Kommando Otto Skorzeny: Rechte bedrohen Münchner Wirte
München - Die Mail beginnt höflich. Der Verfasser spricht den Wirt des Augustiner Bürgerheims in der Bergmannstraße freundlich an. Doch nach wenigen Zeilen wird der Ton unverhohlen feindselig, rechte Hassparolen folgen. Am Ende steht zur Warnung eine klare Drohung.
In dem Restaurant des 42-Jährige sollen "künftig keine Veranstaltungen linker, grüner bzw. antifaschistischer Gruppierungen oder Parteien mehr stattfinden", fordert der Absender, der sich als Mitglied einer rechten Gruppierung bezeichnet. Im Internet nennen sie sich "Interventionistische Rechte – Kommando Otto Skorzeny".
"In der Stadt haben mehrere Wirte derartige Droh-Mails in letzter Zeit erhalten", sagt Polizeisprecherin Elizabeth Matzinger. Der Staatsschutz beim Polizeipräsidium München hat die Ermittlungen übernommen.
Ein halbes Dutzend Gastwirte werden bedroht
Verschiedene Hotels, Restaurants und Gaststätten in und um München haben laut dem Verfassungsschutz in Bayern in den letzten Monaten Droh-Mails mit dem Absender "Interventionistische Rechte – Kommando Otto Skorzeny" erhalten. Darunter eine Ausflugsgaststätte am Ammersee, sowie eine Traditionswirtschaft in Passau. Etwa ein halbes Dutzend Empfänger derartiger Droh-Mails sind bekannt. Sie haben alle denselben Inhalt und enden mit der Drohung, Hausfassaden zu beschmieren oder Fenster einzuwerfen.
Katharina Schulze, die Chefin der Landtags-Grünen, sagt auf AZ-Nachfrage: "Das ist alarmierend. Ich hoffe, die Polizei kann schnell ermitteln, wer genau hinter den Mails steckt."
Staatsanwaltschaft München ermittelt
Beim Verfassungsschutz hat man die Gruppe seit Dezember 2017 im Visier. "Wir nehmen solche Drohungen sehr ernst", betont Sprecher Markus Schäfert. Der Absender der Mails soll aus Mecklenburg-Vorpommern stammen. Auf der Homepage der Gruppe ist eine Adresse in Greifswald angegeben. Der Name Skorzeny spreche klar für einen Rechten Bezug. Skorzeny war Offizier der Waffen-SS und 1943 an der Befreiung des italienischen Diktators Benito Mussolini beteiligt.
Der Wirt vom Augustiner Bürgerheim hat bereits Anzeige erstattet. "Ich lasse mich davon nicht einschüchtern", sagt der 42-Jährige. Bei ihm treffen sich einmal im Monat die Grünen aus dem Bezirk. "Ich habe aber auch schon Treffen von CSU, SPD, den Jungen Liberalen und anderen Gruppen schon bei mir im Restaurant gehabt - daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern."
Auch der Tannengarten in der Pfeuferstraße in Sendling ist von Neonazis bereits bedroht worden. Vor etwa zwei Wochen ging eine Mail ein, berichtet der Geschäftsführer des Restaurants. Auch er war bereits bei der Polizei und will die Staatsanwaltschaft informieren.
"Ich freue mich über alle Gastwirte, die klar Haltung gezeigt haben", sagt die Grüne Katharina Schulze, "vor Rechten weichen wir nicht zurück". Bisher blieb es bei Drohnungen. Kein Lokal wurde beschmiert, es wurden auch keine Fenster eingeworfen.