Kommt in München bald ein Tempo-30-Limit?
München - Vor gut sechs Jahren setzte das Kreisverwaltungsreferat (KVR) zum großen Wurf an: Tempo 30 fast überall in der Stadt. Das gängige 50er-Limit innerorts, so schlug der damalige KVR-Chef Wilfried Blume-Beyerle (SPD) vor, sollte in München nur noch in Ausnahmefällen gelten.
Der Protest in der CSU war seinerzeit groß. Und auch die SPD zeigte sich überaus skeptisch. Nur die Grünen hegten Sympathien für die Idee. Das Thema war im Rathaus trotzdem recht schnell wieder vom Tisch.
In vielen Stadtvierteln rufen Lokalpolitiker nach Tempo 30
Nun kommt die Tempo-30-Stadt wohl doch – allerdings in einer verschlankten Light-Version. Blume-Beyerles Nachfolger Thomas Böhle (SPD) will prüfen lassen, ob es nicht doch sinnvoll wäre, vor Schulen, Krankenhäusern und Seniorenheimen eine Tempo-30-Zone einzurichten. Böhle reagiert damit auf eine Reihe von Anträgen aus den Bezirksausschüssen. In den Stadtviertel-Parlamenten rissen die Rufe nach einer strengeren Begrenzung der Höchstgeschwindigkeit nämlich auch in den vergangenen Jahren nicht ab.
Die neuralgischen Punkte sollen nun untersucht werden
In der Maxvorstadt hätten die Lokalpolitiker gerne eine 30er-Zone vor dem Kindergarten in der Sandstraße. Im Dreimühlenviertel sorgen sich viele Eltern um die Sicherheit ihrer Kleinen, die das Haus für Kinder am Roecklplatz besuchen. Und in Haidhausen hätte der Bezirksausschuss gerne vor allen Schulen grundsätzlich Tempo 30.
Der Stadtrat hat dem Vorschlag von KVR-Chef Böhle deshalb am Dienstag zugestimmt. "Wir wollen ein Plus an Sicherheit im Straßenverkehr", sagte Christian Vorländer (SPD). Wo sich besonders viele Kinder, Jugendliche oder ältere Menschen aufhielten, müsse man besondere Sorgfalt walten lassen, so der Fraktions-Vize. Das KVR will deshalb nun eine groß angelegte Untersuchung anstrengen. Fast 2.000 Straßenzüge müssen überprüft werden.
Freilich nicht überall wird am Ende eine 30er-Zone eingerichtet werden. Die CSU pocht darauf, dass vor allem an den Hauptverkehrsstraßen Alternativen wie Ampeln oder Schulweghelfer geprüft werden, sollte durch Tempo 30 dort der Verkehrsfluss stark beeinträchtigt werden.
Möglich wird die Ausweitung der 30er-Zonen ohnehin erst durch eine Änderung der Straßenverkehrsordnung. Erst seit Mai dieses Jahres dürfen Kommunen an Gefahrenstellen eigenmächtig ein Tempolimit erlassen. Davor wären solche Anordnungen gar nicht zulässig gewesen.
Übertrieben Gebrauch machen von der neuen Freiheit will das KVR aber auch nicht gleich. Nur 300 Meter sollen die neuen 30er-Zonen lang werden. Zudem sollen Schilder deutlich auf den Grund für das Tempolimit hinweisen – also auf Kitas, Schulen oder Ähnliches. Das soll bei Autofahrern das Verständnis wecken.
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