Kneipendebatte im Glockenbach: Zwei Häuser – Zwei Welten

MÜNCHEN - Anwohner gegen Barbesitzer, Partygänger gegen Schlafbedürftige: Während es in der Reichenbachstraße zwischen K&K-Bar und Trachtenvogl besonders wild in den Nächten zugeht, hat das Pimpernel in der Müllerstraße mit seinen Anwohnern keine Probleme.
Anwohner gegen Barbesitzer, Partygänger gegen Schlafbedürftige: Im Glockenbach tobt die Debatte um den drohenden Kneipenstopp (AZ berichtete). Während es in der Reichenbachstraße zwischen K&K-Bar und Trachtenvogl besonders wild in den Nächten zugeht, hat das Pimpernel in der Müllerstraße mit seinen Anwohnern keine Probleme. Sieben Parteien wohnen direkt über der Bar, die bis Mai 2009 renoviert und dabei auch besser isoliert wurde.
Feiern bis um sechs Uhr in der Früh sind kein Problem. Anders in der Reichenbachstraße: Gab es dort vor zehn Jahren viele Läden, machen sich nach und nach Bars breit. Sie haben am Wochenende meistens bis zwei Uhr nachts auf. Danach ziehen die Menschen mit Partylaune weiter – nicht immer ganz nüchtern. Anwohner sprechen von Schlägereien, grölenden Massen und beschädigten Autos. Die AZ hat sich in der Müller- und Reichenbachstraße umgehört. In beiden Häusern steht eine Kneipe im Erdgeschoss – doch trennen sie Welten. A. K. Koophamel
So soll's sein:
„Der Chef vom Pimpernel hat seine Gäste im Griff“: Inge Stamm (67), Rentnerin, Penthouse: „Das Viertel war immer lebendig. Das war der Grund, warum mein Lebensgefährte und ich vor fünf Jahren von Haidhausen hierhergezogen sind. Klar schreit mal nachts jemand auf der Straße, aber dafür lebe ich in einem Viertel mit jungen Leuten. Einem Viertel mit vielen Cafés, wo auch ich was trinken gehen kann und wo viele Restaurants vor der Tür sind. Das Pimpernel hat seine Gäste absolut im Griff. Der Chef legt Wert darauf, dass es vor seiner Tür leise ist. Und die Glasscherben werden auch jeden Tag aufgefegt.“
„Für kreischende Mädels auf der Straße kann kein Barbesitzer was“: Thomas Gebhardt (35), Florist: „Es ist was Wahres dran, dass das Glockenbach laut geworden ist. Aber ich höre nicht das Pimpernel, nur die kreischenden Mädels auf der Straße, die auf dem Weg zur U-Bahn sind. Dafür kann kein Barbesitzer was. Seit 13 Jahren leben ich im Viertel um den Gärtnerplatz, und es hat sich vieles verändert. Jetzt wird es gerade zu zu hip. Überall machen Klamottenläden auf, die keiner braucht. Wenn’s so weitergeht verliert das Viertel seinen einzigartigen Charme. Wegziehen werde ich aber nicht. Ich habe einen Blumenstand am Viktualienmarkt. Das ist nur einen Sprung entfernt.“
„Hier ist viel los. Aber das Lauteste im Viertel ist die Tram-Bahn“: Kathrin Eckl (29), Lehrerin, 2. Stock: „Das lauteste in der Müllerstraße sind die Tram und die Kreuzung zum Sendlinger Tor hin. Und das wusste ich, als ich vor zwei Jahren eingezogen bin. Damals wollte ich unbedingt ins Glockenbach, weil hier so viel los ist. Ich finde, dann muss ich auch mit dem bisschen Lärm von der Straße leben. Vom Pimpernel höre ich nichts, das ist absolut schalldicht. Rund um den Gärtnerplatz ist es ein so tolles Viertel zum Ausgehen: Die Bank, das Pimpernel, das Ksar – da gehe ich selbst gerne abends hin. Und ich denke, man kann mit den Barleuten auch reden, falls es öfter zu laut sein sollte. “
Hier gibt's Ärger:
„Jeden Abend ziehen hier Besoffene durch die Straße“: Sebastian Heilmann-Stiegler (25), Student: „Ich habe in Trudering gewohnt und wollte vor eineinhalb Jahren unbedingt in die Stadt ziehen. Es ist schon super zum Ausgehen, aber nachts ist es extrem laut. Vor allem weil es jeden Abend reichlich Besoffene gibt, die durch die Reichenbachstraße ziehen. Egal an welchem Tag. Ich kann nur schlafen, weil ich so weit oben wohne. Ob jemand darauf achtet, dass es vor den Bars leise ist, weiß ich nicht. Und ob ein Türsteher was bringen würde. Der kann auch nicht wie ein Oberlehrer alle paar Minuten die Raucher ermahnen. Obwohl das im Sommer unter der Woche schon toll wäre.“
„Im Sommer wird der Lärm sicher noch heftiger werden“: Daniel Pesic (25), Türsteher: „Ich bin erst vor ein paar Monaten eingezogen und finde das Nachtleben hier spitze. Aber ab und zu ist es schon laut. Die Musik aus den Kneipen höre ich weniger. Aber dafür die Leute, die von ihren Partys nach Hause gehen. Und es gibt viele Schlägereien im Viertel. Vorher habe ich im echt ruhigen Giesing gewohnt, vielleicht kommt es mir deshalb so laut vor. Das ist ein echter Kontrast. Im Sommer wird es sicher heftiger mit dem Lärm. Ob ich dann noch nachts das Fenster auflassen kann? Das frage ich mich an manchen Abenden auch schon. Da muss ich wohl abwarten.“