Kosten-Streit: So argumentiert Wiesn-Chef Josef Schmid

München - Bürgermeister Josef Schmid (CSU) bleibt hart: Er will die Umsatzpacht, die Bierpreisbremse und den zusätzlichen Wiesn-Tag. Der Oktoberfest-Chef ist überzeugt von seinem Konzept. Doch er braucht eine Mehrheit im Stadtrat. Am Freitag stellte er in kleiner Runde im Rathaus seinen Plan vor. Er habe die anderen Fraktionen"umfassend informiert", erklärte er nach der Sitzung der AZ. Sie seien "durchaus beeindruckt" gewesen:"Ich hoffe, es war der Einstieg in eine sachliche Diskussion." Details wollte Schmid nicht nennen. Teilnehmer der Besprechung allerdings berichten, welche Einzelheiten Schmid dort auf den Tisch legte.
2016 waren die Sicherheitskosten durch die Angst vor Überfüllung und terroristischer Bedrohung explodiert. Die Kosten für den Wachdienst außerhalb der Zelte etwa lagen 2015 laut Schmid noch bei 617.711 Euro – heuer plant er mit 5,2 Millionen Euro allein für den Sicherheitsdienst. Obwohl in einigen Bereichen Ausgaben gesenkt werden konnten, geht er deshalb von insgesamt etwa fünf Millionen Euro Mehrausgaben aus – die er durch eine Umsatzpacht von den großen Wirten einnehmen will. Durch den Bierpreisdeckel von 10,70 Euro soll verhindert werden, dass die Wirte diese Kosten auf die Festzelt-Besucher umlegen.
Die AZ erklärt den Plan
Alternativlos: Er sagt, sein Wirtschaftsreferat werde als Veranstalter behandelt wie private Betriebe auch, er bekomme ohne ausreichendes Sicherheitskonzept keine Genehmigung. Schon im letzten Jahr seien noch mehr Sicherheitsmaßnahmen gefordert worden, die kurzfristig aber nicht umsetzbar waren. Das SPD-geführte Kreisverwaltungsreferat, die Branddirektion und die MVG hätten jetzt allen Maßnahmen zugestimmt. Der Schutz vor Anschlägen und vor Überfüllung seien auch heuer wieder Kernpunkte.
Sicherheitsdienst: Die Stadt hat die Ordner 2016 vervielfacht und Taschenkontrollen an den Eingängen eingeführt. Heuer soll die Zahl der Ordner von 450 auf 491 aufgestockt werden. Schmid erklärte stolz, die Stundensätze für einen Großteil des Ordnungsdienstes seien von 56,74 auf 48,92 Euro gesenkt worden (darin enthalten sind Verpflegung und Übernachtung für die oft weit angereisten Mitarbeiter). Insgesamt rechnet Schmid mit weiter sinkenden Preisen für diese Ordner in den nächsten Jahren – weil sich die Lage auf diesem Arbeitsmarkt durch weniger Bewachungsbedarf an Flüchtlingsunterkünften entspannt. Heuer entfällt ein Betrag von mehr als 500 000 Euro auf Schulungen, da die Security besser vorbereitet sein soll.
2016 hatte es an den ersten Tagen teils chaotische Zustände gegeben. Eine weitere Konsequenz daraus: Die Firma Kötter, 2016 im Einsatz, soll ohne Ausschreibung erneut zum Zug kommen. Sie habe schon Erfahrungen mit der Aufgabe.
Beschallungsanlage: Sicherheitsexperten fordern eine Beschallungsanlage an den Ein- und Ausgängen bei Überfüllung, vor allem aber, falls eine Evakuierung notwendig werden sollte – die Stadt will sie künftig mieten.
Kosten: einmalig 380 000 Euro. Plus jährlich 700 000 Euro weitere Kosten. Ein Teil soll aus Überschüssen der Oidn Wiesn finanziert werden.
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Umsatzpacht und Bierpreis: Schmid betonte erneut, dass die Schausteller keine Umsatzpacht zahlen müssen. Beim Bierpreisdeckel argumentierte er mit den Preisen auf Volksfesten im Umland (Maßpreis 2016: Dachau 5,60, Dorfen 6,70, Erding 6,80 Euro) – und der Inflationsrate von 7,4 Prozent seit 2010 (Bierpreis-Plus auf der Wiesn 20,2 bis 25,3 Prozent). Aus dem Umland komme auch ein erheblicher Teil der Wiesn-Besucher.
Eine schlechte Nachricht für die Wirte gab Schmid auch bekannt: 2017 soll die Umsatzpacht nach Schätzwerten der Stadt erhoben werden. Schließlich würden die Wirte ja bislang keine beglaubigten Angaben machen. Für 2018 geht er davon aus, dass die Wirte detaillierte Meldungen einreichen.