Konkurrenz auf der Straße

München - In München tobt der Straßenkampf. Täglich stehen sich Autofahrer und Radler gegenüber. Momentan haben ganz klar die Autos die Nase vorn. Jetzt möchten auch die Stadtwerke in den Wettstreit auf der Fahrbahn eintreten. Im Sommer gehen sie mit Leihradln an den Start.
An Amsterdam oder Kopenhagen kommt München nicht heran – zumindest wenn es um die Mobilität auf dem Rad geht. In der dänischen Hauptstadt fahren 55 Prozent
der Bewohner morgens mit dem Rad zur Arbeit oder in die Universität. In München sind es gerade einmal 17 Prozent.
So gerne München Radlhauptstadt wäre, sie ist es bislang noch nicht recht. Das bestätigt eine aktuelle Studie des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC). Von den befragten 12 028 Radlern erhielt die bayerische Landeshauptstadt gerade mal die Gesamt-Schulnote 3,7.
Ab Sommer wollen auch die Stadtwerke (SWM) im Radl-Markt mitmischen. Am 17. Juli geht die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) mit einem neuen Mietradsystem an den Start und wird damit vor allem auch der DB-Tochter „Call a Bike“ Konkurrenz machen. Wie viel das Projekt kostet, will der Leiter der Stadtwerke nicht verraten, angeblich haben Stadt und SWM zehn Millionen Euro in das Radl-Konzept investiert.
„Wir sehen das Ganze von verkehrstechnischer Seite“, sagt MVG-Chef Herbert König. Die Münchner Verkehrsbetriebe wandelten sich vom klassischen ÖPNV-Unternehmen zum umfassenden Mobilitätsdienstleister.
Zu Beginn werden an 20 Stationen etwa 600 Fahrräder im Stadtgebiet zur Miete zur Verfügung stehen. „Bis zum Ende des Jahres werden die Stationen sukzessive aufgestockt“, sagt Gunnar Heipp, Projektplaner bei der MVG, „bis zum Ende des Jahres sind 125 Stationen mit insgesamt 1200 Rädern geplant.“ Bereits ab Juni gehen einige Fahrräder in die Testphase und sind dann in der ganzen Stadt im Einsatz – allerdings nicht für die Öffentlichkeit. 40 Mitarbeiter der MVG testen die vandalismussicheren, 23 Kilogramm schweren Acht-Gang-Räder, bevor diese endgültig auf die Straße dürfen.
Und so funktioniert’s: Zum Leihen eines Rads die neue App „MVG more“ aus dem Apple-Store für iPhones oder bei Google Play für Android-Geräte herunterladen und einmalig registrieren. Mieten können nur Volljährige, da in der App Kontodaten hinterlegt werden.
Auf einem Stadtplan werden dann verfügbare Radl in der direkten Umgebung und Mietradstationen in Echtzeit angezeigt. Einfach das Rad der Wahl anklicken und entweder für 15 Minuten lang kostenfrei reservieren oder gleich buchen.
Nach dem Buchungsvorgang erscheint ein Zahlencode. Dieser muss am Gepäckträger des Radls in den sogenannten Bordcomputer eingegeben werden. Los geht die Fahrt!
Zurückgegeben werden können die Leihräder an allen Radlstationen oder überall im grün markierten Stadtgebiet (s. Grafik unten). Die Mietdauer ist beendet, wenn das Rad in den vorgesehenen Ständer geschoben oder abgeschlossen und am Bordcomputer manuell beendet wird. Theoretisch kann eine Fahrpause eingelegt werden (einfach das Rad abschließen). Die muss bei gleichbleibendem Tarif bezahlt werden.
Und das kostet’s: Pro Minute berechnen die Verkehrsbetriebe acht Cent (genau wie Call a Bike). Abonnenten der Isarcard und Studenten bezahlen fünf Cent. Darüber hinaus gibt es für Vielradler ein Jahrespaket um 48 Euro. Täglich können dann 30 Minuten frei gefahren werden. Studenten radeln für zwölf Euro im Halbjahr. Bezahlt wird bargeldlos via App per Lastschrift-Einzug vom Bankkonto oder von der Kreditkarte.