Kompost-SUVs in München abgestellt: Was steckt dahinter?

München - Täuschend echt sehen sie aus. Erst beim zweiten Blick erkennt man, dass es sich bei den drei SUVs nicht um echte Autos handelt, die seit dem Wochenende an drei Plätzen in der Stadt stehen.
Moder-SUVs in München abgestellt: Was es mit den Kunstwerken auf sich hat
Dahinter steckt die Berliner Künstlerin Folke Köbberling. Im Rahmen des städtischen Programms "Public Art München" wurde sie eingeladen, ihre Skulpturen mit dem Titel "Mash & Heal" (etwa: "Zerstampfe und Heile", d. Red.) hier in der Stadt aufzustellen.
"Ich habe mir überlegt, was prägend ist für München", sagt die Künstlerin im Gespräch mit der AZ. "Der Autoverkehr und die immer größer werdenden Autos fand ich hier auffallend und künstlerisch herausfordernd".

Jetzt stehen sie da, drei riesige SUVs am Straßenrand am Europaplatz, in der Nähe des Sendlinger Tors und an der Dachauer Straße.
"Bestenfalls wachsen Pflanzen daraus": Was die Künstlerin sich von ihrer SUV-Aktion erhofft
Ein Jahr lang soll man den Skulpturen dabei zuschauen, wie sie langsam verrotten. "Bestenfalls wachsen Pflanzen daraus", so Köbberling. Für sie sehen die Skulpturen aus "wie Relikte aus einer anderen Zeit, als wären sie ausgegraben worden".
Sie bestehen aus Holz, Lehmaushub, Wolle und Weizen. Nach dreizehn Monaten werden die drei zu Erde verwandelten Skulpturen in einer Art Prozession zu einer entsiegelten Fläche gebracht. Dann sind sie "reines Rohmaterial und ein hervorragender Dünger", sagt die Künstlerin.

Diskussion um Autostadt München: Ein Jahr lang modern SUV-Skulpturen vor sich hin
Es gab offenbar schon viele Reaktionen, während sie die Skulpturen am Wochenende aufgebaut hat. "Die Reaktionen waren unglaublich", sagt Köbberling. "Kinder und SUV-Fahrer hielten die Skulpturen für dreckige Autos".
Eins ist jedenfalls sicher: Kalt lassen die modrigen, langsam verrottenden Autoskulpturen die wenigsten ‒ gerade in der Autostadt München, wo jegliche Diskussionen rund um Autos und Parkplätze immer sehr hitzig sind. Das weiß auch die Künstlerin.
Sie beschäftigt sich schon lange mit dem Thema Mobilität, hat zum Beispiel 2010 mit ihrem damaligen Partner in Vancouver, Kanada aus Strohplatten einen riesigen Bulldozer gebaut, und ihn über fünf Jahre verrotten lassen.
Am Donnerstag wird die Aktion von der Stadt offiziell eröffnet. Zusätzlich gibt es am Freitag um 18 Uhr zum Thema "Wem gehört der Parkraum?" eine Diskussionsrunde im Kunstlabor 2 in der Dachauer Straße 90.