Kommunalausschuss entscheidet: Der Bolzplatz ist gerettet!

München - Zum Schluss haben alle ihre Meinung gesagt – und praktisch immer die gleiche. „Die Anträge gehen alle in die gleiche Richtung“, sagt Grünen-Stadträtin Lydia Dietrich. „Wir sind alle einer Meinung“, sagt CSU-Stadtrat Hans Podiuk. „Im Grunde sind wir uns ja alle einig“, sagt FDP-Stadträtin Gabriele Neff. Bürgermeisterin Christine Strobl (SPD) bittet die Ausschussmitglieder zur Abstimmung: keine Gegenstimme. Die Freispielfläche bleibt. Wie, soll jetzt mal die Verwaltung klären.
Damit ist der Bolzplatz an der Glockenbachwerkstatt gerettet. Der Kommunalausschuss folgte gestern den Anträgen der CSU, der Grünen, des Bezirksausschusses (BA) Altstadt-Lehel und der SPD – und kickte den Plan des Kommunalreferats in die Tonne.
Der sah vor, die Häuser an der Müllerstraße 2 – 6 von der städtischen Wohnungsgesellschaft GWG abreißen und neu bebauen zu lassen. 20 öffentlich geförderte Wohnungen sollten so entstehen. Der Bolzplatz aber wäre verschwunden. Das führte zu großem Protest: 600 Betroffene demonstrierten am Montag und Dienstag mit Prominenten wie Paul Breitner, Dieter Hildebrandt und die Sportfreunde Stiller. (AZ berichtete).
Vor den Protesten wollten auch die OB-Kandidaten der CSU und der Grünen, Josef Schmid und Sabine Nallinger, den Bolzplatz erhalten. Anders als die SPD. Dann wurde der Abriss-Plan am Montag endgültig abgesägt: In der AZ kündigte OB-Kandidat Dieter Reiter an, die Pläne des Kommunalreferats neu prüfen lassen zu wollen.
Die SPD-Ausschussmitglieder folgten gestern seinem Wunsch und forderten, die GWG solle eine Variante prüfen, „die eine Freispielfläche enthält“. Die CSU verlangte, den Bolzplatz „in seiner jetzigen Form“ zu erhalten „oder als integrierter Ballspielplatz auf dem Grundstück“ neu zu errichten. Die Grünen schlugen vor, die Corneliusstraße vor den Häusern zu verkleinern, um Raum für den Spielplatz zu schaffen. Gleiches forderte auch der BA.
Jetzt werden Planungs- und Kommunalreferat all diese Varianten untersuchen: Wie lange dauert’s, was kostet’s? Das werden die Experten dem Ausschuss in etwa drei, vier Monaten sagen können, meint BA-Chef Wolfgang Püschel. „Dann wird man hier die kostengünstigste und für die Kinder beste Lösung auswählen.“
Püschel ist jetzt „sehr zufrieden“ über das Ergebnis – genau wie Till Hofmann, der mit seinen Mitstreitern die Demo und die Protest-Konzerte gegen den Abriss organisiert hat. „Wenn’s kein Hintertürl mehr gibt, dann freue ich mich“, sagt er der AZ. Er habe immer gehofft, dass der Protest etwas bewirkt. „Wir mussten einfach Öffentlichkeit schaffen“, sagt Hofmann. „Sonst hätten sie das Ganze einfach durchgewunken.“