Kokain-Handel in München: Der Dealer der Promis

Ein 46-Jähriger steht wegen Kokain-Handels vor Gericht. Er soll nicht nur Kurier gewesen sein, sondern den Stoff auch selbst verkauft haben – in einem bekannten Lokal in der City.
Torsten Huber |
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Der Angeklagte Markus M. (46) im Münchner Landgerichtssaal 277. Er soll in einem Promi-Lokal in der Umgebung des Viktualienmarkts mit Kokain gehandelt haben.
Torsten Huber Der Angeklagte Markus M. (46) im Münchner Landgerichtssaal 277. Er soll in einem Promi-Lokal in der Umgebung des Viktualienmarkts mit Kokain gehandelt haben.

MÜNCHEN - Blauer Gefängnisblaumann, grünes Hemd, Turnschuhe – da hat Markus M. (46) vor seiner Inhaftierung im Januar schon deutlich bessere Zeiten erlebt. 300.000 Euro verdiente er einst mit seiner Münchner Versicherungs- und Immobilienagentur im Jahr. Er fuhr Luxusautos, lebte in einem Haus an der Nymphenburger Straße. Ein angenehmes Leben.

Aber nach einem Herzinfarkt 2005 kündigten ihm zwei Auftraggeber die Verträge. Als das Geld ausblieb, stieg Markus M. um – und ein ins Drogengeschäft. Ab 2008 soll er die Schickeria beliefert haben. Dreisterweise sogar in der Nähe des Landeskriminalamts in der Maillingerstraße. Und in einem Promi-Lokal in der City. Jetzt steht der Kaufmann wegen Kokain-Handels vor der 9. Strafkammer beim Münchner Landgericht.

Auf der Anklageschrift schmückt seinen Namen sogar ein Doktortitel – obwohl M. nie promoviert hat. Sein Anwalt Dominik Matschl: „Wie der dahin kommt, ist unerklärlich. Durch sämtliche Akten wird er mit Doktortitel geführt.“ Markus M. streitet die Sache mit den Drogen erstmal ab. Er habe zwar mal ein Nagelset aus Frankfurt abgeholt, aber das sei ein Geschenk für die Tochter gewesen. Dass sich im Geschenk 400 Gramm Kokain im Straßenverkaufswert von 36.000 Euro befunden haben, will der Angeklagte nicht gewusst haben.

Der Vorsitzende Richter Thomas Denz: „Von München nach Frankfurt fahren, um ein Nagelset abzuholen? Glaube ich ihm nicht.“ Die Kammer macht M. klar, dass er sich anders aufführen muss, wenn er mit einem günstigen Urteil wegkommen will. Nach kurzer Rücksprache mit seinem Anwalt legt der Angeklagte ein Geständnis ab. 2000 habe er im Biergarten einen Autohändler kennengelernt.

„Später habe ich erfahren, dass der Autohandel nur vorgeschoben war.“ Tatsächlich ging es um Kokain. Nach den Erkenntnissen der Ermittler steigt M. im Sommer 2008 ins Drogengeschäft ein. Für den Partner erledigt er Kurierfahren. Er schmuggelte bis zu seiner Festnahme Kokain im Straßenverkaufswert von über 170.000 Euro. Der Angeklagte bekommt für jede Fahrt 100 Euro Benzingeld, 50 Euro Spesen und fünf Gramm Kokain für den Eigenkonsum. Damit soll er laut Anklage „insbesondere“ in einem Promi-Lokal in der Umgebung des Viktualienmarktes gedealt haben. Ins Visier der Ermittler geriet er erst nach der Festnahme des Autohändlers.

Am Freitag soll das Urteil gegen M. fallen.

 

 

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