post-Mitarbeiterin.

Überhaupt die Ausweise. Ob gestohlen oder schlicht verloren oder aus Versehen in den Briefkasten geworfen: Bankkarten, Persos, Reisepässe, Dienst- und Firmenausweise, Sozialversicherungs-, Schüler- und Studentenausweise, Monats- und Bahnkarten. „Sehr viele”, antwortet Marianne Planitzer auf die Frage nach der Menge.

Dazu beschäftigen sie und ihre Kollegen reihenweise Wohnungs- und Autoschlüssel – manchmal sogar komplett mit dem Kfz-Schein. Außerdem jede Menge CDs oder USB-Sticks. Oder natürlich Handys. „Kürzlich hatten wir eines, das war noch eingeschaltet – und hat geklingelt”, erinnert sich die Postlerin. Am anderen Ende meldete sich die Besitzerin – sie stand schon an der Eingangstür des Briefzentrums.

 


Lese- und Sonnenbrillen tauchen auch sehr oft auf einem der Sortierbänder auf. Nicht ganz so häufig: Bargeld. Mal lose, mal in einem unfrankierten Umschlag. Ganz offensichtlich also aus Versehen mit richtiger Post eingeworfen. Kürzlich hatte eine Wiesn-Bedienung auf diese Weise ihren Verdienst versenkt. Sie bekam das Geld zurück. Weil sie „Zeitpunkt des Einwerfens und die Summe glaubhaft nachweisen konnte”, sagt Schichtführer Josef Ehrat.

Überhaupt – die Wiesn. In diesen 16 oder 17 Tagen landen jeden Abend bis zu 30 Fundstücke bei den Sortierern. Alles, was man so dabei hat und was durch den Briefkastenschlitz passt – bis hin zur Damentasche. Dazu noch offensichtlich überflüssig gewordene Textilien: Unterwäsche, Socken, T-Shirts. Und sogar Schuhe. „Das ist auch nicht gerade angenehm”, sagt Marianne Planitzer zu diesen Funden, die meist in der wärmeren Jahreszeit auftauchen. Im Winter sind es dann oft schmutzige Handschuhe oder Jacken.

Während diese unpassenden Gegenstände oft aus Versehen oder als merkwürdiger Spaß in den Briefkästen landen, ist eine andere Kategorie schon problematischer: Messer und Gabeln, leere Flachmänner, Glasscherben – sogar benutzte Einwegspritzen mit blutigen Nadeln. Ein, zwei Mal pro Monat kommt das vor. Eine echte Gefahr für die Postmitarbeiter. Und ein massiver Aufwand wegen der dann fälligen Desinfektions-Maßnahmen.

Eher in die Rubrik eklig gehört die komplette Brotzeit in der Post, die angenagte Pizza mit Tomatenmark, rohe Eier oder die Weißwurst, die von der Sortiermaschine aus ihrer Haut befreit wurde. „Das gibt eine Mordssauerei”, sagt die Gruppenführerin. Genau so wie der dicke Kaugummi, der zehn Briefe zusammengeklebt hat.

Mit wenig Freude erwarten die Sortierer den Jahreswechsel. Denn reihenweise lassen Zeitgenossen mit merkwürdigem Humorverständnis Silvesterraketen in Briefkästen explodieren. „Dabei werden die Briefe vernichtet”, erklärt Marianne Planitzer. „Und wir sind von oben bis unten rot und müssen die Giftstoffe einatmen.” 

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