Kommunalwahlen begonnen: Udes Angst vor der CSU
MÜNCHEN - „Der Ude werd’s doch sowieso!“ Das mag schon sein. Aber mit wem wird er nach diesem Wahlsonntag regieren? Das ist die große Frage – und die Angst des roten Stadtregenten: vor einem schwarzen Rathaus.
Meinungsforscher sehen CSU und SPD in München immer näher beieinander. Da nützt Ude sein potenzielles Ergebnis „60 plus“ auch nichts. So kann es ihm blühen, dass er – wie sein Vorgänger Georg Kronawitter (SPD) – gegen eine CSU-geführte Ratsmehrheit kämpfen muss. Dann dürfte Ude das Lachen vergehen.
Der Wahlausgang wird daher äußerst spannend. Alles hängt davon ab, wie viele Münchner zur Wahl gehen. Denn: Die SPD fürchtet, dass ihre Leute zuhause bleiben, weil „der Ude sowieso gewinnt“. Deshalb trommelt Ude auch überall: „Ich brauche auch eine starke SPD.“
"Eh koa Chance ned" für Seppi?
Die CSU fürchtet dagegen, dass ihre Wähler wegbleiben, weil „der Seppi eh koa Chance ned hat“. Schmids größtes Problem ist – das kam bei jüngsten Umfragen heraus: Viele CSU-Wähler wissen nicht mal, wie der schwarze OB-Kandidat heißt ...
So schauen beide große Parteien nervös auf die Kleinen: Auf die Links-Partei (die selbst mit drei Sitzen rechnet) und die beiden rechtsextremistischen Gruppen. „Eine schlechte Wahlbeteiligung wird den Rechten gespenstische Chancen geben“, meint Ude. Dann stiege die Chance, dass Neonazis in den neuen Stadtrat kommen. Die werben in München mit kräftiger Unterstützung von Rechtsextremisten aus den neuen Ländern. Und wollen in der früheren „Hauptstadt der Bewegung“ ins Rathaus einziehen. Für alle demokratischen Parteien ein Graus.
Grüne peilen 15 Prozent an
Doch die etablierten Parteien haben noch ganz andere Nöte. Die SPD sorgt sich, dass Seppi Schmid mit seinen neuen und großstädtischen Tönen (besonders für mehr Kinderbetreuung) die Sozialdemokraten auf ihren ureigensten Themenfeldern verdrängt.
Und die CSU sorgt sich darum, wie sich die Streit-Themen Transrapid, Rauchverbot, verkürztes Gymnasium G8 oder auch das Prügel-Plakat auf die Stadtratswahl auswirken. Denn darüber sind auch viele eigene Leute sauer.
Die Grünen peilen 15 Prozent an – wenn sie nicht in den Abwärtssog der vorigen Wahlen gezogen werden. Sie haben inzwischen in der Wählerschaft Schnittmengen mit der CSU (die arbeitet deshalb an ihrem Image als Öko-Partei). Und buhlen in München auch um wertkonservative Wähler. Ihre neue Zielgruppe sind auch lebenslustige Hedonisten, weshalb sie sich für Blade Night oder Strandbars stark machen.
Und: Die Münchner FDP war so emsig wie seit Jahren nicht mehr.
Wer am Ende im Rathaus regiert – das haben jetzt ganz alleine die Münchner in der Hand.
Willi Bock