Konstantin Wecker im Interview: „Es wird jede Menge Ärger geben“
Konstantin Wecker prophezeit der Politik einen heißen Herbst. Der 63-jährige Liedermacher und Komponist blickt auf eine jahrzentelange Demonstrationserfahrung zurück. Das AZ-Interview.
AZ: Auf wie vielen Demonstrationen waren Sie schon?
KONSTANTIN WECKER: Da kann ich unmöglich eine Zahl nennen. In der 68er-Zeit war ich fast jede Woche auf einer. Hunderte waren es insgesamt bestimmt.
Sind Sie am Samstag auch bei der Menschenkette gegen die Atompolitik?
Ich wäre gerne hingegangen, habe aber am Wochenende Konzerte. Dafür bin ich am 16.Oktober in Stuttgart – um gegen Ministerpräsident Mappus und den brutalen Polizeieinsatz zu demonstrieren.
Sind die Münchner protestfreudig?
Ich glaube nicht, dass die Münchner vom Grundsatz her besonders gerne demonstrieren. Da ist es in Städten wie Berlin leichter, Bürger zu mobilisieren. Vielleicht liegt das auch daran, dass es den Münchner so gut geht. Es gibt aber Themen, bei denen die Münchner schon immer sehr aktiv waren.
Zum Beispiel?
Wenn es gegen Neonazis ging, haben die Münchner schon oft Farbe bekannt und sind auf die Straße gegangen. Und auch bei Anti-Kriegsdemos ist in München was los.
Direkten Erfolg hatten nur wenige Demos – warum muss man trotzdem hin?
Die Frage muss eher lauten: Wie sähe die Gesellschaft aus, wenn es keine Proteste gäbe? Ich bin selbst schon oft gefragt worden: Warum machen Sie immer weiter? Ich bin eben ein Mosaikstein von vielen. Heutzutage lassen sich die Politiker von der Wirtschaft doch alles diktieren. Siehe Atomdeal. Da ist es wichtig, dass wir auf unsere Demokratie aufpassen. Sie muss lebendig bleiben.
Glauben Sie, dass die Laufzeitverlängerung der AKWs für einen heißen Herbst sorgt?
Da wird es noch jede Menge Ärger für die Politiker geben. Und auch Stuttgart 21 wird ihnen um die Ohren fliegen. Ich bin 63 Jahre alt – aber ich rege mich über sowas auf. Und das ist gut so.
Interview: Julia Lenders
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