Konen: Aufräumen mit der Geschichte
MÜNCHEN - Die dritte Generation packt’s an. „Die Zeit zwischen 1936 und 1950 war eine Black Box“, so sagt es Konen-Chef Peter Eberle. Enteignung, Arisierung, Krieg – es ist eine schwierige Historie, die Konen anlässlich von mehreren Jubiläen jetzt aufarbeitet: Vor 140 Jahren gründete der jüdische Kaufmann Isidor Bach das Textilfachgeschäft, vor 75 Jahren musste er es auf Druck der Nazis an seinen einstigen Lehrling Johann Konen verkaufen.
2001 wird das Haus neu organisiert – und neben Eberle tritt Konen-Enkelin Gabriele Godl ein. Für eine Festschrift hat das Bayerische Wirtschaftsarchiv unter Eva Moser jetzt „50 laufende Meter an Belegen“ studiert. Und obwohl die Enteignung 1936 für die Familie Bach nicht lukrativ war, sei sie doch einvernehmlich abgelaufen. „Wir wollten über die Vergangenheit nicht mehr schweigen, weil es nichts zu verschweigen gibt“, sagt Eberle. Als „Joppenkönig“ ist Isidor Bach zur Jahrhundertwende bekannt, begrüßt sogar den Prinzregenten, der sich für die elektrischen Zuschneidemaschinen begeistert.
Acht Mark kostet damals der Rodel-Sweater, die Pelzjoppe mit Hamsterfutter 60 Mark. 1919 fängt Konen als Lehrling an – das Unternehmen kämpft. Erst gegen die Wirtschaftskrise, dann gegen die Arisierung. 1933 sprechen Nazis im Geschäft Kunden an, dass man hier bei Juden kaufe. 1936 kauft Konen mit weiteren Anteilsnehmern für 680000 Reichsmark das Kaufhaus. Die Gewinne steigen, in der Reichspogromnacht 1938 wird das Haus der Bachs in Brand gesteckt, die Familie flieht.
Konen wird bei Fliegerangriffen bis auf die Kantine zerstört. Das einzige Transportfahrrad – zerbombt. Doch Konen hat Glück: Als erstes Geschäft Münchens nähen sie auf Wunsch der Amerikaner Mäntel, die KZ-Häftlingen zugute kommen. Konen schreibt der Familie Bach ins Exil. Godl, deren Großvater Tagebuch führte, sagt: „Die Familien sind freundschaftlich verbunden.“ Bis heute haben Bachs Anteile an Konen.
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