Kommt jetzt die Solar-Wiesn?

Oktoberfest soll für klimaschutz werben: Tragen Zeltdächer bald Photovoltaik-Anlagen? Die Grünen sind dafür, die Wirte skeptisch. Einer, der’s probiert hat, sagt: „Toll – aber teuer.“
von  Anne-Kathrin Koophamel
Noch ist das nur eine Fotomontage: Die Fischer-Vroni mit Solarzellen auf dem Dach.
Noch ist das nur eine Fotomontage: Die Fischer-Vroni mit Solarzellen auf dem Dach. © Fotomontage: Monika Hoffmann

Tragen Zeltdächer bald Photovoltaik-Anlagen? Die Grünen sind dafür, die Wirte skeptisch. Einer, der’s probiert hat, sagt: „Toll – aber teuer.“

München - Die Wiesn soll grüner werden. Das zumindest wünschen sich Bürgermeister Hep Monatzeder (Grüne) und das Umweltreferat. Sie hoffen, dass eine Solaranlage auf der Theresienwiese installiert wird, freistehend oder auf den Dächern der Festzelte.

„Ich befürworte diese Idee“, sagt Monatzeder, „das Oktoberfest kann hier eine Vorbildfunktion einnehmen.“ Am 28. Juni wird eine Vorlage im Stadtrat diskutiert. Es geht um die Frage, wo noch etwas auf der Wiesn in Sachen Umwelt getan werden kann. Klimaneutrale Fahrgeschäfte, klimafreundliche Beleuchtung und eben klimafreundlicher Strom.

Das wirke sich nicht nur auf die Ökobilanz positiv aus, sondern auch der Werbeeffekt sei enorm, findet Monatzeder. „Wenn es in einer Broschüre steht, liest das doch keiner.“ Aber eine Solarplatte auf den Dächern – das sei ein sichtbares Zeichen. „Wir zwingen keinen dazu, das ist freiwillig“, sagt Monatzeder.

Auch Wiesn-Chefin Gabriele Weishäupl steht der Idee „grundsätzlich offen“ gegenüber. Allerdings müsse eine Anlage vereinbar sein mit dem Brandschutz und der Statik der Zelte (gerade bei diesem Punkt kommen vermehrt Zweifel an der Machbarkeit auf). Weishäupl: „Seit den 90er Jahren tun wir viel für die Umwelt.“ Heute ist Einweggeschirr verbannt, zehn Prozent der Betriebe verkaufen Bio-Essen, und das Abwaschwasser der Küchen spült in einigen Zelten die Toiletten.

Ganz neu sind Solarzellen auch nicht. 2007 gab es bereits ein Pilotprojekt mit einem Autoscooter: Schausteller Heiner Distel stellte eine Anlage von zwanzig Quadratmetern auf. „Das war toll, aber auch ganz schön teuer“, sagt er heute. Genügend Strom habe die Anlage aber nicht geliefert. „Vielleicht 0,05 Prozent meines Bedarfs, mehr nicht.“

Genau das ist einer der Diskussionspunkte: Kann eine Solaranlage den Bedarf eines Zeltes decken?

„Sicher nicht“, sagt Harald Will von der Stadtwerke-Tochterfirma „Solarinitiative München“. „Aber Kleinvieh macht auch Mist. Es geht darum, dass man in der Stadt München mehr Solaranlagen sieht, dass man ein Zeichen setzt.“ Dafür sei die Wiesn optimal. So sieht das auch Bürgermeister Monatzeder: „Jeder auf der Welt kennt das Problem des Klimawandels. Ich denke, auch die Australier, die hierher kommen, werden darauf aufmerksam.“

Die Wirte stehen der Idee zwar nicht ablehnend gegenüber, sind aber skeptisch. „Alles, was in diese Richtung geht, würde ich unterstützen – solange es sich rechnet“, sagt Günter Steinberg vom Hofbräuzelt. Er habe schon mal eine Anlage für Wärmerückgewinnung prüfen lassen: „Die Hendlgrille geben ja so viel Wärme ab.“ Doch die Investition habe bei weitem den Nutzen überschritten. „Da habe ich Bedenken, ob sich eine Solaranlage für 16 Tage rechnet.“ Ähnlich sieht das Löwenbräu-Kollege Wiggerl Hagn. „Für die vorübergehende Nutzung ist das einfach zu teuer“, sagt er. Außerdem sei die Leistung viel zu gering. „Und bei Regen muss ich dann mein Zelt zusperren, oder?“

Besser gefällt ihm die Idee einer freistehenden Photovoltaik-Anlage auf dem Oktoberfest. Hagns Vorschlag: „Am Behördenhof kann man dauerhaft eine installieren.“

 

 

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