Kopfhörer im Straßenverkehr: Das rät die Polizei

In den vergangenen zwei Wochen starb eine 15-Jährige in Laim bei einem Tram-Unfall, zwei Jugendliche wurden bei ähnlichen Unfällen schwer verletzt. Alle hatten Kopfhörer auf. Schulen und Polizei setzen auf Aufklärung.
München - Kopfhörer mögen stylisch sein, im Straßenvekehr sind sie aber vor allem lebensgefährlich, warnt die Münchner Polizei. Drei tragische Unfälle in den vergangenen zwei Wochen werfen die Frage auf, ob die Verkehrserziehung zu Smartphone-Zeiten angepasst werden muss.
In Laim hörte die 15-Jährige Julia B. eine herannahende Tram nicht, weil sie Kopfhörer im Ohr hatte. Die Tram erfasste das Mädchen, noch am selben Abend erlag sie im Krankenhaus ihren schweren Verletzungen.
Am Mittwoch wartete ein 17-Jähriger mit seinen Freunden an der Trambahnhaltestelle „Regina-Ullmann-Straße" in Oberföhring. Als sich der Schüler von seinen Freunden verabschiedete, drehte er sich um und ging auf das Gleis der 16'er Tram. Wegen der Kopfhörer, die er auf hatte, hörte er die heranfahrende Tram nicht, wurde vom Zug erfasst und erlitt schwere Verletzungen.
Schon in der Nacht zuvor, am Dienstag, wurde ein Student von einem Auto überfahren - auch er trug Kopfhörer, als er hinter einem Bus die Straße überqueren wollte. Er hatte den herannahenden Wagen nicht gehört und zog sich schwere Verletzungen zu.
Die Polizei ist machtlos
Immer wieder kommt es zu Unfällen im Straßenverkehr, weil Fußgänger durch laute Musik oder ihre Handys abgelenkt sind. Doch anders als bei Autofahrern und Radlern ist die Polizei machtlos. Mit repressiven Maßnahmen komme man da nicht weiter, meint Rainer Männicke, Erster Hauptkommissar bei der Verkehrspolizei München, gegenüber der "Süddeutschen Zeitung". Der Polizei bliebe lediglich, an die Vernunft der Verkehrsteilnehmer zu appellieren.
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Er rät, den Kopfhörer erst im Zug aufzusetzen oder die Musik so leise zu drehen, dass man Außengeräusche noch wahrnehmen kann. Denn häufig sind die Kopfhörer geräuschisolierend konstruiert, Außengeräusche werden kaum mehr gehört. Ein enormes Risiko im Verkehr, warnt die Münchner Polizei.
Eine pädagogische Herausforderung
Es ist also vor allem pädagogische Arbeit gefragt, doch einen offiziellen Leitfaden zum Umgang mit dem Smartphone im Straßenverkehr gibt es nicht, sagt Ursula Oberhuber vom Referat Bildung und Sport. Die Schulen sollten eigenständig reagieren.
Im Maria-Ward-Gymnasium in Nymphenburg, der Schule des tödlich verunglückten Mädchens, sagt Jürgen Schmelter, Mitglied der Schulleitung: "Natürlich werden wir das Thema Kopfhörer im Straßenverkehr aufgreifen. Wir wollen unsere Schülerinnen und Schüler sensibilisieren." In welcher Form sei aber noch unklar, die Trauerfeier nach den Osterferien habe Vorrang.
An zwei Unfällen waren Tram-Bahnen beteiligt. Aber die Münchner Verkehrsgesellschaft plant keine konkreten Warnhinweise. Pressesprecher Matthias Korte sieht "ein gesamtgesellschaftliches, kein spezifisches Thema des öffentlichen Nahverkehrs": "Hier kann man nur an den Einzelnen appellieren."