Klinikum Großhadern: Eine Hochzeit mit Kunstherz

Kristina und Thomas Schacht haben im Uniklinikum geheiratet: Die 40-jährige Mutter der drei Monate alten Emma Serafina kann aber nicht so ausgelassen feiern wie andere Menschen. Sie hängt an einer Maschine und wartet auf ein Spenderherz.
von  Abendzeitung

MÜNCHEN - Kristina und Thomas Schacht haben im Uniklinikum geheiratet: Die 40-jährige Mutter der drei Monate alten Emma Serafina kann aber nicht so ausgelassen feiern wie andere Menschen. Sie hängt an einer Maschine und wartet auf ein Spenderherz.

Zuerst gaben sie sich das Ja-Wort, dann regnete es für Kristina und Thomas Schacht gelbe Rosenblätter. Im Patientenzimmer der Herzchirurgischen Klinik der LMU applaudierten Pfleger, Ärzte, ein Standesbeamter und die Familie dem frisch vermählten Ehepaar.

Niemand weiß, warum das Herz plötzlich nicht mehr schlug

Der ungewöhnliche Ort für die Trauung hat einen tragischen Hintergrund. Denn die Mutter der drei Monate alten Emma Serafina wartet dringend auf ein Spenderherz – sie war nach der Geburt im August schwer erkrankt. Vier Tage nach dem Kaiserschnitt hörte ihr Herz plötzlich auf, zu schlagen. Niemand weiß, ob es ein Infekt war oder eine hormonelle Störung. Das Ärzte-Team in Großhadern implantierte ihr im gleichen Monat ein Herzunterstützungssystem. Seitdem ersetzen zwei Pumpen auf einem kleinen Rollwagen die wichtige Lebensfunktion.

„Die Implantation eines Kunstherzens war unumgänglich“, sagt Professor Bruno Reichart. Oberarzt Ralf Sodian ergänzt: „Manche Patienten leben ein Jahr mit dem Kunstherz. Es trägt dazu bei, dass sich weitere betroffenen Organe erholen. Einer Transplantation steht dann nichts mehr im Weg.“ In den vergangenen zwei Jahren wurden am Klinikum Großhadern etwa 80 Herzen transplantiert. Wie lange es dauert, bis ein passendes Spenderherz für Kristina Schacht gefunden ist, lässt sich nicht vorhersagen.

Die Hochzeit ist für Kristina Schacht erst einmal ein Moment der Freude und der Hoffnung: „Mein Leben stand auf Messers Schneide“, sagt sie, „doch mein Mann und meine Tochter geben mir Kraft.“

Der Hochzeitstermin stand schon lange fest

Vor zwei Jahren hat sich das Paar kennen gelernt, der Hochzeitstermin stand schon lange fest. „Natürlich hatten wir nie vor, im Krankenhaus zu heiraten“, sagt Bräutigam Schacht. Doch sie trotzen der Krankheit. Und so sagten die Herzpatientin und der ehemalige Rettungsflieger und jetzige Fachlehrer für Rettungsdienst an der Sanitätsakademie der Bundeswehr in der Herzchirurgischen Klinik „Ja“ zueinander.

Die Braut trug ein Kleid aus bordeaux-farbenem Seidentaft. Auf ihrem Schoß schlief die kleine Emma Serafina im Dirndl. Auch die erwachsenen Söhne des Bräutigams und enge Verwandte waren bei der Zeremonie dabei. Nach der Trauung wurde dann die Hochzeitstorte angeschnitten. Nach Hause darf die frisch gebackene Ehefrau aber nicht. Sie muss weiter in der Klinik bleiben. Deswegen sucht Ehemann Thomas Schacht auch dringend nach einer Haushaltshilfe.

mb, va

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