Klimaschutz in München: Stadt verabschiedet Programm - ein bisschen die Welt retten

Die Stadt verabschiedet ihr eigenes Programm zum Klimaschutz. Ob das viel bringt, ist allerdings umstritten.  
von  Florian Zick
An der Kundgebung "Mia ham's satt" beteiligten sich Anfang Oktober mehr als 80 Organisationen, setzten sich für Umwelt- und Tierschutz ein. Ihr Protest richtete sich gegen das Insektensterben, Tierleid in Riesenställen, zubetonierte Landschaften und den Verkehrskollaps.
An der Kundgebung "Mia ham's satt" beteiligten sich Anfang Oktober mehr als 80 Organisationen, setzten sich für Umwelt- und Tierschutz ein. Ihr Protest richtete sich gegen das Insektensterben, Tierleid in Riesenställen, zubetonierte Landschaften und den Verkehrskollaps. © Tobias Hase/dpa

Die Stadt verabschiedet ihr eigenes Programm zum Klimaschutz. Ob das viel bringt, ist allerdings umstritten.

München - Die Waldbrände in Kalifornien, die Überflutungen in Italien – man muss nicht lange zurückdenken, um Beispiele für die dramatischen Auswirkungen des Klimawandels zu finden. (Lesen Sie hier: Autoverkehr in Deutschland stößt immer mehr CO2 aus)

München ist von solchen Naturkatastrophen zum Glück bislang weitgehend verschont geblieben. Aber freilich: Ein immerblauer Himmel und wie heuer ein Biergarten-Sommer bis in den Oktober hinein – das werden auch in der bayerischen Landeshauptstadt nicht die einzigen Auswirkungen bleiben. Die Stadt hat deshalb ein eigenes Klimaschutzprogramm aufgelegt. (Lesen Sie hier: Bericht: G20-Staaten hängen beim Klimaschutz hinterher)

München will 1,2 Millionen Tonnen C02 per anno einsparen

Darin sind insgesamt 113 Einzelmaßnahmen gebündelt – von der Busspur und das Fernwärmenetz bis hin zum städtischen Förderprogramm für Elektromobilität. Umweltreferentin Stephanie Jacobs (parteifrei) hofft, im Einflussbereich der Stadt mit diesem Maßnahmenpaket jedes Jahr 1,2 Millionen Tonnen C02 einsparen zu können.

Bis 2030 soll der CO2-Ausstoß pro Einwohner so von derzeit 6,5 auf dann nur noch drei Tonnen im Jahr reduziert werden. Im Jahr 2050 soll das Leben in München dann sogar weitgehend klimaneutral ablaufen. Gestern hat der Stadtrat das Handlungsprogramm nun um einige Punkte erweitert. Darunter ein mit Biogas betriebener Bücherbus, energieeffiziente U-Bahnzüge und stromsparende LEDs bei der Straßenbeleuchtung.

Grüner Dominik Krause: "Zeichen der Mutlosigkeit"

Das klingt zunächst so, als hätte die Stadtverwaltung alle Register gezogen, um Energiesparmöglichkeiten zu finden. Wie viel das Münchner Klimaschutzprogramm aber tatsächlich wert ist, das war am Dienstag im Stadtrat höchst umstritten. Die Stadt habe sich die Zahlen schlicht schöngerechnet, schimpfte da ÖDP-Stadtrat Tobias Ruff.

Mit den jetzt beschlossenen Maßnahmen würden sich die Klimaziele für 2030 nie und nimmer einhalten lassen. Und auch Grünen-Vize Dominik Krause sprach von einem "Zeichen der Mutlosigkeit". (Lesen Sie hier: Bayern Schlusslicht bei umweltfreundlichem Verkehr)

Nach Ansicht der Grünen könne man viel mehr für das Klima tun. Man könne auf städtischen Grund Passiv- oder sogar Plusenergiehäuser als Standard festschreiben. Man könnte Photovoltaik-Anlagen verpflichtend machen, den Straßenraum zugunsten des Radverkehrs umverteilen oder den Einsatz von regionalen Lebensmitteln fördern.

"So werden wir unsere Ziele jedenfalls nie erreichen", so Stadträtin Sabine Krieger. 92 Millionen Euro will die Stadt nun in den Klimaschutz investieren. In zwei, drei Jahren soll dann untersucht werden, ob das Geld gut investiert war. Danach soll womöglich noch einmal nachgebessert werden.

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