"Kopf mit dem Messer abschneiden": Arbeiter verletzt Chef

MÜNCHEN - Eisenstange, Messer und Klebeband: Mit diesen Utensilien stellte ein Trockenbauer (49) seinen Boss zur Rede und forderte von ihm 10000 Euro – das Geld bekam er nicht, dafür eine Anklage.
Nur einen falschen Satz brauchte es an diesem 2. August 2010 – und Johann B. drehte durch. Der Trockenbauer aus Unterreit wollte seinen Chef Torsten L. zur Rede stellen. Der hatte ihm, so behauptet es der 49-Jährige zumindest, zwei Monatslöhne nicht gezahlt und auch sonst noch einiges geschuldet. Doch was als Aussprache gedacht war, endete blutig.
Jetzt muss sich Johann B. wegen schwerer räuberischer Erpressung in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung vor dem Landgericht München I verantworten.
Der Tatvorwurf wiegt schwer. Denn B., hellgraues Sweatshirt, Jeans und Turnschuhe, ging nicht einfach so zu der Aussprache, er hatte „Vorbereitungen“ getroffen. In einen Eimer packte er ein Eisenrohr, ein Messer und Klebeband. „Das habe ich mitgenommen, um ihn zu bedrohen, sonst hätte er nie gezahlt“, sagte der Beschuldigte am Montag vor Gericht. Und weiter: „Ich hab’ ihm gesagt, ich will 10000 Euro und dass ich ihm den Kopf mit dem Messer abschneide.“
Der Chef soll das (obwohl B. eine Metzgerlehre absolviert hatte) nur mit einem müden Lächeln quittiert haben. „Du kannst mir gar nichts“, hat der zu mir gesagt, erinnerte sich der 49-Jährige. Da rastete er aus und schlug mit dem Eisenrohr zu. Wie oft, daran kann er sich nicht mehr erinnern. „Aber es werden schon mehrere Male gewesen sein.“
Ein paar Schläge konnte Torsten L. abwehren, dann ging er zu Boden. Dort ging er zum Schein auf die Forderung ein, versprach seinem Angestellten das Geld. Der ließ dann von ihm ab.
Das Motiv scheint klar: Johann B. stand das Wasser bis zum Hals. „Mir haben ein paar Monatslöhne gefehlt und Geld für Maschinen, die ich meinem Chef geliehen habe.“ Deshalb fürchtete er, die Raten fürs Haus nicht mehr bezahlen zu können. Er ist mit 160000 Euro in den Miesen.
Nach der Tat packte B. seine „Utensilien“ wieder ein und fuhr in sein Haus nach Unterreit, wo er sich nur wenige Stunden später widerstandslos festnehmen ließ. Das Opfer wurde derweil in der Klinik behandelt. „Er war kooperativ, führte uns zu der Tatwaffe und sagte uns auch sonst, wo alles zu finden war“, berichtete ein Polizeibeamter vor Gericht. Und niedergeschlagen sei der Angeklagte gewesen. „Er fürchtete, jetzt sei seine Existenz endgültig zerstört.“ Der Prozess wird fortgesetzt. Verena Duregger