König Ude bläst zum Angriff
Zwei Jahre sind es noch bis zur Landtagswahl, doch am Freitagabend hat in München der Wahlkampf begonnen. Denn kaum aus dem Urlaub zurück, meldet sich der neue SPD-Hoffnungsträger Christian Ude mit einer kämpferischen wie kampfeslustigen Wahlkampfrede zu Wort.
München – Es ist eine launige Rede, eine kämpferische
Rede – und am Schluss reißt es die Gäste von den Sitzen, stehend
klatschen sie Beifall. Christian Ude, der große SPD-Hoffnungsträger
für die Landtagswahl 2013, er hat die versammelten Genossen aus Stadt
und Land an diesem Freitagabend in seinen Bann gezogen, hat sie
euphorisiert. „Die Leute sind begeistert – und ich bin's auch“, sagt
ein zufriedener SPD-Landtagsfraktionschef Markus Rinderspacher. Der
Münchner SPD-Chef Hans-Ulrich Pfaffmann bilanziert: „Der Christian
Ude hat heute den Wahlkampf eröffnet.“ Und die
Grünen-Landesvorsitzende Theresa Schopper, die wie Ude einen
Politikwechsel in Bayern will, sagt: „Eines ist heute klar geworden:
Er will die CSU in die Wüste schicken. Und da sind wir dabei!“
Eigentlich hatte die SPD in den Münchner Schlachthof eingeladen,
um den 18. Jahrestag von Udes erstmaliger Wahl zum OB zu feiern. Doch
das rückt nun komplett in den Hintergrund. Schließlich ist aus einem
beliebten OB, Spitzname „Bürger-King“, dessen Amtszeit in wenigen
Jahren zu Ende geht, über die Sommerpause der große Heilsbringer der
bayerischen SPD – und zugleich der Schrecken der CSU – geworden.
Offiziell gekürt ist Ude zwar noch nicht – aber das ist Formsache.
„Eigentlich habe ich nicht sehr viel gesagt. Ich habe eigentlich
nur gesagt, ich sage nicht Nein“, berichtet Ude sehr selbstbewusst
von jenen Interviews, die den Stein ins Rollen gebracht hatten -
freilich, nachdem SPD-Landeschef Florian Pronold ihn zuvor als einen
möglichen sehr guten Spitzenkandidaten benannt hatte. Das alles habe
dann genügt, um einen „beträchtlichen Wirbel“ auszulösen, sagt Ude.
Mittlerweile gibt es zwei Umfragen, denen zufolge SPD, Grüne und
Freie Wähler zusammen eine realistische Chance haben, die CSU nach
der Wahl 2013 in die Opposition zu schicken. Und zwar zum ersten Mal
seit Jahrzehnten – es wäre eine Sensation. „Das ist eine gewaltige
Chance – lasst sie uns gemeinsam anpacken“, ruft Ude nun in den Saal.
Die Chance auf den Wechsel in der Staatskanzlei müsse einfach genutzt
werden. „Wir können es erreichen, zusammen mit Partnern wie den
Grünen und den Freien Wählern“, beschwört Ude die gesamte Opposition.
Und nachdem er dann doch noch etwas zur Münchner Wohnungspolitik
gesagt hat, bläst Ude zum Generalangriff auf die CSU. „Die CSU hat so
viel vergeigt in den letzten Jahren“, schimpft er, beklagt eine
„rückständige, unerträgliche Bildungspolitik“. Bayern sei
Schlusslicht bei Ganztagsangeboten und bei den Bildungschancen für
Kinder mit Migrationshintergrund. Und das achtjährige Gymnasium sei
„dilettantisch eingeführt worden“. Es ist ein kleiner Rundumschlag,
eine Rede, die Ude so ähnlich auch auf einem Parteitag oder im
Wahlkampf halten könnte. Pronold wird nachher, im Anschluss, voll des
Lobes sein: „Das hätte man, glaube ich, nicht besser machen können.“
Doch Ude, Pronold und die SPD wissen: Um die CSU in die Opposition
zu schicken, braucht es auch die Grünen und die Freien Wähler. Und
viele Rote und Grüne sind sich nicht hundertprozentig sicher, ob die
Freien Wähler auf der „richtigen“ Seite stehen werden. Pronold meint
allerdings, die Freien Wähler wollten sicherlich nicht, dass es ihnen
irgendwann so ähnlich ergehe wie jetzt der bayerischen FDP. „Die FDP
ist der Bettvorleger und Fußabtreter der CSU“, schimpft Pronold.
Ude aber nimmt die Tatsache, dass ein Sieg 2013 keineswegs sicher
ist, mit Humor. Er berichtet dem Publikum beispielsweise, was seine
Frau im Scherz zu der Kandidatur gesagt habe. „Weißt du, Christian,
die Sache ist nicht ohne Risiko. Es kann auch daneben gehen“, habe
sie gesagt. „Aber auf der anderen Seite wäre es so schlimm auch
wieder nicht, wenn du tatsächlich Ministerpräsident wirst.“ Der ganze
Saal lacht, und Ude ruft: „Wenn sich schon die eigene Frau damit
abgefunden hat, werde ich den Rest auch noch begeistern können.“