Kommt die Modellbau-Affäre wieder in Fahrt?

München - Wird Ex-Staatskanzlei-Chefin Christine Haderthauer (CSU) doch noch einmal von der Modellauto-Affäre eingeholt? Die Staatsanwaltschaft München hat die Ermittlungen im Zusammenhang mit den dubiosen Modellauto-Geschäften, die sie und ihr Mann Hubert betrieben haben (AZ berichtete), eigentlich eingestellt.
Das will ihr ehemaliger Geschäftspartner, der sich betrogen fühlt und auch Schadensersatz in Höhe von 300 000 Euro auf dem Gerichtsweg fordert, nicht akzeptieren. Sein Anwalt, Malte Magold aus Nürnberg, hat gegen die Einstellung der Ermittlungen bereits eine Beschwerde eingelegt.
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Magold im AZ-Gespräch: "Zu viele Merkwürdigkeiten"
„Das sind mir ein bisschen zu viele Merkwürdigkeiten, mit denen die Einstellung der Ermittlungen begründet wird“, sagt Magold der AZ. Derzeit kämpft er darum, Einsicht in die Ermittlungsakten zu bekommen, um sich ein noch genaueres Bild machen zu können. Ein entsprechender Antrag, so Magold, sei zunächst jedoch abgewiesen worden.
„Ich halte das schon für bemerkenswert, dass ich von der Einstellung der Ermittlungen gegen Christine Haderthauer aus der Zeitung erfahren habe und nicht von Seiten der Staatsanwaltschaft unterrichtet wurde. Immerhin spielt mein Mandant in dem Verfahren eine nicht unerhebliche Rolle“, übt der Anwalt Kritik.
Einen Punkt, den die Staatsanwaltschaft in Bezug auf Christine Haderthauer für strafrechtlich nicht relevant hält und den Magold sehr genau unter die Lupe nehmen will, sind Schecks, die im Zusammenhang mit den Aktivitäten von „Sapor Modelltechnik“ stehen, die auf den Namen von Christine Haderthauer ausgestellt waren und am Ende auf einem Privatkonto gelandet seien. Dass diese Beträge später nicht als Einnahmen in der Steuererklärung aufgetaucht seien, könne Christine Haderthauer nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht vorgeworfen werden.
Außer der Einreichung der Schecks hätten sich keine Hinweise auf eine weitere Beteiligung von ihr an den Geldtransfers ergeben.
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Modellauto-Zahlungen auf das Konto von Haderthauers Mutter
Zu den Merkwürdigkeiten, die der Einstellung der Ermittlungen gegen Christine Haderthauer zugrunde lagen, gehörten auch mehrere Zahlungen, die ebenfalls im Zusammenhang mit den Modellauto-Geschäften standen, und auf dem Konto der Mutter von Christine Haderthauer landeten und unmittelbar darauf auf das Privatkonto ihrer Tochter und ihres Schwiegersohns weitergeleitet worden seien.
Die Staatsanwaltschaft habe sich in diesem Zusammenhang mit der Erklärung zufrieden gegeben, dass es sich dabei um die Tilgung eines Darlehens gehandelt habe, kritisiert Magold die Einschätzung der Staatsanwaltschaft. „Das ist schon ein ausgesprochen merkwürdiger Weg, um ein Darlehen zurückzubezahlen“, wundert sich der Anwalt.
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Drängte sie eine Mitarbeiterin zur Falschaussage?
Während Hubert Haderthauer inzwischen vom Dienst als Landgerichtsarzt suspendiert wurde und wegen Betrugs und Steuerhinterziehung derzeit vor dem Münchner Landgericht steht, soll Christine Haderthauer nach dem Willen der Staatsanwaltschaft mit einem Strafbefehl davonkommen.
Den Ermittlungen zufolge hat sie ihre Wahlkreismitarbeiterin, deren Kosten bereits vom Landtag bezahlt wurden, auch noch als fiktive, nur auf dem Papier bestehende Mitarbeiterin der Firma „Sapor Modelltechnik“ ausgegeben und ein zweites Mal steuerlich abgerechnet. Zu einem weiteren Vorgang in Zusammenhang mit der Beschäftigung dieser Mitarbeiterin, gegen die ebenfalls Ermittlungen anhängig sind, wollte sich die Staatsanwaltschaft aufgrund des laufenden juristischen Verfahrens nicht äußern.
Rechtsanwalt Magold bestätigte jedoch, dass Christine Haderthauer nach den Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft offenbar versucht hat, ihre Mitarbeiterin zu der Falschaussage zu bewegen, doch für „Sapor Modelltechnik“ gearbeitet zu haben. Diese Versuche hätten selbst dann noch stattgefunden, als gegen Christine Haderthauer bereits Ermittlungen liefen.